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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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tun?«
    »Ausgeben«, sagte Paddy prompt. »Etwas zum Anziehen für die Kinder und für dich? Und vielleicht gibt’s auch Sachen, die du für das große Haus kaufen möchtest? Ich wüßte nicht, was wir sonst noch brauchen.«
    »Mir fällt auch nichts weiter ein, eigentlich komisch«, meinte Fee und stand auf. »Komm, Meggie, gehen wir einmal hinüber zum großen Haus und sehen uns dort um.«
    In den rund drei Wochen seit Mary Carsons Tod und der Hektik danach war keiner der Clearys in der Nähe des Herrenhauses gewesen. Jetzt holte Fee das Versäumte gleichsam in einem Aufwaschen nach. Zusammen mit Meggie sowie Mrs. Smith und Minnie und Cat als einer Art Gefolge ging sie von Raum zu Raum und wirkte in einem solchen Maße belebt, daß die verwirrte Meggie ihre Mutter kaum noch wiederzuerkennen glaubte. Unaufhörlich führte sie leise Selbstgespräche: Dies hier sei scheußlich, jenes dort schrecklich, Mary müsse ja farbenblind gewesen sein, habe sie denn überhaupt keinen Geschmack gehabt?
    Im Salon hielt Fee sich am längsten auf. Mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtete sie alles. In seiner Größe wurde der Salon wohl nur vom Empfangsraum übertroffen. Grob geschätzt, maß er etwa zehn mal zehn Meter, war allerdings eher rechteckig als quadratisch, und er hatte eine sehr hohe Zimmerdecke. Die Ausstattung bildete ein sonderbares Gemisch aus Schönem und Häßlichem. Die Wände waren einheitlich cremefarben, allerdings längst schon mit einem nur zu deutlichen Stich ins Vergilbte, so daß weder die prachtvoll verzierte Decke noch die schön geschnitzte Täfelung richtig zur Geltung kamen. Auf der Verandaseite gab es eine nicht unterbrochene Reihe von Fenstern, die vom Fußboden bis zur Decke reichten. Doch die schweren, braunen Samtvorhänge sorgten dafür, daß das Licht im großen Raum nur düster war. Es fiel auf Stühle von eigentümlich trübem Braun, auf zwei prachtvolle Sitzbänke aus Malachit, auf zwei weitere - ebenso schöne - Sitzbänke aus florentinischem Marmor und auf einen Kamin, der dadurch hervorstach, daß die cremefarbenen Marmorplatten rosarot geädert waren. Auf dem sorgfältig gewachsten Teakfußboden lagen, mit mathematischer Präzision ausgerichtet, drei Aubussonteppiche, und gleichsam gekrönt wurde der Raum von einem Waterford-Kronleuchter von enormen Ausmaßen.
    »Meine Anerkennung für Sie, Mrs. Smith«, sagte Fee. »In seinem jetzigen Zustand ist der Raum zwar scheußlich, aber doch makellos sauber. Ich werde dafür sorgen, daß Sie hier etwas haben, das all die Pflege lohnt. Diese wunderschönen, so überaus kostbaren Sitzbänke, dafür fehlt doch einfach der richtige Rahmen - es ist wirklich ein Jammer! Seit ich diesen Raum zum ersten Mal gesehen habe, habe ich den Wunsch, ihn so auszugestalten, daß er von jedem bewundert wird und daß sich auch jeder darin wohl fühlt.« Mary Carsons Schreibtisch war eine viktorianische Scheußlichkeit. Fee trat darauf zu und schnippte mit den Fingern verächtlich gegen die Platte, auf der das Telefon stand. »Das ist gerade der richtige Platz für meinen Escritoire«, sagte sie. »Mit diesem Raum werde ich anfangen, und erst wenn er fertig ist, ziehe ich vom Creek fort, eher nicht. Dann haben wir hier doch wenigstens einen Ort, wo wir uns aufhalten können, ohne Depressionen zu bekommen.« Sie setzte sich und nahm den Hörer vom Haken.
    Während Meggie, die Haushälterin und die beiden Dienstmädchen mit wachsender Verwunderung zuhörten, sprach Fee mit Harry Gough. Sie setzte ihn gewissermaßen in Marsch. Er würde dafür sorgen, daß aus Sydney sofort alles an Mustern geschickt wurde, was sie brauchte: Stoffmuster von Mark Foys, Farbmuster von Nock & Kirbys, Tapetenmuster von Grace Brothers; außerdem speziell zusammengestellte Kataloge von anderen Geschäften in Sydney, mit deren Hilfe Fee sich über Mobiliar und sonstige Einrichtungsgegenstände informieren konnte. Mit einem Lachen, das verdächtig einem Glucksen glich, versicherte Harry, er werde auch einen Polsterer und ein paar Maler besorgen, die natürlich so sorgfältig und zuverlässig arbeiten müßten, wie Fee das erwarte. Mrs. Cleary, daran konnte es kaum einen Zweifel geben, würde gleichsam die letzten Reste von Mary Carson aus dem Haus fegen!
    Kaum war sie mit dem Telefonieren fertig, setzte Fee sozusagen auf dieser Seite der Leitung ihre Hilfstruppen in Marsch. Im Nu waren die scheußlichen braunen Samtvorhänge von den Fenstern verschwunden und lagen draußen auf dem

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