Die Doppelgaengerin
alle Blutspuren in Reichweite entfernt. Er nahm mir den Lappen ab, säuberte die übrigen Stellen und half mir dann aus den restlichen Kleidern. Zum Glück war ich inzwischen daran gewöhnt, nackt vor ihm zu stehen, sonst wäre mir das unendlich peinlich gewesen. Ich sah sehnsüchtig auf die Dusche, aber das kam nicht in Frage. Die Badewanne hingegen war eine Möglichkeit. »Ich könnte ein Bad nehmen«, sagte ich hoffnungsvoll.
Er widersprach nicht einmal. Stattdessen ließ er Wasser einlaufen und half mir in die Wanne. Während ich selig im warmen Wasser einweichte, zog er sich ebenfalls aus und verschwand kurz unter der Dusche.
Ich lehnte mich zurück und schaute ihm zu, wie er wieder aus der Kabine trat und sich abtrocknete. Ein nackter Wyatt Bloodsworth war ein erhebender Anblick mit seinen breiten Schultern und den schmalen Hüften, den muskulösen Beinen und dem ansehnlichen Päckchen dazwischen. Und damit nicht genug, er wusste mit dem Päckchen auch umzugehen.
»Hast du genug rumgelümmelt?«, fragte er.
Im Lümmeln bin ich Weltmeisterin, aber ich hatte genug gebadet, deswegen nickte ich und ließ mich von ihm hochziehen und festhalten, damit ich nicht ausrutschte, sobald ich aus der hohen Wanne stieg. Ich hätte mich durchaus einhändig abtrocknen können, was möglicherweise nicht ganz einfach gewesen wäre, aber er nahm mir das Handtuch aus der Hand und tupfte mich sanft ab, bevor er meinen Waschbeutel aus der Reisetasche holte, damit ich die Feuchtigkeitscreme herausholen konnte. Ich würde doch nicht meine Hautpflege vernachlässigen, nur weil mir ein Mörder auf den Fersen war!
Zwar hatte ich ein T-Shirt zum Schlafen dabei, aber schon als ich es aus der Tasche zerrte, war mir klar, dass ich es nie im Leben über den Buckel bekommen würde, den der dicke Verband warf, ganz zu schweigen davon, dass ich den Arm anheben musste, um es überzuziehen.
»Ich hole dir ein Hemd«, sagte Wyatt und verschwand in der großen Garderobe neben dem Schlafzimmer. Er kam mit einem weißen Anzughemd zurück und streifte langsam den Ärmel über meinen verletzten Arm. Das Hemd hing mir bis auf die Schenkel, und der Schultersaum schlackerte irgendwo über meinem Oberarm. Er musste die Manschetten dreimal umschlagen, ehe meine Hände zum Vorschein kamen. Ich drehte mich vor dem Spiegel hin und her, um mein Nachtkostüm zu prüfen. Ehrlich, ich finde, Männerhemden sehen an Frauen einfach toll aus.
»Ja, du siehst heiß aus«, bestätigte er lächelnd. Er schob eine Hand unter den Hemdsaum und legte sie auf meinen nackten Hintern. »Wenn du heute Abend brav bist, dann küsse ich dich morgen in den Nacken und mache dich glücklich.«
»Keine Halsküsse. Vergiss nicht, dass wir ein Abkommen haben. Kein Sex mehr.«
»Das ist dein Abkommen, nicht meins.« Er hob mich hoch und trug mich zum Bett, wo er mich auf das Laken der Kingsize-Matratze legte und liebevoll zudeckte. Ich drehte mich zur Seite, und dann hieß es Licht aus, Blair.
13
Ein paar Stunden später wachte ich auf, vor Kälte zitternd, mit pochendem Arm und einem elenden Gefühl. Wie ich mich auch drehte und wendete, ich fand einfach keine bequeme Stellung mehr. Wyatt erwachte ebenfalls, streckte sich nach der Nachttischlampe, und im nächsten Moment erfüllte ein weiches Licht den Raum. »Was ist denn?«, fragte er und legte gleichzeitig die Hand auf meine Stirn. »Ach so.«
»Ach so was?«, fragte ich gereizt, aber er war schon aufgestanden und im Bad verschwunden.
Gleich darauf kam er mit einem Glas Wasser und zwei Tabletten zurück. »Du hast Fieber. Der Arzt hat gesagt, dass wir damit rechnen sollen. Nimm die hier; dann hole ich dir noch eine Schmerztablette.«
Ich setzte mich auf, um die zwei Tabletten zu nehmen, und kuschelte mich sofort wieder unter die Decke, bis er mit der nächsten Pille ankam. Nachdem ich auch die genommen hatte, schaltete er das Licht aus, stieg wieder ins Bett, nahm mich in die Arme und teilte seine Körperwärme mit mir. Ich drückte meine Nase an seine Schulter, inhalierte seine Hitze und seinen Duft, und mein Herz begann zu rasen. Eines stand fest: Er setzte meinem alten Wecker schwer zu. Wahrscheinlich hätte er mich sogar auf Touren gebracht, wenn ich im Sterben gelegen hätte.
Weil ich immer noch zu sehr fror und zu starke Schmerzen hatte, um einschlafen zu können, beschloss ich, dass wir genauso gut ein bisschen plaudern konnten.
»Warum wurdest du geschieden?«
»Ich habe mich schon gefragt, wann du das
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