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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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und uns so unsere Kraft bewahren. Ich bin fest davon überzeugt, daß Australien sich allen Anforderungen gewachsen zeigen wird, trotz der Bestürzung, die wohl die meisten von uns in diesem Augenblick empfinden.
    Möge Gott in seiner Großmut und Güte gewähren, daß die Welt bald aus dieser Krise erlöst werde.«
    Alle im Salon schwiegen. Dann erklang im Radio - in schwankendem Ton, da von ABC über Kurzwelle empfangen und weitergeleitet - die Stimme von Neville Chamberlain, der zum britischen Volk sprach. Fee und Meggie blickten zu den Männern. »Wenn wir Frank mitzählen, sind wir sechs«, sagte
    Bob in das Schweigen. »Und da wir, Frank ausgenommen, alle auf dem Land arbeiten, wird man uns nicht dienen lassen wollen. Was die Viehtreiber angeht, die wir im Augenblick haben, also da schätze ich, sechs werden gehen wollen und zwei werden bleiben.« »Ich will gehen!« sagte Jack mit glänzenden Augen. »Ich auch«, erklärte Hughie eifrig.
    »Und wir«, versicherte Jims für sich und seinen Zwillingsbruder. Aber alle blickten zu Bob. Er war der Boß.
    »Wir müssen vernünftig sein«, sagte er. »Wolle ist ein kriegswichtiges Produkt, nicht nur für Textilien. Sie wird auch als Packmaterial für Munition und Sprengstoffe verwendet - und bestimmt auch noch für manch andere Zwecke, von denen wir wohl nichts erfahren. Aber das ist nicht das einzige, wobei wir hier auf Drogheda mithelfen. Da sind auch die Rinder, die Fleisch geben, und die alten Schöpse und die Böcke für Felle, für Leim, für Talg, für Lanolin - alles kriegswichtiges Material.
    Also können wir Drogheda nicht einfach sich selbst überlassen, so gern wir vielleicht auch auf andere Weise helfen würden. Wo wir jetzt einen Krieg haben, wird’s mächtig schwer sein, Ersatz für die Viehtreiber zu finden, die wir bestimmt verlieren. Die Dürre dauert jetzt schon das dritte Jahr, wir müssen Scrub schneiden, und die Kaninchen machen uns reinweg verrückt. Im Augenblick haben wir hier auf Drogheda unsere Aufgaben, was sicher nicht so interessant ist wie so manches andere jetzt. Aber es ist genauso notwendig. Das Beste können wir hier leisten.«
    Die Männer blickten betrübt vor sich hin. Die Gesichter der Frauen hellten sich auf.
    »Und was ist, wenn die Sache länger dauert, als der alte Pig Iron Bob glaubt?« fragte Hughie. Pig Iron Bob war der allgemein bekannte Spitzname des Premierministers Menzies.
    Bob legte sein wettergegerbtes Gesicht in tiefe Falten und dachte angestrengt nach. »Wenn’s schlimmer werden und lange dauern sollte, dann können wir - falls wir wenigstens zwei Viehtreiber behalten - auch zwei Clearys entbehren. Allerdings nur, wenn Meggie bereit wäre, wieder richtig ins Geschirr zu steigen und die Innenkoppeln zu übernehmen. Es wird ganz mächtig schwer werden, und in guten Zeiten hätten wir gar keine Chance. Aber jetzt bei dieser Dürre, schätze ich, könnten fünf Männer und Meggie den Betrieb auf Drogheda schaffen, wenn sie sieben Tage pro Woche arbeiten. Doch das ist von Meggie mit ihren beiden Kindern wirklich eine Menge verlangt.«
    »Wenn’s sein muß, Bob, muß es sein«, sagte Meggie. »Mrs. Smith hat bestimmt nichts dagegen, sich um Justine und Dane zu kümmern. Ein Wort von dir genügt, und ich bin bereit, wieder auf den Innenkoppeln zu arbeiten.«
    »Nun«, erklärte Jims mit einem Lächeln, »dann sind die beiden, die ihr am ehesten entbehren könnt, ich und Patsy.« »Nein, es sind Hughie und ich«, fiel Jack ihm rasch ins Wort. »Von Rechts wegen sollten es Jims und Patsy sein«, sagte Bob langsam. »Ihr seid die Jüngsten und als Viehtreiber am wenigsten erfahren. Als Soldaten dagegen sind wir alle gleich unerfahren. Aber ihr seid erst sechzehn, Jungs.«
    »Bis die Sache schlimmer wird, sind wir bestimmt schon siebzehn«, behauptete Jims. »Außerdem sehen wir älter aus, da gibt’s keine Schwierigkeiten, wenn wir uns zur Armee melden. Vorausgesetzt allerdings, wir haben einen Brief von dir bei uns, den Harry Gough beglaubigt hat.«
    »Nun, im Augenblick geht noch keiner. Wollen erst mal sehen, ob wir die Produktion auf Drogheda nicht steigern können, trotz Dürre und Kaninchen.«
    Leise verließ Meggie den Raum und ging nach oben zum Kinderzimmer. Dane und Justine, jeder in seinem weißgestrichenen Bettchen, lagen tief im Schlaf. An ihrer
    Tochter vorbei, trat Meggie zu ihrem Sohn und beugte sich über ihn und betrachtete ihn lange. »Gott sei gedankt, daß du nur ein Baby bist«, sagte sie.
    Es

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