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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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und bei ihr klang es pariserisch. »Das ist Diderot. Die Encyclopédie . Alles, was es zu wissen gibt, steht hier drin.«
    Das hörte sich interessant an. Er würde gern alles wissen, was es zu wissen gab. »Lies weiter.«
    Es stellte sich heraus, dass eine Halebarde ein Schaft mit einer breiten und einer kurzen Klinge war. Das nützte ihm im Moment nichts, weil gerade keiner damit vor seinem Gesicht herumwedelte, aber irgendwann konnte er die Information vielleicht brauchen. Er sprach ihr die Worte nach, prägte sie sich ein und versuchte, sie richtig auszusprechen.
    Sie klang nicht wie Daisy, die ihm Französisch beigebracht hatte. Daisy war aus der Gascogne. Er könnte auch zwei Dialekte lernen. Er würde sie im Kopf auseinanderhalten, wenn er redete.
    Er legte den Arm hinter Justines Rücken, sodass sie sich an ihn lehnen konnte und dafür nicht die harte Wand benutzen musste. Er war schließlich weicher und wärmer als der Putz. Er drängte sie nicht. Sie konnte das Angebot entweder annehmen oder ablehnen.
    Nach ein paar Minuten lehnte Justine sich an ihn und legte das Buch halb auf seinen und halb auf ihren Schoß.
    Sie waren gerade bei halibran angelangt, was eine junge Ente war und noch ein Wort, das er wohl nicht so häufig benutzen würde, als sie aufhörte zu lesen und ihm einen Seitenblick zuwarf. »Ging es Guillaume LeBreton gut, als du bei ihm warst?«
    »Es geht.« Doyle war im Gefängnis zusammengeschlagen worden, aber er ging umher. Er würde zurechtkommen. »Wir hatten keine Zeit zum Plaudern.«
    Sie hatten drei Minuten zusammen im Gang gehabt. Die Zeit hatte gerade gereicht, um ihm ein Knäuel in die Hand zu drücken und ihm zu sagen, dass er es in den Brunnen werfen solle und dass die Rettung für Mitternacht geplant sei. Dass Maggie unten im Dunkeln sitze und auf ihn warte. Es war auch genug Zeit gewesen zu betonen, dass kein Mensch auf Erden Maggie von etwas abbringen konnte, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, dass sie alle nur hilflose Korken seien, die in ihrem Kielwasser auf und ab hüpften, und dass Doyle sich eigentlich gleich damit abfinden könnte.
    Dann war er gegangen, um dem Händler, den sie schon einmal dafür ausgespäht hatten, eine weitere verwirrende Nachricht zukommen zu lassen: weitere Fragen bezüglich einer Erbschaft von einer Verwandten, von der er nie gehört hatte, da sie nur eine Ausgeburt der Fantasie war.
    »Wird es klappen? Schafft dein LeBreton das?«, fragte Justine.
    »Wenn er es schafft, zwei Schlösser zu knacken und in den Hof zu gelangen, weil er gerade nichts Besseres zu tun hat, dann ja. Er sagte, er würde noch ein paar andere mit herausholen.«
    »Das ist nicht klug.« Justine runzelte die Stirn. »Und dadurch wird es für uns auch noch schwieriger.«
    »Was für ihn bestimmt von überragender Wichtigkeit ist. Aber egal, ich hatte ohnehin keine Zeit, es ihm auszureden.«
    »Du glaubst also, dass er um Mitternacht da sein wird.«
    »Ich glaube, dass er das muss.« Es war niemand da, dem er es sonst hätte sagen können, also sagte er es ihr. »Er hat mir erzählt, dass sein Name verlesen worden ist. Sie werden ihn morgen früh abholen. Wenn wir ihn heute Nacht nicht herausholen, wird er morgen etwa zur Teezeit unter der Guillotine sterben.«

45
    Marguerite versah jeden Zehennagel mit drei Schichten Blattgold. Dazwischen strickte sie und las Gedichte, während alles trocknete. Sie hörte die Stimmen zwischen dem Schlurfen und Stampfen der Stiefel, denn sie bemühten sich nicht, leise zu sein. Das Klirren des Metalls an ihrer Kleidung kündigte ebenfalls ihr Kommen an.
    Als sie Jean-Pauls Uhr neben eine Kerze hielt, sah sie, dass es elf Uhr war. Die Zeit war schneller vergangen, als sie gedacht hatte.
    Sie waren wie Sterne in der Dunkelheit, die Männer dort mit ihren Laternen, und es war bestimmt ein Dutzend. Zwei hatten sich ganze Bündel mit Seilen um die Schultern geschlungen. Andere trugen große Säcke.
    »Meine liebe Marguerite.« Das Hähnchen war den anderen vorangegangen und ließ sich jetzt im Schneidersitz neben ihr nieder. »Sie müssen Ihre Schuhe anziehen, sonst werden meine Freunde noch ganz verrückt vor Begehren. Sie haben die edelsten Füße, die ich je gesehen habe.«
    »Das hat man mir bereits gesagt«, erwiderte sie. »Es schmeichelt meiner Eitelkeit ungemein.«
    Die Freunde, die er mitgebracht hatte, waren alle jung – in ihrem Alter oder jünger. Alle pflegten einen selbstbewussten Stil bei ihrer Kleidung, die teuer war und

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