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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Wenn sie auf die Straße ging, hatte sie weniger an. »Weißt du was? Ich hätte nicht gedacht, dass du irgendwann mal prüde sein würdest. Das liegt wohl an der Ehe. Sie hat dir deinen Humor genommen. Du bist sehr ernsthaft geworden, seit du geheiratet und Kinder bekommen hast.«
    »Ich bin älter geworden. Viel, viel älter.« Jean-Paul stieß einen Seufzer aus und schloss die Tür hinter sich. »Gäbe es in der Stadt Kirchen statt all dieser Tempel der Vernunft, würde ich vor Dankbarkeit fünfzig Kerzen anzünden. Marguerite, als ich gehört habe, dass das Château abgebrannt ist, dachte ich, du seist tot.«
    »Ich bin noch nicht einmal ein bisschen geröstet worden. Nur meine Handflächen hatten ein wenig abbekommen, was aber schon wieder verheilt ist. Als ich bei Bertille war, hat sie mir Butter auf die Wunden getan. Sie meint, das sei das beste Heilmittel gegen Brandwunden. Es machte die Hände allerdings ziemlich klebrig.«
    »Gabrielle hat zwei Tage lang geweint. Am liebsten würde ich dich so fest durchschütteln, dass deine Zähne klappern.«
    Ich bin auch froh, dich zu sehen, Jean-Paul . »Ich dachte, ich würde zu spät nach Paris kommen. Ich fürchtete, man hätte dich schon verhaftet. Oder du wärst tot. Ich hatte Angst um dich.«
    »Und ich war ganz krank vor Sorge bei dem Gedanken, dass du ganz auf dich allein gestellt bist.« Er streckte den Arm aus, um ganz kurz ihren Handrücken mit den Knöcheln zu berühren. »Und dann finde ich dich frisch gewaschen, rosig und glücklich vor. Natürlich bin ich wütend.«
    »Oh ja, natürlich. Ich würde dich auch gern ein bisschen verhauen, nur um meiner Erleichterung Ausdruck zu verleihen.«
    Er zog sein Jackett aus, um den Anschein eleganter Sittenlosigkeit zu erwecken, falls jemand hereinkommen sollte. Weil es aber Jean-Paul war, hängte er seine Jacke ordentlich über die Rückenlehne eines Stuhls. Das war eine Angewohnheit, die einen in den Wahnsinn treiben konnte.
    Natürlich war er groß und schlank. Als Chefbotaniker im Jardin des Plantes musste er den ganzen Tag schwere, exotische Pflanzen hin und her bewegen. Er sah gut aus – hatte immer gut ausgesehen – mit dem blonden Haar und den schönen Zügen, wenn auch sein Rücken voll tiefer Narben war. Onkel Arnault hatte ihm das angetan, als er die beiden zusammen erwischt hatte. Sollte sie je ins Bad kommen, um sich die Zeit mit einer Tändelei zu vertreiben, würde sie sich trotzdem ihn dafür aussuchen.
    Er hatte mit fünfzehn keine Erfahrung im Liebesspiel gehabt. Später hatte er bestimmt dazugelernt. Sie war immer unsicher gewesen, wie sie Gabrielle danach fragen sollte.
    Seine Weste folgte der Jacke auf den Stuhl. »Hier hört man nur Gerüchte. Was ist in der Normandie passiert?«
    »Alles Mögliche. Das Château ist abgebrannt. Das zuallererst.«
    »Ich hatte gehofft, dass das nicht wahr ist.«
    »Es ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Wären wir von den Hunnen angegriffen worden, hätte die Zerstörung nicht schlimmer ausfallen können. Den Dienstboten ist nichts geschehen, der Bürgermeister wird sich um sie kümmern. Ich habe Geld geschickt.«
    Er stützte sich einen Augenblick lang auf der Rückenlehne des Stuhles ab. »Du hast deine Arbeiten verloren. Deine Aufzeichnungen, deine Bücher. Es tut mir so leid.«
    »Von den meisten habe ich hier in Paris Zweitschriften.«
    »Aber nicht von allen«, sagte er.
    »Nicht von allen.« Er wusste, was sie verloren hatte. Jean-Paul war mit ihr zu den Bauernkaten gegangen, um den Geschichten der alten Frauen zu lauschen. Während alle anderen sie auslachten, hatte er sie ernst genommen. »An manche Geschichten erinnere ich mich fast Wort für Wort. Ich habe bereits angefangen, alles noch einmal aufzuschreiben.«
    Er öffnete den Knoten seines Halstuchs. »Ich werde helfen, wo ich kann. Aber ich habe nicht dein gutes Gedächtnis.« Er hielt die Enden seines Tuches fest, während er sie anschaute. »Als die Männer kamen, um das Château niederzubrennen, haben sie da auch … hat einer von ihnen …«
    »Mir ist nichts passiert.«
    »Natürlich sagst du das, aber …«
    »Noch einmal, ehe du offen aussprichst, was uns beiden peinlich wäre. Mir ist nichts angetan worden. Gar nichts. Der Zaunkönig war auch da, musst du wissen, und wir haben wie die Amazonen gekämpft. Wirklich und wahrhaftig. Der Zaunkönig wird es dir eines Tages erzählen. Lass dir besonders ausführlich die Szene schildern, als ich den Mann mit einem Brieföffner aufgeschlitzt

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