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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Franzose. Er ging mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Männer vor ihm und wurde einfach zu einem weiteren Fisch im Schwarm, ein bisschen schlampiger und weniger interessant als die anderen. Er hatte Talent. Das konnte man keinem beibringen.
    Er bewegte sich in östlicher Richtung, hinunter zur Seine, was bedeutete, dass er eine Brücke überqueren würde. Wenn man in Paris jemanden verfolgte, musste man immer die Brücken mit einbeziehen. Man konnte am anderen vorbeischlüpfen und auf der anderen Seite des Flusses warten. Das Täubchen würde genau auf einen zukommen.
    Doyle nahm eine Seitenstraße, die zum Fluss hinunterführte.
    Hawker spürte seinen Mann schließlich im L’Abondance auf, der zehnten Taverne, die er nach ihm durchsuchte. Le Brochet saß mit ein paar Freunden hinten. Das war vielleicht ein unappetitlicher Haufen! »Erinnerst du dich an mich?«
    Le Brochet sah ihn eine Weile aus zusammengekniffenen Augen an. »Du bist der Junge, den ich von Lazarus kenne … Hawker. Ja, genau. Man nannte dich die Hand. Ich erinnere mich an dich.«
    Nur dass Le Brochet » ’ awker « sagte. Wenn die Franzosen seinen Namen aussprachen, knallten sie nicht noch so ein heulendes h vorneweg, wie es ein feiner englischer Pinkel tat. Sie sagten ’ awker, und es klang einfach richtig. Schon verrückt, wenn so ein Haufen Franzmänner seinen Namen besser als ein Engländer aussprechen konnte.
    »Du hast mir doch damals dieses Mädchen gebracht. Polly. Das war vielleicht ein lebhaftes Ding.«
    »Eine wahre Künstlerin im Bett, dieses Mädchen.« Hawker setzte sich mit dem Rücken zum Raum hin, was ihn als Dummkopf auswies. Allerdings waren die Weingläser auf dem Tisch wie Spiegel, wenn man sehen wollte, wer von hinten auf einen zukam. »Lass uns reden.«
    »Allein«, fügte er hinzu, als Le Brochets Kumpel keine Anstalten machten zu gehen.
    Le Brochet grinste. Nicht gerade der schönste Anblick auf Erden. Die anderen entfernten sich, um in Ruhe über Dorcas, Fat Legs Lucy und noch ein paar andere zu reden. Le Brochet hatte angenehme Erinnerungen an seinen Aufenthalt bei Lazarus.
    Nach einer Weile war es an der Zeit, Wein bei der alten Frau hinter der Theke zu bestellen. Er schlug den Tonfall an, den Doyle heute Morgen benutzt hatte, und legte genau wie er eine Münze auf den Tisch. Sein Glas wurde kaum bis zur Hälfte gefüllt – das war heute Morgen anders gelaufen –, und zwar mit Wein, der kaum besser als Hundepisse war. Es gab einfach keinen Grund, nicht immer Gin zu trinken.
    »Ich habe etwas zu erledigen«, erklärte er. »Für Lazarus. Ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen. Ich muss den Mann finden, der Lazarus für den Mord bezahlt hat.«
    Le Brochet stieß ein Lachen aus, das wie Husten klang. »Den? Solche Typen kommen nicht her.«
    »Aber wo ist er denn dann? Es geht um Geld, und ich kann dieses verdammte Land erst verlassen, wenn ich das erledigt habe.«
    »Geld?« Le Brochets Miene heiterte sich auf.
    »Wir können den Vertrag nicht einhalten. Deshalb sagt Lazarus: › Gib das Geld dem Mann zurück, der bezahlt hat. Dem Franzosen. Geh und finde ihn. ‹ « Wenn Le Brochet die Geschichte schluckte, kannte er Lazarus schlecht. Er berührte den Geldgürtel, in den er die gefalteten Assignaten gesteckt hatte. Ließ sie knistern, um ein bisschen Gier zu entzünden. »So lautet mein Auftrag. Das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wie ich den Mistkerl finden soll.«
    Er tat so, als würde er einen Schluck nehmen, und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. »Ich weiß einfach nicht, wo ich suchen soll. Und ich trage ungern so viel Geld mit mir herum.«
    Wieder berührte er den Gürtel und besiegelte damit sein Schicksal. Er sah in Le Brochets Blick den Entschluss aufflackern, ihn umzubringen.
    Sei nicht ungeduldig. Das sagte Lazarus immer wieder. Sei großzügig mit deiner Zeit. Wenn es eine Sache wert ist, erledigt zu werden, ist sie es auch wert, das Warten auszuhalten.
    Er ließ sich fünfzehn Minuten von Le Brochet bearbeiten, der ihn unbedingt in den Hof hinter der Taverne locken wollte. Er ließ ihn › Ich muss dir was erzählen ‹ drei Mal wiederholen und mindestens sechs Mal sagen: › Mag es nicht hier drinnen sagen ‹ , ehe er sich von Le Brochet aus der Schankstube, an der Küche vorbei in den stinkenden Hof führen ließ.
    »Hier ist es schön ruhig.« Ihm gefiel der Hof sehr. Er war so abgeschieden, dass man hier fünf oder sechs Männer umbringen konnte. Im Gehen krempelte er den

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