Die Dornen der Rose (German Edition)
von dir sein.«
»Sie sind der, mit dem sie in der Normandie war. Der Buchhändler.« Jean-Paul ließ den Blick über Guillaume LeBretons Muskelberge wandern. »Ich habe von Ihnen gehört.«
»Dann wissen Sie ja auch, dass ich ihr nichts getan habe. Würden Sie bitte diesen Schweinepiekser weglegen, ehe ich Ihnen das Handgelenk breche?« Guillaume sah das Messer an.
»Marguerite hat nichts von Ihnen erzählt. Ich frage mich, warum.« Aber dann senkte Jean-Paul doch das Messer.
»Über Sie hat sie auch nicht gesprochen«, erwiderte Guillaume. »Ich nehme an, Sie sind ein alter Freund.«
»Wir sind sehr alte, sehr gute Freunde. Ich gehöre zu der Art von Freunden, mit denen man sich unter vier Augen unterhält.«
»Ich bin die Art Freund, mit der man die Normandie durchquert.«
Beide ignorierten sie völlig. »Ich bin darauf vorbereitet, den Skandal über mich ergehen zu lassen, weil ich mich mit einem Mann im Bad getroffen habe. Worauf ich nicht vorbereitet bin, ist ein Skandal, weil ich mich mit zwei Männern im Bad getroffen habe. Da würden sogar Ziegen rot werden. Ich möchte, dass ihr beiden jetzt einfach geht. Sofort.«
Guillaume lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. »Na gut. Musst du vor mir beschützt werden, Maggie?«
»Ich bin wunderbar in der Lage, selber mit dir fertig zu werden, sogar mit einer Hand. Du bist nicht …«
»Willst du, dass ich gehe?«
»Es ist aus zwischen uns.«
»Das hast du schon ein paar Mal gesagt. Soll ich gehen oder bleiben?«
Sie hatte keine Ahnung, was sie wohl zu ihm sagen würde, wenn sie allein waren. Manchmal stürzt man sich in einen Fluss und geht davon aus, dass man das Schwimmen schon lernen würde, wenn man erst einmal im Wasser war. »Bleib.«
»Dann bleibe ich.« Er trat zur Seite, sodass der Weg zur Tür frei war. Dadurch verlor die Situation nicht ein Jota an Bedrohlichkeit. Er setzte Zeichen. »Sie können sie mit mir allein lassen«, sagte er zu Jean-Paul. »Sie wird diesen Stuhl da nehmen und ihn mir über den Kopf hauen, wenn ich sie verärgere.«
Jean-Paul musterte ihn. »Sie wird Schlimmeres als das tun. Sie wird schreien, sodass plötzlich dreißig halb bekleidete Frauen in der Tür stehen und fragen, was Sie hier tun.«
»Oh. Nun, das würde unendliches Entsetzen bei mir auslösen, weshalb ich hoffe, dass sie es nicht tun wird.«
Jean-Paul zögerte noch einen Moment. Dann traf er eine Entscheidung, die nicht die Benutzung seines lächerlichen, gefährlichen Messers einbezog. Das war gut. Er setzte sich auf den Stuhl, um seine Stiefel anzuziehen. »Ich werde hier nicht gebraucht.«
»Keiner von euch beiden wird hier gebraucht«, erklärte sie. »Tatsächlich werde ich mich jetzt anziehen, nach unten in den Garten gehen und mich in den Schatten setzen. Ich werde mir von den Angestellten medizinische Tees und kleine, geeiste Dessertstückchen bringen lassen. Ich habe das Bedürfnis, mir etwas Gutes zu tun.«
»Du verabscheust Tee und Kuchen. Lass dir Limonade bringen.« Jean-Paul hielt sich nicht erst damit auf, sich wieder vollständig anzukleiden, sondern griff nur nach seinen Sachen, um sie mitzunehmen. Vorher schob er noch das Messer, das er so unerwartet gezückt hatte, in ein verstecktes Futteral im Innern seines Jacketts. Seinen Schneider konnte man nicht darum bitten, solch eine Änderung vorzunehmen. Gabrielle musste wohl für ihn zur Nähnadel gegriffen haben.
»Du lässt mich im Stich«, warf sie ihm vor.
»Ich ergreife die Flucht. Nenn mich gern einen Feigling, aber mir steht nicht der Sinn danach, zwischen euch beiden zu stehen.« Völlig unnötigerweise drückte er einen Kuss auf ihre Stirn und ging. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln.
Plötzlich war sie mit Guillaume LeBreton allein.
Er stand wie immer unergründlich da, was eines seiner größten Talente war. Im blendend weißen Hausmantel wirkte er auf einmal besonders dunkel und exotisch. Die langen Bahnen und die weiten Ärmel machten aus ihm einen Mandarin.
Wie kann er sich unbemerkt auf den Straßen der Stadt bewegen? Als würde keiner es merken, wenn sich ein Löwe einem Hunderudel anschließt . »Bist du mir von zu Hause aus gefolgt?«
»So in etwa. Du hast kein Geheimnis daraus gemacht, wo du hin wolltest.«
»Es war absolut überflüssig, mir zu folgen. Zwischen uns ist es aus. Wir wissen beide, dass es unmöglich ist. Wir haben uns Lebewohl gesagt.« Plötzlich gingen ihr die Worte aus.
»Ich habe meine Meinung
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