Die Dornen der Rose (German Edition)
hinaus.
Marguerite holte sich aus Decorums Satteltasche Kaffeebohnen, um sie zu mahlen und in einem Topf aus Kupfer aufzukochen. LeBreton schien ihr kleiner Diebstahl egal zu sein. Zweifellos beging er selbst größere Diebstähle, und zwar häufig. Sie goss den Kaffee aus dem Topf, der als Letztes eingepackt werden würde, in Tassen, die zurückbleiben mussten, und brachte allen eine davon. Den Soldaten, die sie übel beschimpften, bot sie keinen Kaffee an.
LeBreton setzte sich mit seinem Kaffee an den Tisch und nahm die Habseligkeiten der Gardisten in Augenschein: ihre Taschentücher, Messer und vor allem ihre Papiere. Dabei legte er die Füße mit den dreckigen Stiefeln auf der Bank ab, was Bertille, die es mit der Sauberkeit ziemlich genau nahm, sehr bekümmern würde.
Als er sich diesmal den Soldaten zuwandte, sprach er sie mit Namen an – Sergeant Hachard und Füsilier Labadie –, und die beiden wurden höflicher. »Wer hat Sie geschickt, die Rivières zu verhaften?«
Das löste eine wahre Flut von Drohungen und Versprechungen aus, Vergeltung zu üben. Wäre sie selbst an Händen und Füßen gefesselt und Bürger LeBreton ausgeliefert gewesen, hätte sie sich mit Drohungen eher zurückgehalten.
»Wer hat Ihnen befohlen, diese Leute zu verhaften?« LeBreton nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Seine Sprache klang jetzt wie die eines gebildeten Mannes. Er strahlte eine Souveränität aus, als wäre er früher einmal Offizier gewesen und hätte viel mit Untergebenen wie diesen Männern zu tun gehabt. »Ich werde diese Frage dreimal stellen. Länger hält meine Geduld nicht. Dann werde ich anfangen, Ihnen ein paar Körperteile abzuschneiden. Irgendwann werde ich dabei auch zu denen kommen, die eure Ehefrauen vielleicht vermissen werden. Mit wem soll ich beginnen?« Die Frage war an Adrian gerichtet, der gerade vorbeiging.
»Mit dem da.« Adrian deutete auf den Sergeant.
»Eine naheliegende Wahl, Junge. Es freut mich zu sehen, dass du die hierarchischen Strukturen begriffen hast.«
Die Gardisten verfielen in ein angespanntes, nervöses Schweigen. Adrian schwieg erwartungsvoll, LeBreton streng und unerbittlich. Er schob einen Stapel mit Kupferpfannen beiseite, um sich zurückzulehnen. »Sergeant Hachard, es gibt keinen Grund, warum Sie es mir nicht erzählen sollten. Sie haben einen Befehl erhalten. Daran ist nichts Geheimnisvolles. Wessen Befehl war das? Wer hat Ihnen aufgetragen, diese Leute festzunehmen?«
Adrian zückte sein Messer. »Darf ich jetzt?« Sie hatte sich fast schon daran gewöhnt, den Jungen mit einem Messer in der Hand zu sehen. Für die Soldaten war es natürlich neu.
»Eine halbe Minute noch.« LeBreton streckte bequem die Beine aus. »Schneid ihm die Ohren ab, ehe du dir die Nase vornimmst. Und besudel dich dabei nicht mit Blut. Ich werde den Teufel tun und dir ein neues Hemd kaufen.«
Mit kritischem Blick musterte der Junge die Klinge seines Messers.
»Es waren zwei Männer aus Paris«, sprudelte es plötzlich aus dem Füsilier heraus. »Sie hatten Befehle vom Komitee für Öffentliche Sicherheit dabei. Zwölf Haftbefehle. Sie verteilten sie und gaben uns zwei Namen.« Er schaute sich nervös um. »Gestern waren wir hinter dem ersten Mann her und haben ihn verloren. Dann sind wir hergekommen, um Bertille Rivière mitzunehmen.«
»Na, das ist ja interessant.« LeBreton griff wieder nach seinem Kaffee. »Ich möchte mehr über diese Männer aus Paris erfahren.«
Mit Feuereifer kamen sie der Aufforderung nach. Zehn Worte reichten ihr, um zu erkennen, dass es sich um die Jakobiner handelte, die zum Château gekommen waren.
Die Befragung ging weiter. Alle anderen packten. Sie trug Taschen und Kisten aus der Kate und kehrte immer wieder zurück, um zuzuhören, was erzählt wurde. Man konnte nicht gerade behaupten, dass die Männer bereitwillig alles erzählten. Andererseits schien es so, als würde Bürger LeBreton auch gar nicht erwarten, dass sie viel wussten. Er stellte die gleiche Frage in immer wieder anderer Form.
Ja, zwölf Personen sollten festgenommen werden. Nein, sie wussten nicht, warum. Sie waren wahrscheinlich in Paris denunziert worden. Viele taten das dieser Tage. Und die Männer, die die Befehle bei sich gehabt hatten …? Revolutionäre und gute Patrioten – kein Zweifel.
Als sie das nächste Mal mit einem Stapel Laken durch den Raum ging, war man ein bisschen weitergekommen. Adrian saß rittlings auf der Bank. Er hatte einen Schleifstein gefunden und versah sein
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