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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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der Bibliothek, auf die Weiden und Ställe zu.
    Tyler hatte erst wenige hundert Meter zurückgelegt, als er von hinten angesprungen wurde und etwas ihn zwischen Hemd und Hose in den Rücken biss. Er stieß einen unterdrückten Schmerzenslaut aus, fiel hin und kullerte über den Boden, ohne aber das kratzende, beißende Biest loszuwerden, das sich in seiner Kleidung verfangen hatte.
    Bei seinen verzweifelten Bemühungen, es abzuschütteln, musste Tyler sich zusammenreißen, um nicht aus vollem Hals zu schreien, aber wenn er das tat, war das Spiel verloren: die Carrillos würden entdeckt werden, Onkel Gideon würde in die Luft gehen, und er und Lucinda würden nie mehr zurückkommen dürfen. Es gelang ihm, sein Hemd ein Stück hochzuziehen und den wütenden Angreifer zu packen und wegzuschleudern. Das Hörnchen schlug hart auf, aber wie er im trüben Licht einer nahen Stalllampe erkannte, war es sofort wieder auf den Beinen, den Schwanz gereckt, die gelben Augen vor Bosheit funkelnd. Es war mit Abstand das größte Hörnchen, das er je gesehen hatte, so groß wie eine stramme Hauskatze. Es tat ein paar Sprünge auf ihn zu und zischte wie eine Schlange.
    Tyler drehte sich um und lief davon.
    Erst dachte er, das Schwarzhörnchen würde ihm nur ein Stück weit nachsetzen und dann wieder auf die Bäume undDächer zurückkehren, wo es sich zu Hause fühlte, doch als er sich umschaute, fegte das Ding hinter ihm her wie ein wildgewordenes Kaninchen. Tyler fluchte keuchend. Er glaubte nicht, dass das Vieh ihn tatsächlich umbringen konnte – oder? –, aber mit seinen scharfen Krallen und Zähnen konnte es ihn auf jeden Fall übel zurichten. Er blutete ohnehin schon aus mehreren Bisswunden, die bei jedem Schritt wehtaten.
    Während Tyler auf das offene Gelände zueilte, wo die Einhörner lebten, überlegte er fieberhaft, wie er seinen Verfolger abschütteln könnte, doch ihm fiel nichts ein. Er kletterte über einen Zaun, kam aber nur noch wenige Schritte weit, ehe das Schwarzhörnchen ihn einholte und wieder ansprang. Es krabbelte ihm an Hosenbein, Rücken und Schulter direkt auf den Kopf.
    Jetzt schrie Tyler wirklich und konnte nur mit einem unwillkürlichen Hochreißen der Arme und viel Glück verhindern, dass die Krallen des Tiers sich in seine Kopfhaut bohrten. Wieder zischte es, als es herunterfiel, wieder ging es sofort auf ihn los. Er hätte fast schwören können, dass sein Geschnatter eine Sprache war, und was es sagte, war nicht freundlich gemeint.
    Im letzten Moment hob er den abgefallenen Ast einer Lebenseiche auf, und als das Schwarzhörnchen sich mit einem großen Satz auf ihn stürzte, holte er aus und traf es mit voller Wucht. Das Hörnchen flog zur Seite, sprang aber sofort wieder auf und flitzte so rasch den Ast empor, dass es schon fast durch die Zweige und dürren Blätter am Ende war, bevor Tyler ihn samt dem wütenden Tier wegwerfen konnte. Diesmal blickte er gar nicht mehr zurück, sondern rannte einfach über die Weide, so schnell er konnte.
    Ich werde ermordet … von einem Schwarzhörnchen! Um sich zuschämen, war seine Angst zu groß, aber es wäre auf jeden Fall der bescheuertste Tod gewesen, den je ein Schüler der Chavez Middle School gestorben war.
    Tyler lief jetzt durch kniehohes trockenes Gras mit hier und da einem verkrüppelten Baum. Unmittelbar vor ihm war der Platz mit den langen, flachen Trögen, zu denen die Einhörner gestürmt kamen, wenn Walkwell oder einer der Hirten sie zum Fressen rief.
    Und da hatte er endlich einen Geistesblitz. Er bückte sich im Laufen und hob den ersten Stock auf, den er sah, doch der war so dünn, dass er ihn gleich wieder wegwarf. Der zweite war zu schwer, um ihm bei der Abwehr von etwas so Kleinem und Flinkem wie dem Schwarzhörnchen viel zu nutzen, aber Tyler bezweckte damit etwas anderes.
    Auf der Lichtung angekommen, lief er im Kreis um einen Trog herum und schlug immer wieder mit dem Stock dagegen, so fest er konnte. Da tauchte auch schon der dunkle kompakte Umriss des Schwarzhörnchens aus dem hohen Gras auf, kaum mehr als ein Schatten im Licht des Halbmonds, und hüpfte auf ihn zu.
    Tyler stellte sich so, dass der Trog zwischen ihm und dem Hörnchen war, und wartete. Es hüpfte näher. Jetzt konnte er sein teekesselähnliches Zischen hören. Er hob den Stock hoch, und das Hörnchen hielt inne und gab acht, was er machen würde. Sie starrten sich gegenseitig an, und Tyler war zumute, als hätte er es mit etwas zu tun, das mehr war als nur ein

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