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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Dazu kam dann noch seine Weinflasche und alles, was sie nicht aufgegessen hatten.
    Jean-Paul gab ihr seine goldene Uhr, die Uhr seines Vaters. Er drückte sie ihr in die Hand, als wäre das etwas ganz Selbstverständliches. Dann rollte er, beginnend bei ihren Füßen, einen Faden ab, der sie wieder nach draußen führen würde. »Nur für den Fall«, sagte er. Auch er gab ihr seine Jacke und ließ sich nicht überreden, sie doch zu behalten.
    Ihr Vater gab ihr die klebrigen Datteln, die er in den Tiefen seiner Tasche, in ein Taschentuch gewickelt, gefunden hatte. Er hatte mehrere interessante Beobachtungen zu magnetischen Wellen unter der Erdoberfläche gemacht und begann, sie ihr zu schildern.
    Aber dann hatte er auch überhaupt nichts dagegen, über seine Liste mit den Genies zu sprechen. Die, die er Robespierre gegeben hatte. Ja, es gab davon eine Abschrift, die sich zu Hause in der Bibliothek befand. Nicht in seinem Schreibtisch. Er hatte sie in ein Buch gelegt … Er würde sie für sie heraussuchen.
    Sie wies ihn daraufhin, dass Victor versucht hatte, sie zu vergiften. Victor sei höchstwahrscheinlich auch der Mann, der Mörder auf ihn angesetzt hatte. Außerdem habe Victor seine Zelte im Hôtel de Fleurignac aufgeschlagen.
    »Ah ja.« Zerstreut aß ihr Vater eine der Datteln, die er ihr gegeben hatte.
    Die staunende, aber furchtlose und tüchtige kleine Justine nahm sich ihres Vaters an und führte ihn weg.
    Adrian blieb bis zum Schluss. »Machen Sie sich keine Sorgen, wenn wir uns verspäten.«
    »Ich neige nicht dazu, mir Sorgen zu machen. Ich habe viele Kerzen, die mir Gesellschaft leisten werden.«
    »Wir müssen Seil und Sprossen aus der Werkstatt im Jardin des Plantes holen und alles quer durch die Stadt ins Café tragen; und dann nach hier unten. Das wird eine Weile dauern.«
    »Das denke ich auch.«
    »Es könnten Windstöße aus dem Brunnenschacht kommen, so wie das manchmal bei einem Schornstein passiert. Stellen Sie ein paar Kerzen so auf, dass sie nicht ausgeblasen werden können.« Er zeigte auf die Stelle. »Da.«
    »Das ist schlau. Danke.«
    »Gehen Sie nicht umher, damit Sie sich nicht verirren. Wenn Sie pinkeln müssen, tun Sie es hier.« Derbe, doch praktische Erwägungen, die in der melodischen Aussprache des Südens vorgebracht wurden.
    »Das ist ein guter Rat, Adrian. Ich habe ausreichend Angst vor dieser gewaltigen Dunkelheit, um mich nicht unvorsichtig zu verhalten.«
    »Ziehen Sie die Jacken über sich, ehe es Ihnen kalt wird. Sie bemerken es zwar nicht, aber es nimmt Ihnen die Kraft, wenn Sie sich nicht bedecken.«
    »Das werde ich.«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich weiß, dass ich Sie nicht dazu zwingen kann.« Er verzog die Lippen. »Keiner sagt Ihnen, was Sie tun sollen … bis auf Doyle. Und er sagt auch nicht viel. Ich werde ihn wissen lassen, dass Sie hier sind, warten und die Stellung halten. Das wird ihn beflügeln. Ich lasse diese Jacke hier, weil sie innen voller Blutflecken ist. Ich kann mich mit so etwas nicht sehen lassen. Wollen Sie ein Messer haben? Ich habe ein paar übrig.«
    »Das ist sehr freundlich von dir, Adrian, aber ich könnte damit nichts anfangen.«
    »Meine Freunde nennen mich Hawker.«
    »Dann werde ich dich auch Hawker nennen.«
    Er blieb noch eine Weile und sah sie durchdringend an, ehe er den anderen folgte und sie in diesem Reich der Dunkelheit und unheimlichen Stille zurückließ.
    Geräusche setzen sich im Fels weit fort. Sie hörte ihre Schritte noch lange, ehe sich völlige Stille herabsenkte und sie allein war. Die Jacke des Hähnchens war die wärmste. Sie roch stark nach dem Duftwasser, das er benutzte, aber das störte sie nicht. Sie wickelte sich in die Jacke und legte die von Jean-Paul und Adrian – Hawker – unter sich. Sie schlug sie über den Beinen zusammen, sodass sie es ganz bequem hatte. Die Zeit verging langsam.
    Manchmal platschte der Eimer nach unten, wurde mit rasselnder Kette nach oben gezogen und fiel wieder herunter. Der Eimer war ihre Verbindung zur Außenwelt. Manchmal, wenn sie den Eimer eine Weile nicht hörte, durchbrach ein einzelner Tropfen plötzlich die Stille, wenn er auf die Wasseroberfläche traf.
    Es war nicht die Angst vor Victor, die sie hier hielt, oder irgendwelche Vernunftgründe. Vielmehr hielt sie Wache, als hätte sie in einer Kirche Kerzen angesteckt und würde nun die ganze Nacht neben ihnen sitzen. Guillaume war vielleicht dreißig Meter von ihr entfernt. Sie saß auf seiner Türschwelle und leistete ihm

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