Die Dornen der Rose (German Edition)
Junge ist schon in die Sache verstrickt. Er reist zusammen mit Guillaume. Ich hätte das Mädchen nicht zu diesem Unterschlupf geführt, aber sie scheint ihn gut zu kennen.«
Jean-Paul rutschte unbehaglich hin und her.
»Aha, ich verstehe«, sagte sie. »Die Eule arbeitet hier. Dem müssen wir ein Ende setzen.«
Er knöpfte seine Manschetten auf und krempelte die Ärmel hoch. »Natürlich.«
»Das meine ich ernst, Jean-Paul. Ich erlaube es nicht.«
Er stieß einen Seufzer aus. »Du änderst dich auch nie, Marguerite. Und du hast recht. Na gut, wir werden dafür sorgen, dass sie mit dem Huren aufhört, falls das wirklich das ist, was sie tut. Könnten wir uns darum aber bitte kümmern, nachdem wir deinen Guillaume gerettet und uns dabei den Hals gebrochen haben?«
»Ich kann warten. Ich bin nicht unvernünftig.«
»Du bist so stur und unvernünftig, dass es zum Himmel schreit.«
»Ich bin nicht stur. Ich werde einfach nicht zusehen, dass ein Kind dieses Alters in einem Bordell arbeitet. Allerdings steht dieses Bordell gar nicht in dem Ruf, Mädchen ihres Alters zu verkaufen.«
»Wer hat mit dir über Freudenhäuser gesprochen? Verdammt noch mal, Marguerite, wenn du etwas über Freudenhäuser wissen willst, solltest du mich fragen.« Er hielt inne. »Das habe ich nicht so gemeint. Was ich meine, ist …«
»Ich kann Sie hören, müssen Sie wissen.« Justine stand auf der Leiter und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Boden des Speichers ab. »Das ist ein sehr teures Bordell, Monsieur. Wenn Sie möchten, sorge ich dafür, dass man Sie heute Abend unterhält. Den Jungen natürlich nicht. Seine Unschuld muss unter allen Umständen bewahrt werden. Aber Sie und das wohltätige Fräulein, das mich meines Lebensunterhalts berauben will, dürfen mitkommen. Wir gehen hier auf alle Wünsche ein.«
»Wenn ihr beim Einbruch in das Gefängnis nicht alle umkommt, werde ich das erledigen«, hörte sie Adrian murmeln.
Jean-Paul schloss kurz die Augen. »Kümmern wir uns um eine Katastrophe nach der anderen. Wenn ihr beiden nichts weiter zu sagen habt, solltet ihr gehen.« Er wartete und fügte dann sanft hinzu: »Nicht etwa, weil ihr jung seid. Ich würde das zu jedem von La Flèche sagen. Ihr solltet wirklich gehen.«
Justine hob das Kinn. »Wenn ich so wenig getan habe …«
Wir sind taktlos gewesen. Jean-Paul und ich. Das sind keine Kinder . Schnell sagte sie: »Ich stehe in deiner Schuld.«
Und es war kein Kind, das sie daraufhin mit ernstem Blick musterte. »Ich werde meinen Lohn einfordern, Mademoiselle«, sagte sie. »Seien Sie versichert.« Sie verschwand. Man konnte hören, wie sie unten durch den Lagerraum ging.
Adrian war nur einen Schritt hinter ihr. Geschickt und leise schwang er sich auf die Leiter. Unten stapften die beiden geräuschvoll durch den Raum und gingen nach draußen. Das war ihr Kommentar dazu, dass man sie entlassen hatte, und bestätigte Jean-Paul, dass sie seinem Befehl gefolgt waren.
Es war eine harte Welt, in der Kinder sich so subtil mitteilten. »Wenn ich Guillaume in Sicherheit gebracht habe, müssen diese beiden Kinder mit den Spatzen nach England. Das hier ist kein Leben für sie.«
»Schön. Wir werden sie nach England schicken. Wir werden sie in einer Schule unterbringen, wo sie ihre Klassenkameraden in Erstaunen versetzen. Könnten wir uns jetzt wieder dem eigentlichen Thema zuwenden? Ich werde versuchen, jemanden ausfindig zu machen, der schon mal im Kloster gewesen ist, um an einen Grundriss zu kommen.«
»Das kannst du gern versuchen, aber wir haben keine Zeit. Morgen muss ich entscheiden, wie diese Nuss zu knacken ist.«
Einen Moment lang verengte die Dunkelheit, die sie die ganze Zeit zurückgedrängt hatte, ihr Blickfeld. Eine sanfte Leere lud sie ein aufzugeben. Aber das würde sie natürlich nicht tun.
»Setz dich hin«, sagte Jean-Paul. Er drückte sie in den weichen Sessel. »Steh einen Moment lang nicht auf. Was brauchen wir?«
Sie bekam den Schwindel wieder in den Griff, aber ganz wollte er nicht verschwinden. »Grundrisse. Auch von den anderen Häusern in der Straße. Jedes Haus, das Wand an Wand mit dem Kloster steht. Dein Mann aus der Stadtverwaltung kann das besorgen. Außerdem brauche ich die Entfernungen draußen. Ich habe so etwas schon einmal gemacht. Wir brauchen vor allem Karten.«
Jean-Paul setzte sich auf das Bett. »Karten. Maßangaben. Damit können wir heute anfangen. Was sonst noch?«
35
Carruthers’ ineinander verkrampfte Hände pressten
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