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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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als das. Es ist mir immer ein Genuss, von Ihnen Einblicke in Ihre phantastische Sammlung zu bekommen. Es trifft sich, dass ich einen Käufer an der Hand habe, der sich für genau die Art von Stücken besonders interessiert, mit denen Sie meine kleine Firma in der Vergangenheit beehrt haben. Er wird begeistert sein, wenn ich ihm weitere »echte Goldrings« anbieten kann. Natürlich gebrauche ich diese private Bezeichnung niemand anders gegenüber. Ich kann Ihnen versichern, dass ich Ihrer Anweisung, Stillschweigen zu bewahren, getreulich nachgekommen bin …
    In der Art ging es noch ein paar Absätze weiter, mit der schleimigen Höflichkeit, die Erwachsene an den Tag legten, wennsie vorgaben, etwas anderes zu wollen als schlicht und ergreifend Geld. Wenn er erwachsen wäre, wollte Colin nicht so scheinheilig tun. Wenn er etwas wollte, würde er es sagen. Wenn er jemanden nicht leiden konnte – wie jetzt schon diesen Tyler Jenkins –, dann würde er keinen Hehl daraus machen.
    Natürlich würde er am Drücker sitzen müssen. Man konnte nur die Bedingungen diktieren und tun, was man wollte, wenn man am Drücker saß. Das war das erste, was seine Mutter ihm beigebracht hatte, so weit er zurückdenken konnte.
    Colin prägte sich die Emailadresse in Jude Modestos Briefkopf ein und klebte den Brief wieder zu, bevor er sich in die Diele zurückstahl. Der Brief lag gerade wieder auf dem Tablett, als seine Mutter hereinkam.
    »Gideons törichter Plan wird uns allen eine Menge Kummer bereiten«, sagte sie und strich sich die glatten schwarzen Haare aus der blassen Stirn. Erst jetzt schien sie ihren Sohn richtig wahrzunehmen. »Was machst du hier, Colin? Stehst du bloß in der Gegend herum?«
    »Ich wollte gerade zu uns hinaufgehen, Mutter.« Er musste unbedingt schnell an den Computer, bevor er die Emailadresse wieder vergaß. »Ich muss mir noch etwas für später notieren. Aber danach bin ich gleich wieder da, falls du beim Abendessen Hilfe brauchst.«
    Sie fixierte ihn streng. »Meinetwegen. Aber trödele nicht. Ich bin heute Abend nicht in der Stimmung, Pflichtvergessenheit zu dulden.«
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. »Ich bin gleich wieder da.«
    Plötzlich verzog sie den Mund zu einem Lächeln, so dass sich Colin, wenn ihre Miene sonst nicht so beschäftigt und eisig gewesen wäre, richtig geliebt gefühlt hätte. »Braver Junge. Wie gut, wenn ein Junge weiß, wie er sich gegen seine Mutterzu benehmen hat.« Sie beugte sich vor, als wollte sie ihn auf die Backe küssen, hielt aber kurz davor inne und machte mit ihren dunklen Lippen einen Schmatz in die Luft. Dann drehte sie sich um und schritt aus der Diele, wobei sie ihren Schlüsselbund hervorzog, um mit dem Abschließen zu beginnen.
    Colin flitzte hinauf ins Arbeitszimmer, wo auch sein Computer stand, den er reichlich mit Schutzprogrammen gesichert hatte, so dass weder seine Mutter noch Gideon noch sonst jemand herausfinden konnte, was er trieb. Eilig verfasste er einen Brief an Modesto.
    Bitte verzeihen Sie, dass ich auf diese Weise an Sie herantrete. Ich bin ein Geschäftspartner von Gideon Goldring und verfüge über gewisse Dinge, die Sie interessieren werden, sowohl Informationen als auch ein sehr seltenes Objekt. Ich weiß, dass Sie an Mr. Goldrings Sammlung großes Interesse haben. Wenn Sie viel mehr erfahren möchten, als man Ihnen bis jetzt gesagt hat, ist dafür nur zweierlei nötig: ein Treffen zwischen uns und absolute Geheimhaltung.
    Wenn Sie Ihre nächste Verabredung mit Mr. Goldring machen, benachrichtigen Sie mich über diese Adresse, wo und wann das sein wird, und ich werde es so einrichten, dass wir uns vorher treffen, damit wir Fragen von großem beiderseitigen Nutzen besprechen können. Falls Sie jedoch gegenüber Mr. Goldring oder sonst jemandem nur ein Sterbenswörtchen von unserer Vereinbarung verlauten lassen, werden Sie nie wieder von mir hören.
    Gezeichnet,
    X
    Colin wusste, dass die Mitteilung wohl ein wenig melodramatisch war, dennoch fand er, dass sie sich erwachsen und seriös genug anhörte, um das Interesse des Mannes zu wecken. Den»Köder«, wie er es nannte, hatte er bereits: ein Objekt, nach dem sich Modesto bestimmt die Finger lecken würde. Er hatte es eigens zu dem Zweck aufgehoben … Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie die Übergabe des Kaufpreises vonstatten gehen sollte. Er dachte schon seit Wochen über das Problem nach, aber wenn dieser nächste Schritt danebenginge, konnte das mehr als

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