Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
mehr bedeutet als alles andere. Ich werde einen Anfang machen – ich glaube, dass das, was ich für dich fühle, wahr ist. Reicht das für den Moment?“
Er hob eine Hand und legte sie auf ihre, mit der sie die Enden des Tuchs zusammenhielt. Die Zärtlichkeit, die ihn erfüllte, war neu, unerwartet und zu betörend, als dass er dagegen angehen könnte. „Ja, es ist genug. Komm, setz dich und trinke deinen Tee.“
„Ich will keinen Tee.“ Es erregte sie, so freimütig zu sein, das Tuch einfach fallen zu lassen. „Ich will auch meine Sachen nicht. Ich will dich.“
9. KAPITEL
E r stand unter einem Bann. Keiner von denen, für die Beschwörungsformeln nötig sind, dachte Rowan verträumt. Keiner, bei dem magische Kräfte benutzt werden mussten. Nein, sie war verliebt, und das, so nahm sie an, war wohl die älteste und ursprünglichste Art von Magie.
Bei keinem anderen Mann hatte sie sich so wohl gefühlt, bei keinem anderen Mann hatte sie sich so beklommen gefühlt. War nie so schüchtern gewesen, auch nie so offen, wie bei Liam. Zurückblickend wurde ihr klar, dass sie unter diesen Bann gefallen war in dem Moment, als sie sich auf den Klippen umgedreht und ihn dort hatte stehen sehen, den Wind in seinen Haaren, den Argwohn in seinem Blick, seine irische Heimat, die in seiner Stimme mitschwang, dieser wunderbare muskulöse Körper, der seine Kraft eisern unter Kontrolle hielt.
Liebe auf den ersten Blick, dachte sie jetzt. Ein weiteres Kapitel in ihrem ganz eigenen Märchen.
Und nach der Liebe, ihrer Liebe, hatten sie zusammen einen Weg zu einer Freundschaft gefunden. Eine Freundschaft, die ihr genauso wichtig war. Kameradschaft, eine Leichtigkeit des Seins. Sie wusste, dass er ihre Gesellschaft sehr genoss, bei der gemeinsamen Arbeit, in Gesprächen oder beim Zusammensitzen und Zuschauen, wie der Himmel sich mit dem Einbruch der Nacht veränderte.
Sie konnte es erkennen, an der Art, wie er sie anlächelte, wie er lachte, wie er mit der Hand über ihr Haar fuhr.
In solchen Momenten konnte sie spüren, wie die Rastlosigkeit in ihm sich in Zufriedenheit verwandelte. So wie damals, als er als Wolf zu ihr gekommen war und sich neben sie gelegt hatte, um sich von ihr vorlesen zu lassen.
War es nicht seltsam, dass sie auf der Suche nach ihrem eigenen inneren Frieden ihm etwas von seinem gegeben hatte?
Das Leben ist wunderbar, dachte sie, als sie sich niederließ, um den Fingerhut zu zeichnen, der hier am Ufer des Flüsschens in einer Reihe wuchs. Und jetzt, endlich, konnte sie anfangen, es zu leben.
Es war einfach schön, etwas zu tun, das sie liebte, hier an einem Platz zu sitzen, der sie mit Glück erfüllte, die Zeit damit zu verbringen, ihre Talente zu erforschen und auszuleben, zu beobachten, wie die Sonne durch die Baumwipfel fiel, wie das silberne Band des Wassers sich durch die Wiese schlängelte.
Al diese unterschiedlichen Grüntöne zu studieren, die verschiedenen Formen und Schattierungen, die unglaublich komplexe Maserung in der Rinde der Douglasfichten, die liebreizende Anmut eines üppigen Farns.
Für all diese Dinge gab es Zeit. Zeit für sie, Rowan.
Nicht länger musste sie morgens aufstehen und sich ein adrettes, konservatives Kostüm anziehen. Sich nicht durch den morgendlichen Berufsverkehr zwängen, im Regen, mit einem Aktenkoffer voller Papiere und Unterlagen für Projekte neben sich auf dem Beifahrersitz. Nie wieder musste sie vor der Klasse stehen, immer mit dem Gefühl, nicht wirklich gut genug zu sein, nie wirklich die motivierte Lehrerin zu sein, die ihre Schüler verdienten.
Sie würde auch nie wieder abends in eine Wohnung zurückkehren müssen, die nie wirklich ein Zuhause für sie gewesen war. Kein abendliches Erstellen von Lehrplänen mehr, keine einsamen Abendessen mehr. Außer mittwochs und sonntags, wenn sie bei ihren Eltern erwartet wurde. Dann würde über die jeweiligen Erlebnisse während der Woche gesprochen werden, und Rowan würde sich die gut gemeinten Ratschläge hinsichtlich ihrer weiteren Laufbahn anhören.
Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Verständlich, dass sie so schockiert und verletzt waren, weil Rowan mit der heiligen Routine gebrochen hatte. Wie sie wohl reagieren würden, wenn sie wüssten, dass Rowan weit über alle Grenzen des Vorstellbaren hinausgegangen und sich Hals über Kopf in einen echten Zauberer verliebt hatte? Einen Hexenmeister, einer, der sich in einen Wolf verwandeln konnte. Ein Wunder?
Bei dem Gedanken musste sie
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