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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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für eine Verschwendung, diesen Narren abzustechen. Eine noch größere Verschwendung wäre es, es sein zu lassen. Keiner wird ihm glauben, wenn er über Lazarus redet.
    »Ich schwöre bei Gott«, keuchte Le Brochet. »An mehr erinnere ich mich nicht.«
    Das war das Problem, wenn man so eine Wanze am Leben ließ. Man musste sich verdammt noch mal mit ihr unterhalten. Er war ganz nass und klebrig vom Blut. Bei dieser Sauerei hätte er den Kerl auch gleich töten können.
    Es war an der Zeit aufzubrechen. Hawker trat Le Brochet in den Bauch, damit der Mann nicht die Chance bekam, ihn mit einem Messer zu durchbohren, das er irgendwo an seinem massigen Körper versteckt hielt. Er zog sich an der Mauer hoch, sprang darüber und machte sich davon.
    Ein paar Straßen weiter bog er um eine Ecke und stand plötzlich vor einem öffentlichen Springbrunnen. Er blieb stehen, um das Blut abzuwaschen. In der Ferne hörte er, wie Le Brochet Morddrohungen brüllte.
    Er hatte die Treffpunkte herausgefunden, die von französischen Spionen in England benutzt wurden. Er hatte ein paar Beschreibungen, die nicht viel wert waren, und ein paar Passwörter, die von den Franzosen benutzt wurden. Das war ein Anfang. Vielleicht genügten die Informationen dem Geheimdienst, um ein paar von ihnen aufzuspüren. Keiner hätte mehr aus dem Kerl herausholen können.
    Ziemlich gut für ein tollwütiges Wiesel.
    Doyle schob den Spanner der Pistole zurück und ließ sie sinken. Es hatte einen Moment gegeben, in dem er sie fast benutzt hätte. Der Junge hatte eine Weile gebraucht, um zu überlegen, ob er diesem Le Brochet die Kehle aufschlitzen sollte.
    Es war kurz davor gewesen.
    Die Dachkammer war ein Brutofen. Darum war auch keines der Mädchen aus der Taverne hier oben, um auf der schmierigen Liege in der Ecke ihrem Gewerbe nachzugehen. Wenn er sich ganz dicht hinter den Läden ans Fenster stellte, konnte er nach unten in den schmutzigen Hof der Taverne sehen. Er konnte sehen, ohne gesehen zu werden, und alles hören.
    Der Junge holte alle Informationen aus Le Brochet heraus und ließ ihn am Leben. In ganz Paris gab es keinen Agenten, der die Sache besser erledigt hätte.
    Freunde und Konsorten von Le Brochet stürmten unter lautem Geheul aus der Taverne. Hawker war längst fort, über die Mauer und die Straße runter.
    Es war an der Zeit, ihn zu finden und zu Carruthers zu bringen, damit er angebrüllt und sauber gemacht wurde. Es war an der Zeit, dass der Junge der Leiterin des Geheimdienstes seinen ersten Bericht erstattete.
    Ich bin froh, dass ich ihn nicht töten musste.
    Er war ein Risiko eingegangen, als er seiner Straßenratte erlaubt hatte, sich um Le Brochet zu kümmern. Es hätte sich auch als Fehler erweisen können. Es hätte die Art von Fehler sein können, die dafür sorgte, dass ein Mann den Geheimdienst verlassen musste.
    Ich hoffe, du bist es wert, Junge .

23
    Das Bad war natürlich über jeden Verdacht erhaben und völlig achtbar. Die anständigsten und ehrbarsten Frauen suchten es auf. Aber es hätte auch niemanden verwundert, von weniger anständigen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Bad zu hören. Es war ein guter Ort, um Dinge im Geheimen zu erledigen. Marguerite hatte Jean-Paul schon so häufig hier getroffen, dass sie die Gelegenheiten gar nicht mehr zählen konnte.
    Draußen vor der Tür hörte sie jemanden mit schwerem Schritt näher kommen. Es war der Schritt eines Mannes, nicht das leichte Trippeln der Mägde. Jemand kratzte ganz leise an der Tür.
    »Herein«, sagte sie.
    Die hohen Fenster und das Oberlicht über der Tür waren geöffnet, um den Dampf vom Baden abziehen zu lassen. Doch es war unmöglich, im Gang oder im Garten Gespräche heimlich zu belauschen, ohne dabei von Olivie gesehen zu werden. Und alle anliegenden Räume wurden freigehalten.
    Er öffnete die Tür. Der vertraute, verlässliche, liebe Jean-Paul. Olivie hätte es ihr sofort mitgeteilt, wenn er verhaftet worden wäre. Marguerite hatte gewusst, dass ihm nichts passiert war; trotzdem war es eine große Freude, ihn mit eigenen Augen zu sehen. Während der ganzen Reise von der Normandie bis nach Paris hatte sie Angst um ihn gehabt.
    Sie rannte zu ihm, um ihn zu umarmen, und er drückte sie kurz und fest an sich, ehe er sie wegschob. »Ich wünschte, du würdest etwas anhaben.«
    »Aber das habe ich doch.« Sie hatte sich nach dem Baden in den Hausmantel aus dickem, weißem Leinen gehüllt. Alles ganz züchtig. Er bedeckte sie bis zu den Fußknöcheln.

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