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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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spähte an ihr vorbei, sah aber nur Dunkel. Er wollte schon wieder ins Bett steigen, als unten etwas aufleuchtete. Er beugte sich vor und starrte angestrengt in die Nacht hinaus, konnte aber nichts erkennen. Da schien ihm ein Lichtstrahl direkt in die Augen.
    Zaza stieß ein ängstliches Keckern aus und sprang von seiner Schulter und zum Fenster hinaus. Tyler rieb sich geblendet die Augen. Unten am Boden standen dunkle Gestalten und fuchtelten mit Taschenlampen herum. Im ersten Moment dachte er, es wären Spione von Stillman, und sein Herz raste. Dann erkannte er, dass sie für Erwachsene, sofern diese nicht aus Munchkinland stammten, zu klein waren. Es waren drei, und plötzlich kamen sie ihm bekannt vor.
    »Tyler?«, rief der stämmigste Schatten zu ihm herauf. »Bist du das? O Mann, dieses Haus ist ja riesig! Wir dachten, wir finden euch nie.«
    »Steve Carrillo!«, sagte Tyler im Flüsterton. »Was macht ihr denn hier? Nein, sagt nichts. Rührt euch nicht vom Fleck! Bleibt, wo ihr seid! Ich bin in einer Sekunde unten. Und macht diese Taschenlampen aus!«
    Tyler zog seine Sachen einfach über den Schlafanzug, dann flitzte er über den Korridor und weckte Lucinda. Sie folgte ihm auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Draußen standen alle drei Carrillos, Steve und seine Schwestern Carmen und Alma, in dunklen Kapuzenhemden, dunklen Hosen und mit Taschenlampen in der Hand.
    »Ihr seht aus, als wolltet ihr zu einer Ninja-Versammlung oder so was«, flüsterte Tyler. Er warf einen Blick zum Haus zurück, aber anscheinend beobachtete sie niemand: Licht brannte nur noch am anderen Ende in der Küche und im Esszimmer. »Was macht ihr hier?«
    »Mann, wir wollten nur gucken kommen, ob ihr tot seid oder nicht«, sagte Steve.
    »Ich habe ihm gesagt, wir sollten das lieber lassen, aber Steven hält sich für einen Spion oder was weiß ich«, sagte Carmen. »Er hat getönt, wir würden eure Zimmer im Nu finden.« Sie feixte. »Mein genialer Bruder.«
    »Na ja, wir wollten schon aufgeben«, gab Steve zu, »da haben wir dich am Fenster gesehen. Warum habt ihr uns nie zurückgerufen?«
    »Zurückgerufen?«, fragte Lucinda. »Was meinst du damit?«
    »Wir haben bestimmt zwanzigmal angerufen«, sagte Steve. »Jedes Mal hat sie gesagt, ihr wärt irgendwo draußen bei der Arbeit.«
    »Sie?«, hakte Lucinda nach. »Du meinst Mrs. Needle?«
    Tyler wurde langsam nervös. »Lucinda, wir müssen sie hier wegschaffen, bevor uns jemand hört.«
    »Wir wollten euch nicht in Schwierigkeiten bringen«, sagte Alma. »Aber Steve fing immer wieder davon an, ihr wärt vielleicht ermordet worden.«
    »Nein, uns geht’s gut, aber wir müssen euch von hier wegbringen, sonst haben wir alle nichts zu lachen.« Tyler wollte gar nicht daran denken, was Onkel Gideon machen würde, wenn er erfuhr, dass die Carrillo-Kinder auf dem Gelände waren – erst einmal ausflippen vermutlich.
    Er wollte mit ihnen gerade hinten ums Haus herum Richtung Krankenstall gehen, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung erhaschte: Etwas huschte über ihren Köpfen dahin. Er blickte auf, und ihm schwand der Mut, als er an der Giebelkante eine dunkle Gestalt herabhüpfen sah: das Schwarzhörnchen, das elende Schwarzhörnchen.
    Und nach dem letzten Mal ist es wahrscheinlich nicht besonders gut auf mich zu sprechen, dachte er. Wie lange es wohl in diesem Obstpflücker gesteckt haben mag?
    Wie kommunizierte das kleine Scheusal mit Mrs. Needle? Konnte es ihr jetzt in diesem Moment mitteilen, dass sich Fremde auf dem Hof befanden? War es zu spät – war sie schon dabei, Gideon zu alarmieren?
    Es spielte keine Rolle, sagte sich Tyler. Sie mussten davon ausgehen, dass sie nichts wusste. Er beugte sich zu Lucinda: »Bring sie zur Bibliothek und gib mir fünf Minuten.«
    »Ich will da nicht hin, Tyler.«
    »Es muss sein. Sie ist weit genug vom Haus entfernt. Nur dort wird niemand merken, dass die drei hier sind.«
    »Sie könnten doch auf dem Weg zurückgehen, den sie –«
    »Nein! Sie müssen unglaubliches Glück gehabt haben, dasssie hergekommen sind, ohne Walkwell oder Ragnar in die Hände zu fallen. So viel Glück hat man nicht zweimal.«
    »Mr. Walkwell würde uns nichts tun«, sagte Alma zuversichtlich. »Er mag uns gern.«
    »Es ist ein bisschen komplizierter«, erklärte ihr Tyler. »Hör zu, Luce, mach’s einfach, bitte. Gib mir fünf Minuten. Ich komme dann nach.« Und ohne sich auf weitere Argumente einzulassen, trabte er in der entgegengesetzten Richtung davon, weg von

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