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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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führte. Ich fragte mich, ob ihm der Arzt irgendwas über meinen Zustand erzählt hatte, was nicht zu mir durchgedrungen war, weil ich nämlich ausgezeichnet gehen konnte. Na schön, im Auto war mir kurz schwarz vor Augen geworden, aber nur deshalb, weil ich mir den Arm angehauen hatte. Ich war zwar ein bisschen zittrig – und mein Arm tat wirklich scheißweh –, aber ich war okay. Das zittrige Gefühl würde sich schon morgen gelegt haben, weil ich mich immer so fühlte, wenn ich Blut gespendet hatte. Ich fühlte mich nicht mal übermäßig zittrig, nur ein bisschen zittrig. Was also hatte dieses »Versuch bloß nicht aufzustehen« zu bedeuten?
    Ha! Das Telefon.
    Ich schaute mich um und sah an der Wand ein echtes Schnurtelefon hängen, das eine so lange Schnur hatte, dass man überall in der Küche damit telefonieren konnte. Also bitte. Warum legte er sich kein schnurloses Telefon zu? Die Dinger sehen um Klassen besser aus.
    Bis Wyatt, mit beiden Taschen beladen, wieder am anderen Ende des Durchgangs auftauchte, hatte ich bereits die Nummer gewählt und hörte das Freizeichen. Ich empfing ihn mit einem »Mir machst du nichts vor« -Feixen, und er verdrehte die Augen.
    »Daddy«, sagte ich, als Daddy ans Telefon ging. Wenn ich etwas Ernstes mit ihm zu besprechen habe, nenne ich ihn Daddy, so als würde ich ihn mit seinem vollen Namen statt mit einem Spitznamen ansprechen. »Was genau hast du zu Wyatt gesagt? Er behauptet, du hättest ihm verraten, wie er mich bändigen kann. Wie konntest du nur?« Mit jedem Wort klang ich entrüsteter und beleidigter.
    Daddy bog sich vor Lachen. »Schon okay, Baby.« Er nennt uns alle »Baby«, weil wir, na ja, wirklich mal seine Babys waren. Mom nennt er nie so. O nein. Das verkneift er sich lieber. »Es ist nichts, was dir irgendwie schaden könnte; nur etwas, was er sofort erfahren musste.«
    »Und was genau?«
    »Das wird er dir selbst sagen.«
    »Wahrscheinlich nicht. Er ist verdammt eigensinnig.«
    »Nein, er wird es dir sagen. Ehrenwort.«
    »Und wenn nicht, dann prügelst du ihn grün und blau?« Das war ein alter Witz von meinem Dad, der oft beteuerte, dass er jeden Mann grün und blau prügeln würde, der eines seiner Mädchen unglücklich macht. Darum hatte ich ihm nie von Jasons Geknutsche mit Jenni erzählt, denn ich hatte befürchtet, dass er in diesem Fall seine Drohung wahr machen könnte.
    »Nein, aber ich prügle ihn grün und blau, wenn er dir wehtut.«
    Mit neuer Zuversicht versehen, legte ich auf und drehte mich um, wo ich Wyatt sah, der mit verschränkten Armen an den Hängeschränken lehnte und mich leise schmunzelnd beobachtete. »Er hat es dir nicht verraten, stimmt’s?«
    »Er sagte, du würdest es mir sagen, und wenn nicht, dann würde er dich grün und blau prügeln.« Na schön, ich dehnte die Wahrheit ein bisschen. Wyatt hatte schließlich nicht hören können, was Dad wirklich gesagt hatte.
    »Es war nichts Schlimmes.« Er richtete sich auf und trat an den Kühlschrank. »Wie wär’s mit einem warmen Frühstück? Das geht am schnellsten. Eier mit Speck und Toast.«
    »Hört sich toll an. Kann ich dir helfen?«
    »Mit dem Arm kaum. Am besten bleibst du einfach still sitzen. Damit hilfst du mir am meisten.«
    Ich setzte mich und schaute mich, während er alle Zutaten zusammenstellte und den Speck in der Mikrowelle bräunte, in der Essecke und Küche um. Zu meiner Überraschung wirkte die Küche eher alt. Die Geräte waren hochmodern und neu, und in der Mitte gab es eine Kochinsel mit Herdplatte, aber der Raum selbst wirkte massiv und solide.
    »Wann wurde das Haus gebaut?«
    »Zur Jahrhundertwende. Der vorletzten. Es ist also gut hundert Jahre alt. Ursprünglich war es ein Bauernhaus, aber es wurde mehrmals umgebaut. Als ich es kaufte, ließ ich es gründlich sanieren, ein paar Innenwände einreißen, damit es offener und moderner wirkt, und ein paar Bäder einbauen. Oben gibt es drei Bäder und unten eine Toilette. Das ganze Haus hat knapp dreihundert Quadratmeter Wohnfläche. Morgen führe ich dich herum.«
    »Und wie viele Schlafzimmer gibt es?«
    »Vier. Früher waren es sechs kleine, und es gab nur ein Bad, deshalb habe ich zwei Zimmer aufgeteilt und dafür die anderen vergrößert und die Bäder eingebaut. Auf diese Weise kann ich das Haus leichter verkaufen, falls ich irgendwann ausziehen will.«
    »Warum solltest du das wollen?« Es war ein Riesenhaus für einen allein, aber soweit ich sehen konnte, hatte es eine angenehme, wohnliche

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