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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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zukommen.«
    »Du kannst überhaupt nicht mit mir sein.«
    Er war … jenseits all ihrer Erfahrungen. Sein zerfurchtes, grobes Gesicht. Seine schreckliche, durchsichtig glänzende Narbe. Man musste schon hinter all diese Hässlichkeit zu schauen wissen. Doch wenn es einem gelang, sah man nur noch Kraft.
    Das ist der Grund, warum ich ihn liebe . »Ich dachte, wir hätten uns getrennt. Ich kann mich nicht immer wieder aufs Neue von dir verabschieden. Ich kann es ja noch nicht einmal zweimal tun.«
    »Nein, du kannst es nicht. Du siehst anders aus, wenn du feucht bist und dein Haar schwarz wie Tinte an dir herunterfließt. Deine Knochen treten hervor …«, er berührte ihre Wangen und strich mit dem Finger an ihrem Kiefer entlang, »hier und hier. Du bist völlig entblößt, sodass nur noch Schönheit da ist.«
    »Zwischen uns sollte keine Zuneigung sein.«
    »Aber sie ist da«, erwiderte er. »Hat dich denn keiner je vor Männern gewarnt?« Er legte seine Hand an ihr Gesicht und berührte sie dabei so zart, als wäre sie eine Blume, die er nicht zerdrücken wollte. »Dann werde ich der Erste sein, der dir etwas über die Männer verrät. Man kann uns nicht trauen.«
    Ihre Stimme war nicht fest genug, um etwas zu sagen. Der Atem, der durch ihre Kehle ging, schmerzte. »Wir beenden es jetzt, mon ami . Ich will dich nicht wiedersehen.«
    Der Moment des Zögerns, ehe er seine Hand von ihr nahm, war seine Antwort. Ach, wie beredsam dieses leichte Zögern war. Dann richtete er sich auf und zog den Hausmantel fest um sich. Er ging hinaus, ohne noch etwas zu sagen, und schloss die Tür so behutsam hinter sich, dass dies noch nicht einmal einen Hauch durchs Zimmer gehen ließ.

s
    25
    Hawker stieg fünf Treppen hoch und machte dann vorsichtig die dritte Tür auf der rechten Seite auf. Ein magerer Typ saß dicht neben dem Fenster auf einem Stuhl. Er bestand nur aus sehnigen Muskeln. Ein Meter achtzig groß. Völlig farbloses Haar. Britischer Geheimdienst.
    »Hallo, Ratte«, sagte der Kerl.
    »Dir auch ein fröhliches Hallo. Du bist … lass mich mal überlegen. Sie sprachen von einem wiederbelebten Leichnam, der herumläuft. Der hieß … Pox. Pocket. Nein … Pax. Das war der Name.«
    »Paxton. Für dich bin ich Paxton, Ratte.«
    Die alte Schachtel hatte ihm diesen Namen aufgehalst. Ständig sagte sie: »Aha, du bist also zurückgekommen, Ratte.« »Geh und wasch deine Hände, Ratte, du triefst ja vor Blut.« »Mach den Mund zu, wenn du isst, Ratte. Du bist kein Tier.« »Ratte, geh zur de Fleurignac und übernimm die Nachtwache.« Und deshalb war er jetzt hier, übernahm die Wache und musste sich von einem Kerl Ratte nennen lassen, der nur zwei oder drei Jahre älter war als er selber. Und das schlimmste war, dass er ihn dafür noch nicht einmal abstechen konnte. Das war ein trauriger Abstieg.
    Der weißhaarige Junge stand auf. »Sie sagten, du würdest mich entlasten. Sie haben mich nicht nach meiner Meinung gefragt. Stiehl nichts.«
    Er erwiderte den freundlichen Empfang mit ein paar Worten, die er in Le Brochets Taverne aufgeschnappt hatte. Offensichtlich eine saftige Beleidigung. Er musste unbedingt herausfinden, was es bedeutete.
    Er bekam keine Antwort. Pax kehrte ihm den Rücken zu und streckte sich ein paar Mal. Er sammelte seine Sachen ein, die auf dem Tisch lagen. Hut, Gehstock, ein Fernglas, das sich zusammenschieben ließ, und ein faustgroßes Stück Brot. »Alle sind zu Hause. Victor de Fleurignac ist seit einer Stunde wieder da. Doyles Frau ist gegen sechs vom Chinesischen Bad zurückgekommen.«
    »Schön.« Es würde interessant sein herauszufinden, wo Maggie hinging, wenn sie dachte, dass niemand sie beobachtete.
    »Deine Wache geht bis Tagesanbruch«, sagte der Junge zu ihm. »Beobachte das Haus. Folge der de Fleurignac, wenn sie das Haus verlässt. Die Nachtgläser liegen auf dem Tisch. Mach sie nicht kaputt. Und schlaf nicht ein.«
    »Ich schlafe nie ein, wenn ich arbeite.«
    »Dann fang jetzt nicht damit an.« Pax warf einen letzten Blick aus dem Fenster zum Hôtel de Fleurignac. »Merke dir, wer kommt und geht. Auch die Dienstboten. Und mach um Gottes willen kein Licht an.«
    »Ich weiß, was ich zu tun habe.« Er behandelt mich so, als wäre ich ein blutiger Anfänger. Dabei ist er selber noch gar nicht so lange dabei.
    »Auf der Straße wird Licht sein. Du wirst sehen, wenn jemand zur Tür kommt. Wenn es interessant aussieht, kommst du runter und folgst der Person. Du bist nicht hier, um faul

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