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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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geändert.«
    Bis auf das Auf und Ab seiner Brust beim Atemholen stand er völlig reglos da. Er wirkte wie ein Götzenbild aus glattem, hellem Stein, doch gleichzeitig sehr lebendig. Seine Hände ruhten neben dem Bindegürtel an seiner Taille. Der doppelte Knoten war ein bisschen zur Seite verrutscht. Ihn zu öffnen wäre eine Sache von Sekunden.
    Sie nahm ihren Kamm, damit ihre Hände etwas zu tun hatten. Dann legte sie ihn wieder hin. Ihr wäre wohler gewesen, wenn er mehr geredet hätte.
    »Ich durchschaue deinen Plan«, sagte sie. »Du willst nicht, dass ich die Trennung von dir bedauere. Du bist hergekommen, um mir noch einmal eine Stunde Gesellschaft zu leisten, damit ich froh bin, wenn ich dich nicht wiedersehen muss. Das entbehrt nicht einer gewissen Logik. Verbrächten wir eine Woche Seite an Seite, würde ich dich dahin wünschen, wo der Pfeffer wächst, oder auf eine Insel im Pazifik, wo die Vögel so groß wie Hunde sind und nie gelernt haben zu fliegen.«
    Er achtete nicht auf das, was sie sagte. Er löste den Knoten des Gürtels, der den Hausmantel zusammenhielt.
    »Es gibt keinen Grund für dich, deine Kleidung in dieser drohenden und höchst ungehörigen Art und Weise abzulegen. Wir werden nichts tun, was das Ablegen von Kleidung notwendig macht. Als ich sagte, du solltest bleiben, habe ich …« Habe ich deinen Körper nicht angeschaut. Ich habe gar nicht daran gedacht. Ich kann nicht mehr klar denken, wenn du in der Nähe bist . »… habe ich gemeint, dass wir reden sollten.«
    Der Hausmantel hing lang und schwer an seinem Körper. Wie Säulen. Drei langsame Schritte, und er stand vor ihr. Sie versuchte nicht zu fliehen. Er zog sie an sich, bis ihre Haut sich berührte.
    Alle Hemmungen, die sie eben noch gehabt hatte, lösten sich auf. Sie legte die Hände auf seine Brust und schob den Stoff beiseite, sodass sie ihn dort küssen konnte.
    Sie konnte nicht sprechen. Keinen Ton konnte sie hervorbringen. Ihre Muskeln trafen Entscheidungen, ohne sich mit ihrem Gehirn zu beratschlagen. Hitze stieg in ihr auf, strömte durch ihr Blut, sammelte sich in ihrem Bauch und überschwemmte ihren Kopf, in dem momentan Leere herrschte.
    Er war warm und nackt. Ihre Hände schoben sich unter den Stoff, glitten nach oben und über seine Schultern, um all die dunklen Haare, die braune Haut und die Wölbungen aus Knochen und Muskeln zu erforschen, die den Körper von Guillaume LeBreton bildeten. Wenn sie zu intensiv darüber nachdachte, würde sie ihn wegstoßen und das hier beenden. Aber sie wollte ihn nicht gehen lassen, also dachte sie lieber nichts.
    Wohin war ihr Hausmantel verschwunden? Wie hatte er sich überhaupt geöffnet?
    Das war völlig unwichtig.
    Sie war abgelenkt. So abgelenkt. Fast war es so, als könnten ihre Finger Farben sehen. Das tiefe Braun seines Gesichts. Es war, als würden die Stoppeln in seinem Nacken sichtbar werden, wenn sie sie mit den Fingern erforschte. Er war viel zu lebendig, als dass man ihn nur über das Fühlen erfuhr. Er nahm alle Sinne für sich ein.
    Ich sollte das nicht tun … Sie sagte es nicht laut. Sie dachte es noch nicht einmal laut.
    Er streichelte ihren Körper, ließ die Hände hinauf- und wieder hinabgleiten. Dann legte er sie auf ihre Hüften. Raue Hände, die ihr Fleisch kneteten, die Knochen unter der Haut ertasteten, als wäre sie eine Skulptur und er der Künstler, der sie formte. Ehrfurcht sprach aus seinen Berührungen. Er fand sie schön. Mehr als nur schön. Fast schien er ihr zu huldigen.
    Er war eine süße, verbotene Frucht. Aus Tausenden von Gründen war er für sie verboten. Ein einziges Mal hatte sie trotzdem nachgegeben. Dann hatte sie sich von ihm abgewandt und war wehen Herzens gegangen, denn sie kannte die Grenzen ihrer Freiheit. Doch jetzt war es wie ein Nachhausekommen, wo die verbotene Frucht ganz unerwartet in ihrem Garten wuchs. Guillaume.
    Küsse tief in ihrem Mund. Küsse, die voller Glückseligkeit ihre Lippen erforschten. Küsse, die wie warmer Regen auf ihr Gesicht und ihren Hals niedergingen, sodass sie mit geschlossenen Augen den Kopf hob und keuchend Luft holte. Bebend vor Erwartung harrte sie mit jeder Faser ihres Seins auf die nächste kleine Berührung, den nächsten kleinen Biss. Er war ein Mann, der wusste, auf welch vielfältige Art man eine Frau mit dem Mund lieben konnte. Bei dem Gedanken ging ein Zittern durch ihren Körper. Sie presste sich an ihn, verlor sich in ihm.
    Er war einfach so stark. Sie spürte keinerlei Anstrengung

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