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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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wir sie anbieten. Sag das den anderen. Und wir werden dafür sorgen, dass sie am Leben bleibt. In dieser Hinsicht betrachten wir sie als eine der Unsern. Wen schickst du zum Gefängnis?«
    »Mich. Ich werde selber hingehen.«
    »Nimm etwas von dem Falschgeld mit, das Will dabeihatte. Sei vorsichtig beim Bestechen. Die Gefängnisse sind voller Fanatiker.« Unter ihr war Claudine an der Küchentür gerade damit beschäftigt, die Gehwegplatten zu wischen, und stellte jetzt kurz den Besen beiseite, um Wasser in einen Eimer zu pumpen, den sie in das Bassin aus Stein gestellt hatte. »Idealisten sind wirklich die Schlimmsten. Ist diese Ratte, dieser Junge, schon wieder zurück?«
    »Nein.«
    Der Hof war ein Blütenmeer aus roten und gelben Blumen und strahlend grünen Blättern. Althea lebte ihre Gärtnerinnenleidenschaft auf wenigen Quadratmetern aus. »Geh beim Gefängnis kein Risiko ein. Ich kann es mir nicht leisten, dich zu verlieren.«
    »Wir können es uns nicht leisten, William Doyle zu verlieren.«
    »Ich fürchte, das werden wir aber.« Immer noch wirkte Carruthers ’ Gesicht, als wäre es aus Marmor gehauen. »Wenn man auch des Jungen habhaft geworden ist, wird er uns verraten. Er könnte Guillaume bereits verraten haben.« Vorsichtig setzte sie die Teetasse genau in der Mitte des Fensterbretts ab. »Sag den Männern, sie sollen Adrian Hawkins ausfindig machen. Und ihn töten.«

36
    Marguerite ging mit einem Korb und bewaffnet mit Geld und ihrem Verstand zum Gefängnis.
    Sie war keine schöne Frau. Einmal die Woche bedauerte sie das für ein paar Minuten. Doch jetzt kam es ihr gelegen, dass sie so unscheinbar war. Für ein hübsches Gesicht würden die Wärter sich interessieren und sich an sie erinnern, doch die Frauen von La Flèche versuchten nicht hübsch zu sein.
    Am großen Tor kniff sie die Lippen zusammen. Sie wirkte wütend. Sie behielt diesen Gesichtsausdruck bei, während sie durch den äußeren Hof bis ins Zimmer der Aufseher am Eingang ging.
    Aus dem, was früher das Besucherzimmer des Klosters gewesen war, hatten sie einen Schweinestall gemacht. Es stank nach abgestandenem Wein und Schweiß. Die Wände waren mit revolutionären Parolen und obszönen Zeichnungen vollgekritzelt. Drei dicke, widerliche Knüppel lagen auf dem Tisch. Die benutzte man wohl, um die Gefangenen zu bändigen. Guillaume hatte sich nicht zur Wehr gesetzt, als man ihn festnahm. Er hätte es mit fünf bewaffneten Männern aufnehmen müssen. Hatte er hier schließlich angefangen zu kämpfen, als er erkannt hatte, dass er sich nicht herausreden konnte? Hatte man ihn geschlagen, ihm wehgetan – hier, wo keiner es beobachtete?
    »Guillaume LeBreton ist hergebracht worden.« Sie stieß es als Feststellung hervor, denn sie wollte nicht gefragt werden, woher sie das wusste.
    »Was haben Sie mit ihm zu schaffen?«, fragte der Mann, der an dem langen Tisch saß, gelangweilt. Wenn man sich mit Wärtern abgeben musste, war es gut, wenn sie von einem gelangweilt waren. »Zeigen Sie mir, was Sie dabeihaben.«
    Es gab alle möglichen Arten von Gefängnisaufsehern. Manche waren idealistische Revolutionäre, manche waren kleine Despoten, die aufgrund der Macht, die sie plötzlich hatten, ganz aufgeblasen waren. Manche Männer erfüllte ein tiefsitzender Groll gegen die oberen Klassen, an denen sie sich jetzt rächten, andere waren schlicht und ergreifend Raufbolde, denen es Spaß machte, jedem, der Furcht zeigte, Angst einzujagen oder Schmerz zuzufügen.
    Also zeigte sie keine Furcht. Sie war wie eine Verkäuferin gekleidet: sauber und ordentlich, aber nicht teuer. Sie trat nicht zögerlich und verhalten auf, sondern stürmte wütend vor.
    »Sie haben meinen Mann verhaftet und hierherverschleppt.« Sie knallte ihren Korb auf den Tisch. »Warum, weiß ich nicht.«
    Sie riss das Tuch weg, das den Korb bedeckte. »Er ist ein Taugenichts.« Sie klatschte einen Laib Brot auf den Tisch. »Er ist ein Raufbold und ein Trinker.« Eine lange, schwarze Wurst der billigsten Sorte landete daneben. Eine braune Weinflasche. Dann drei unansehnliche, saure gelbe Pflaumen, die wegrollten, bis sie schwankend liegen blieben. »Aber er ist ein guter Patriot.«
    »Gute Patrioten werden beim Tribunal nicht denunziert. Wenn Bürger LeBreton unschuldig ist, wird man ihn freilassen.«
    Wenn sie widersprach, würde man es als Verrat ansehen. Deshalb sah sie ihn nur finster an und sagte nichts.
    Der Wärter nahm die Weinflasche an sich und bedeutete ihr, alles andere

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