Die Dornen der Rose (German Edition)
erklärte sie.
Das Licht reichte aus, um zu erkennen, dass er lächelte. »Was für ein Zufall. Ich auch nicht.«
»Was sind Sie doch ein wahrer Born des Sarkasmus.« Sie schüttelte ihn ab. »Guillaume, Sie verstehen, was es bedeutet, eine de Fleurignac zu sein. Ich bin eine Frau, die ein Ziel verfolgt, Familie und Verpflichtungen hat. Das ist alles sehr anstrengend und erschöpfend. Jeder in Frankreich hat die Liberté , über die wir alle reden. Das hier ist meine. Das hier ist mein kleiner Anteil an dieser Freiheit. Ich gehöre mir selbst. Und ich kann mich hingeben, wem ich will.«
»Sich hingeben. Meinen Sie damit, mir beizuliegen?«
»Ja.«
Seine Berührung flog über die Haut ihres Arms hinweg wie ein Vogel, der einen Schatten auf das Wasser warf, das er überflog. Dann befand sich seine Hand an ihrer Wange, wie die wärmenden Strahlen der Sonne. Sein Daumen schwebte sanft über die Rundung ihres Nasenflügels hinweg und ließ sich auf ihren Lippen nieder. Sanft. Ganz sanft. Wer hätte gedacht, dass sie dort so empfindlich war? »Warum?«
Sie verriet ihm nicht, dass sie langsam eine beinahe unerträgliche Sehnsucht nach ihm verspürte. Zwischen ihren Beinen. Auch nicht, dass er einfach ein Stück Brot für jemanden war, der seit geraumer Zeit Hunger hatte. Dass er der schützende Baum für einen Wanderer war, der sich in eisigem Regen verirrt hatte. Dass er sie für die Länge einer Nacht von ihren Fesseln befreien konnte. »Ich werde zu einer meiner Geschichten, wenn ich Sie berühre.«
Er war so groß. Selbst im Sitzen hob sich seine gewaltige Erscheinung tiefschwarz gegen den halbdunklen Himmel ab. Er beugte sich näher und zeichnete auf vertraute und feinfühlige Weise mit der Seite seines Daumens einen Kreis um ihre Lippen. Seltsam zu wissen, dass er die Form ihrer Lippen so gut kannte.
»Tut sie noch weh? Ihre Lippe?«
»Im Augenblick nicht.«
»Sie haben einen hübschen Mund«, sagte er.
»Er ist weder klein noch weiblich. Affenmaul hat mich meine Tante Sophie immer als Kind genannt.«
»Kein Mann auf Erden würde Sie so nennen. Und kein Mann unter den Lebenden würde sich nicht Ihren Mund auf seinem wünschen. Sie sind wirklich schön.«
Welche unerfreulichen Dinge ihr auch in den kommenden Tagen bevorstehen mochten, diesen Moment würde sie sich bewahren, sicher an besonderer Stelle verstaut, tief in ihrem Innern. Guillaume, der die Form ihrer Lippen nachzeichnete und ihr sagte, dass er sie hübsch fand.
Seine Finger verließen ihre Lippen und glitten langsam über ihre Kehle nach unten. Sie trug kein Schultertuch und hatte ihr Hemd nicht zugeknöpft. Ihre Brüste wurden nur unzureichend von dem lockeren Stoff bedeckt. Seine Hand glitt in ihre Kleidung, ganz langsam, ohne jede Eile, und gab ihr Zeit, darüber nachzudenken.
Er nahm ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger und streichelte sie. Von Kopf bis Fuß breitete sich Gänsehaut auf ihrem Körper aus. Das Beben inmitten ihrer Brust fand ein Echo in ihrem Bauch. Sie stieß einen kleinen, überraschten Laut aus – einen Laut der Überraschung über die Intensität über Gefühle.
»Was soll ich nur mit Ihnen machen, Maggie?«, fragte er leise.
Doch er wusste es bereits.
»Das ist der Moment, in dem ich Sie auf Ihre Decken zurückschicke«, sagte er. »Allein.« Trotzdem liebkoste er weiter ihre Brust.
Sie schloss die Augen, zu angespannt, um sich zu rühren. Wie ein Saiteninstrument vibrierte sie bei jeder noch so kleinen Berührung. Seine Fingerspitzen waren so schwielig und rau wie Baumrinde. Und so zärtlich auf ihrer Haut. Sie berührten sie kaum spürbar.
Er neigte sich über ihre Brust und küsste den Nippel. »Das wollte ich schon die ganze Zeit tun«, flüsterte er. »Ich konnte das Bild nicht aus meinem Kopf bekommen. Sie, am Fischteich, in nichts als den Morgen gehüllt. Das ist etwas, was kein Mann so schnell vergisst.«
Er zog sie an sich. Dort, wo sein Hemd offen stand, traf ihre Wange auf nackte Haut. Sie würde sich in diesem Mann verlieren, in Gefilden des Erstaunens, Landstrichen der Gefühle. Sie spürte das Strömen seines Blutes. Er war nicht nur einfach LeBreton, ein Schurke und Vagabund. Er war komplizierter als das, und einfacher. Die Nacht ließ den Mann verschwinden, sodass nur noch eine Sagengestalt übrig blieb. Die Gestalt, nach der sie verlangte. Genauso waren die alten Gottheiten zu den Töchtern der Menschen gekommen. Kraftvoll, dunkel und eingehüllt in die Nacht wie in einen
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