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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Nachbarn etwas ins Ohr und legte ihm eine warnende Hand auf den Ärmel. Der ranghöchste Wärter zögerte, dann nickte er, und die Männer verließen schweigend den Raum. Die Tür fiel hinter dem letzten Mann nicht ins Schloss.
    Sie hatten die Tür einen Spaltbreit offen gelassen. Das geschah mit Absicht. Einer würde in der Nähe bleiben und ganz harmlos seine Zähne aufsammeln, während er lauschte, was drinnen vor sich ging. Sie erstatteten alle irgendjemandem Bericht. Der Geheimpolizei. Den Royalisten. Der Armee. In Paris gab es keine Geheimnisse.
    Victor schlenderte zum Tisch, um das Sammelsurium aus Keulen und Knüppeln in Augenschein zu nehmen. Er wählte einen langen, kräftigen Stock aus, der sein Leben als Tischbein begonnen hatte.
    Jetzt wird es gleich wehtun . Dass Victor sich einem Gegner nur näherte, wenn dieser gefesselt war und er selber eine Waffe in der Hand hatte, sagte alles über den Mann aus, was er wissen musste.
    Der Knüppel schwang vor und zurück. Victor stellte sich vor ihn. »Meine Cousine hat Paris nicht verlassen. Sie werden mir jetzt genau sagen, wo sie ist.«
    »Bürgerin de Fleurignac? Ich habe sie in Ihrem Haus zurückgelassen. Das war das letzte Mal, dass ich …«
    Victor holte mit dem Knüppel aus.
    Schmerz. Himmel, was für ein Schmerz. Er bekam keine Luft mehr. Er musste dreimal ansetzen, ehe er etwas sagen konnte. »Hören Sie, Sie mieses Schwein, ich weiß nicht, wo sie ist. Es ist nicht meine Schuld, dass Sie nicht in der Lage sind, dafür zu sorgen, dass sie nicht wegläuft …«
    Das trug ihm einen Faustschlag ins Gesicht ein. »Wo ist meine Cousine?«
    Fragen stellen. Keine Antwort bekommen . Zuschlagen. Und wieder Fragen stellen.
    Er spuckte das Blut aus, das sich in seinem Mund gesammelt hatte, und schaffte es, ein paar Tropfen auf Victors schönem weißem Hemd zu platzieren. »Ihre Cousine bedeutet mir nichts. Ich habe sie nie angerührt und hatte das auch nie vor. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist.«
    Er sah den Knüppel kommen und verdrehte sich auf dem Stuhl, sodass ihn der Schlag am Arm traf. Er brüllte so laut, dass man es bis auf die Straße hören konnte.
    »Wenn du mir nicht sagst, wo sie ist, wirst du sterben. Doch ehe du stirbst, werde ich dir alle Knochen brechen.«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist.« Er sackte stöhnend in sich zusammen. Wenn man sich nichts anmerken ließ, reizte man die anderen nur, einem die Seele aus dem Leib zu prügeln. »Ich weiß nicht … wo … sie ist.« In dem Moment, in dem ich den Kopf hebe, wird er mich wieder schlagen . »Hölle und Verdammnis, Mann. Wie häufig soll ich es denn noch sagen? Ich weiß nicht, wo sie hin ist.«
    Victor trat zurück und holte weit aus.
    »Ich weiß nicht …« Der Schmerz riss die Worte auseinander. Der Idiot würde ihn noch aus Versehen umbringen. »Verflucht und zugenäht.«
    Er wird mir noch meine verdammten Rippen brechen, sodass sich die Knochen in meine Lunge bohren. Ich werde an meinem eigenen Blut ersticken, und er wird völlig überrascht sein .
    Gott, ich hasse Amateure .
    Er hustete. Schmerz schoss in seine Seite. Schmerz wie weißes Eis. »Warten Sie. Eine Minute. Warten Sie.« Sag etwas, das er hören will. Er wird nicht zuschlagen, solange er zuhört . »Hören Sie. Ich habe sie im Morgengrauen nach Hause gebracht, aber es ist nicht das, was Sie denken. Ich bin ihr in den Tuilerien begegnet, wo sie nicht hingehörte. Ich habe sie nach Hause gebracht. Das ist alles. Ich habe sie auf Ihrer Türschwelle zurückgelassen. Ich habe sie nie angefasst. Jetzt habe ich schon zweimal Ihr herumstromerndes Mädchen für Sie eingesammelt. Sie sollten mir danken, dass ich …«
    Der nächste Schlag traf seinen Arm. Er brüllte, und zwar ordentlich laut.
    »Wo ist sie hin, nachdem sie das Gefängnis verlassen hat? Wo ist Marguerite hingegangen?«
    Zähl bis drei. Eins. Zwei. Drei. Dann schau auf . Seine Miene zeigte gerade das richtige Maß an Erstaunen. »Das Gefängnis? Ihre Cousine? Sie war nicht hier. Das war meine Odette.« Er ließ blutigen Speichel aus seinem Mund fließen.
    Victors Blick aus blassgrünen Augen richtete sich mit einem Ruck auf ihn, um dann genauso schnell wieder abgewendet zu werden. »Was meinen Sie damit?«
    Du magst nicht anschauen, was du angerichtet hast, nicht wahr? Hast einen schwachen Magen, wenn es um Folter geht .
    Seine Halbbrüder hatten ihn jedes Mal so zugerichtet, wenn sie aus Eton nach Hause kamen. Sie kamen dann unter Gebrüll hereingerannt, holten ihre

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