Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
Vom Netzwerk:
lange, parallele Schnitte auf der Außenseite seines rechten Unterarmes frei. Flache, saubere Schnitte. Die Jacke hatte ihn vor Schlimmerem bewahrt.
    Er ließ es ganz ruhig wie ein Erwachsener über sich ergehen, als sie die Wunden untersuchte. Er zuckte noch nicht einmal zusammen, als sie sie gründlich auswusch und sich am Ende davon überzeugte, dass alles sauber war. Das Wasser strömte über seinen Arm und lief rot in die Schüssel. Sein Gesicht war so völlig leer, als wäre er gar nicht anwesend.
    Als sie versuchte, ein Tuch zu zerreißen, um einen Verband daraus zu machen, holte er ein Messer hinter seinem Rücken hervor und reichte es ihr. Ein netter Trick. Sie legte Kompressen über die tiefsten Schnitte. »Ich brauche nicht zu nähen, wenn es fest verbunden bleibt.«
    Ein Teil von ihm war immer noch ein Kind, denn er nahm ihre Worte ohne Wimpernzucken hin. In dieser Angelegenheit vertraute er ihr blind.
    »Du hast ein Messer.« Fasziniert kam Séverine näher.
    So etwas sollte ein Kind eigentlich nicht sehen, aber es war zu spät, um daran noch etwas zu ändern. Sie umwickelte alles mit Stoff und steckte ihn dann fest.
    »Ich habe mehrere Messer«, ging Adrian ganz ernsthaft auf die Bemerkung ein. »Aber Maggie braucht gerade nur eines. Deshalb habe ich ihr auch nur eins gegeben. Hat Justine ein Messer?«
    Séverine sah ihn mit verschlossener Miene an und sagte nichts.
    »Die erste Regel hast du bereits gelernt: nichts zu verraten.« Adrian legte den Kopf schräg und sah sie an. »Du beantwortest überhaupt keine Fragen, die Justine betreffen.«
    Marguerite machte den letzten Knoten. »Justine?«
    »Sie ist Justines Schwester. Sehen Sie sich doch ihre Augen an. Und ihren Mund. Es kann nicht ihre Tochter sein. Also ist es ihre Schwester.«
    Jetzt, nachdem er sie darauf aufmerksam gemacht hatte, sah sie es auch. Séverines Haar war zwar von einem helleren Blond als das von Justine, und ihre Augen waren nicht braun, sondern grün, aber die beiden waren eindeutig Schwestern.
    Es waren also zwei, die sie aus diesem Haus holen musste: sowohl Justine als auch dieses wunderschöne Kind. Sobald sie Guillaume befreit hatte, würde sie sich darum kümmern.
    Plötzlich war ein Knarren und Knirschen zu hören, als Jean-Paul die Leiter hochgeklettert kam. Er stemmte sich hoch, setzte sich auf den Boden und schwang die Beine nach oben. »Du hattest recht. Du hast keine Spur hinterlassen.«
    Adrian zeigte die Zähne, sagte jedoch nichts.
    »Schaffen wir erst einmal diese blutigen Lumpen weg.« Jean-Paul begann bereits, alles einzusammeln. »Und achtet darauf, dass keine Flecken auf dem Boden sind. Warum hast du gekämpft?«
    »Ich? Ich bin so unschuldig wie ein Lamm. Ich wollte nicht kämpfen. Es ist nicht meine Schuld, wenn jemand versucht, Löcher in mich zu bohren.«
    »Wer?«
    »Er heißt Paxton.« Eisige Kälte schwang in der Stimme des Jungen mit, als er das sagte.
    Noch ein Engländer. Die Engländer, die sich in Frankreich aufhielten, schienen eine ziemlich blutrünstige Meute zu sein. »In einer Stadt, in der so viele Franzosen leben, hätte ich eher angenommen, dass einer von denen versuchen würde, dich umzubringen. Warum versucht Bürger Paxton, Löcher in dich zu bohren?«
    »Nun, das habe ich leider versäumt zu fragen. Ich war ganz und gar damit beschäftigt, seiner Klinge auszuweichen und am Leben zu bleiben.« Er nahm ihr das Messer wieder ab, da sie es nicht mehr benutzte, und reichte es mit dem Heft voran Séverine. »Hier. Du kannst damit spielen, wenn du dich damit nicht verletzt. Es ist scharf. Man kann damit den Boden ritzen.«
    Séverine machte sich an ebendiese Aufgabe. Sie kniete sich hin, hielt mit beiden Händen das Messer fest und ritzte Linien in den Boden.
    Ich sollte das wahrscheinlich unterbinden.
    »Hören Sie. Soll ich Ihnen jetzt sagen, was ich Ihnen von Doyle ausrichten soll, oder nicht?« Adrian brachte die Worte in einem Tonfall vor, als hätte sie ihn tatsächlich die ganzen letzten zehn Minuten immer wieder zum Schweigen angehalten.
    »Auf jeden Fall.«
    »Er lässt ausrichten: › Maggie. Es ist vollbracht. Ich habe die Papiere des Jungen in Kadmos ’ Sinne genutzt. Halte dich von der Straße fern. ‹ «
    Guillaume konnte ihr solch eine Nachricht schicken, denn er wusste, dass Marguerite sie verstehen würde.
    Adrian zog den feuchten, roten Ärmel herunter, um den Verband zu bedecken, den sie ihm angelegt hatte. Er sah nicht auf und sagte zu Jean-Paul: »Wenn Sie nicht Ihre

Weitere Kostenlose Bücher