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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Finger von Doyles Frau lassen, werde ich mir das Messer zurückholen und es Ihnen in den Bauch stechen.« Er klang vollkommen freundlich.
    Jean-Paul, der eigentlich hätte wissen sollen, dass er diese Drohung nicht ernst nehmen musste, zog trotzdem seine Hand von ihrem Rücken. »Was hast du mit der Leiche gemacht? Kann mit deren Hilfe etwas zurückverfolgt werden?«
    Adrian schloss den Knopf an seinem Ärmel mit der linken Hand. »Ich habe niemanden umgebracht. Ich habe die Beine in die Hand genommen, mehr nicht. Ich muss schließlich Dokumente ausliefern.« Er hob seine Jacke vom Boden auf, sodass man den zerfetzten, blutigen Ärmel sehen konnte. »Das kann ich aber nicht mit dieser Jacke.«
    »Was für Papiere?« Jean-Paul kam zurück, nachdem er die Schüssel mit dem blutigen Wasser vorsichtig zwischen Efeu und Hauswand ausgegossen hatte. »Was hat Kadmos mit dem hier zu tun? Marguerite?«
    Es dauerte mehrere Minuten, das zu erklären.
    »… Entwürfe der Rede, die Robespierre morgen oder übermorgen vor der Nationalversammlung halten wird. Ganz Paris wartet auf diese Rede und fragt sich, wen Robespierre wohl anprangern wird. Vor allem seine Feinde werden das wissen wollen. Guillaume …« Sogar, wenn er im Gefängnis sitzt, ist er gefährlich . »Guillaume hat Abschriften vom Entwurf machen lassen und ein oder zwei Namen eingefügt, die Robespierre eigentlich gar nicht erwähnen will. Er spielt sie diesen Leuten … wie vielen? … zu.«
    »Zwanzig Abschriften«, sagte Adrian. »Ich muss noch sechs ausliefern. Wer ist Kadmos?«
    »Es handelt sich um eine Sage. Der Held Kadmos – ich sage dir ganz offen, dass es sehr unklug ist, so etwas zu tun – also, der Held Kadmos säte die Zähne eines Drachen in der Erde aus. Aus dieser Saat entsprangen Krieger.«
    Adrian wartete geduldig, dass sie zum Kern der Geschichte kam.
    »Bisher hat Robespierre seine Feinde immer einzeln ohne Vorwarnung angegriffen. Das ist auch diesmal sein Plan. Aber jetzt werden zwanzig Männer Angst um ihr Leben haben. Das sind die Drachenzähne, die du bei dir trägst. Das ist der Kampf, den Guillaume anzettelt.«
    Jean-Paul stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich kann mir vorstellen, welche Namen darin auftauchen. Sie sehen einen Entwurf in Robespierres Handschrift und werden verzweifelt sein. Wenn sie sich zusammentun …«
    »… wird Robespierre stürzen, und die Schreckensherrschaft ist zu Ende.«
    Aber es wird zu spät sein, um Guillaume zu retten. Das weiß er. Wie viele er auch retten mag, sich selber wird er nicht retten.
    »Es könnte funktionieren.« Jean-Paul war ein Mensch schneller Entscheidungen, wenn es erforderlich war. Er zog seine Jacke aus und warf sie Adrian zu. »Zieh die an. Sie bedeckt dein Hemd, sodass man das Blut nicht sieht. Ich werde Justine mitschicken, damit sie dir dabei hilft, die letzten sechs zu finden.«
    »Ich brauche sie nicht.« Die Jacke war zu groß, aber ein halbwüchsiger Botenjunge könnte sich ein solches Kleidungsstück durchaus auf dem Gebrauchtkleidermarkt kaufen. »Die Jacke wird’s tun, bis ich etwas finde, das passt.«
    »Bitte schön.« Jean-Paul hörte sich ironisch an, doch seine Augen funkelten. »Geh. Überbring die Papiere. Ändere den Lauf der Geschichte, während ich in Hemdsärmeln herumsitze und dein Blut vom Boden schrubbe.« Er hockte sich vor Séverine hin. »Und die junge Dame hier werde ich nach drinnen ins Haus bringen und ihr ihr Spielzeug abnehmen.« Er nahm das Messer und reichte es an Adrian weiter. »Deiner Geschichte nach zu urteilen wirst du es wieder brauchen.«
    Adrian ließ das Messer verschwinden. »Ich hätte auch in London bleiben können, wenn ich mich von einer ganzen Horde Leute umbringen lassen wollte. Dafür hätte ich nicht nach Paris kommen müssen.« Er grinste und war im nächsten Augenblick verschwunden. Man hörte nur das leise Knacken einer Sprosse; dann war kein Geräusch mehr zu vernehmen.
    Ihr Guillaume säte heute also Drachenzähne. Man würde sehen, was dabei herauskam.
    Sie stand inmitten der kaputten und ausrangierten Möbel auf dem Speicher und fühlte sich hilflos. Nutzlos. Guillaume saß hinter Wärtern und Mauern fest, und sie war nicht in der Lage, ihn herauszuholen. Sie konnte dem Gefängnis noch nicht einmal wieder einen Besuch abstatten. Victor würde mittlerweile einen Wachposten aufgestellt haben.
    Selbst in den Hades würde sie hinabsteigen – wie einst Orpheus auf der Suche nach seiner Eurydike. Sie wäre überall hingegangen, um

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