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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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Steves züngelnde Fackel aus, dann lief er weiter.
    Er wusste nicht, was ihn veranlasste zurückzublicken, kurz bevor sie in das Zimmer mit dem Spiegel einbogen – ein Geräusch jedenfalls nicht. Das Wesen, das sie verfolgte, bewegte sich jetzt so lautlos wie im Wind fliegende Asche. Vielleichtwar es ein Gefühl, die Vorstellung, dass etwas hinter ihnen herzog wie ein körperloser Schatten. Doch kaum hatte er hingeschaut, bereute er es schon. Von der undeutlichen Gestalt konnte er nur ein Schattengesicht erkennen, und in diesem Gesicht sah er nichts anderes als Hunger, Einsamkeit und Wahnsinn.
    Sie stürmten durch die Tür in das Spiegelzimmer. Tyler schob Steve mit dem Kopf zuerst in den Waschkommodenspiegel und sprang dann sofort hinterher in sein eigenes silberiges Abbild.

    Carmen und Alma wollten Steve gar nicht mehr loslassen. Die Mädchen weinten, aber Steve verhielt sich wie jemand, der gerade aus einem bösen Traum erwacht ist.
    »Wo ist Lucinda?«, fragte Tyler. Als er die Antwort hörte, wurde ihm vor Schreck ganz flau im Magen.
    »Ich muss gehen«, sagte er. »Ich muss ihr nach. Das ist dieser Typ, über den euer Papa mit Walkwell geredet hat – Stillman, dieser Superreiche. Der Hubschrauber muss ihm gehören.« Er seufzte. Er war erschöpft und hatte Angst und wollte nur noch ins Bett. Ging diese Nacht denn nie zu Ende? Er wollte keine Fragen zur Ordinary Farm mehr beantwortet bekommen, denn daraus ergaben sich bloß die nächsten Fragen. »Ihr kommt lieber mit«, sagte er nach kurzem Bedenken. »Es könnte eure einzige Chance sein, unbemerkt zu verschwinden. Vielleicht haben wir morgen früh die Polizei hier – vor allem wenn eure Eltern entdecken, dass ihr nicht da seid.«
    »Ich dachte, es ist eine gute Idee«, sagte Steve betreten.
    »Kenn ich, so Ideen hab ich auch oft.«
    »Aber keine Zauberspiegel mehr, ja?«, fragte Steve.
    »Keine Zauberspiegel. Wir sehen nur zu, dass ihr die Kurve kratzen könnt.«
    »Klingt gut«, sagte Steve und hörte sich fast schon wieder normal an. »An weiteren Aufregungen habe ich heute Nacht jedenfalls keinen Bedarf mehr.«

27
    KEINE TRICKS
    C olin Needle musste zugeben, dass er ein bisschen nervös war.
    Was ihm Kummer machte, war nicht, dass er bei Nacht mit einem gestohlenen Drachenei über die Ordinary Farm schlich – er hatte sich tagelang darauf vorbereitet und war die Strecke mit einem ähnlich großen Stein im Rucksack etliche Male zur Übung abgelaufen, bis er auch ohne Taschenlampe jedes potentielle Hindernis erkannte. Nein, es war die Art, wie der Einsatz des Spiels erhöht worden war, was ihn sorgte.
    Zunächst einmal hatte Colin nie im Leben mit diesem Stillman einen Handel machen wollen. Wenn ihm die Identität von Jude Modestos Hauptkunden bekannt gewesen wäre, hätte er das ganze Vorhaben mit Sicherheit abgeblasen. Aber als er eserfuhr, hatte er Modesto bereits den Splitter von Meserets vorherigem Ei gegeben, und anscheinend hatte Stillman ihn untersuchen lassen und für außerordentlich interessant befunden. Es ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
    Andererseits, sagte sich Colin, würde die halbe Million Dollar wesentlich dazu beitragen, sein Gewissen zu beruhigen. Er hätte mehr verlangt, aber er musste das Geld tragen können, und der Preis steigerte bestimmt Stillmans Verlangen danach, noch mehr solche einmaligen Schnäppchen zu machen – und Colin konnte ihm dazu verhelfen.
    Zweitens wäre alles viel einfacher gewesen, wenn Modesto sich mit dem Treffen ein paar Tage länger Zeit gelassen hätte. Dann wäre der kleine Jenkins zu Hause gewesen, und er hätte sein Ablenkungsmanöver für Ragnar und Walkwell parat gehabt. Er hatte geplant, einen Ausbruch des Bonasus zu bewerkstelligen, eines trägen, aber extrem starken und sturen wisentähnlichen Tiers, das ätzenden Dung versprühte. Mit dem Wiedereinfangen wären sie den Großteil der Nacht beschäftigt gewesen. Modestos plötzliche Email mit der Forderung, den Verkauf noch in derselben Nacht zu tätigen, hatte ihn gezwungen zu improvisieren.
    Colin hatte an den Stacheldrahtzaun am Rand des Anwesens einen Handschuh gelegt (von einem gekauften, aber nie getragenen Paar) und dann beim Abendessen eine »harmlose« Bemerkung dahingehend gemacht, er habe hinten an der Springs Road (wo der verdächtige Handschuh lag) eine erstaunliche Anzahl von Autos und allerlei Betrieb bemerkt. Durch diese Finte, rechnete er sich aus, waren sie wenigstens die ersten beiden Nachtstunden damit

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