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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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klangen – ähnlich wie sie die Häher zu Hause machten, wenn jemand ihrem Nest zu nahe kam.
    Das große Schwarzhörnchen oder eines, das genau gleich aussah, kauerte still auf einem Baumast. Zaza schoss auf das Hörnchen zu, doch es muckste sich nicht und zuckte nicht einmal mit den gelben Augen. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Tier, aber außer Größe und Augenfarbe hätte Tyler nichts Ungewöhnliches nennen können. Ruhig und unbewegt sah es zu, wie Zaza laut keckernd gegen es anflog, einmal, zweimal, dreimal, dann gab die geflügelte Äffin auf und huschte zwischen den Bäumen davon. Die beiden Geschwister gingen weiter zum Haus zurück.
    »Was war das?« Lucindas Stimme war ein rauhes Flüstern.
    »Ein Hörnchen«, sagte Tyler, um einen ruhigen Tonfall bemüht. Schließlich würde sich nur ein Baby vor einem Hörnchen fürchten.
    »Und warum hat es dann Augen wie eine Ziege?«, wollte sie wissen. »Gelb, mit diesem kleinen queren Schlitz. Hörnchen haben nicht solche Augen.«
    »Tyler Jenkins!«, rief jemand.
    Er blieb stehen und sah sich um. »Wer ist das?«
    »Das ist Mrs. Needle!«
    »Vielleicht will sie irgendwas von dir.«
    »Sie ruft dich, Tyler!«
    Sie hatte natürlich recht, aber er wünschte, es wäre nicht so. »Scheibenkleister«, sagte er. »Was tun? Hier, nimm du das Buch. Hau ab! Versteck’s in deinem Zimmer!«
    »Was soll das?«
    »Es passt nicht in meine Hosentasche, Lucinda, und sie darf nicht merken, dass wir es gefunden haben.«
    Sie machte den Mund auf, um zu widersprechen, da ertönte dicht vor ihnen abermals Mrs. Needles Ruf. Für jemanden mit so einer honigsüßen Stimme konnte die Frau einen ziemlich scharfen Ton anschlagen.
    Lucinda schnappte sich das Buch, steckte es sich in die Hose und bog rasch um die Ecke hinter ihnen. Kaum war sie verschwunden, da erschien auch schon Mrs. Needle aus der anderen Richtung, wie üblich schwarz gekleidet. Ihr blasses Gesicht strahlte Unmut aus.
    »Tyler Jenkins, ich bin sehr enttäuscht von dir«, sagte sie. »Du solltest selbst wissen, dass man alte Häuser nicht ohne Erlaubnis durchstöbern darf. In manchen drohen Gefahren.«
    Er gab sich alle Mühe, fromm und unschuldig zu gucken. »Was für alte Häuser?«
    »Die Bibliothek, Tyler. Seit Jahren wird sie nicht mehr benutzt.« Mrs. Needle nahm sein Handgelenk in ihre kalten Finger und zog ihn zum Haus zurück. »Du solltest dich nicht allein dort aufhalten. Etwas könnte … auf dich fallen. Dir könnte etwas passieren.« Sie klang nicht so, als ob sie das sehr bedauern würde.
    Tyler ließ sich widerstandslos abführen, erleichtert, dass wenigstens seine Schwester mit dem Buch davongekommen war. Aber woher hatte Mrs. Needle gewusst, dass sie in der Bibliothek gewesen waren? Er und Lucinda hatten nirgends das Licht angemacht!
    Sein Blick fiel nach oben. Breit und schwarz wie ein verbrannter Brotlaib hockte das Schwarzhörnchen an der Dachkante. Nur die hellen Augen hatten Farbe, die starr blickenden Augen, für die Lucinda so einen treffenden Vergleich gehabt hatte.
    Augen wie eine Ziege.

14
    DIE GRÖSSTE MUTTER DER WELT
    V on ihrem Fenster aus sah Lucinda Tyler mit einem Eimer Seifenwasser, einer Bürste und einem stinksauren Gesicht unten vorbeigehen, Richtung Hühnerstall. Mrs. Needle hatte ihm offensichtlich Arbeit gegeben, und es sah nicht so aus, als würde er in nächster Zeit zurückkommen. Sie hatte das Gefühl, dass sie die Tür abschließen und sich das von Mäusen zernagte alte Notizbuch anschauen sollte, das sie gefunden hatten, aber es war zu heiß und stickig – allein der Gedanke machte sie müde.
    Sie wusste jedoch, dass Tyler sie anmeckern würde, wenn sie das Notizbuch nicht wenigstens versteckte, und so hob sie ihre Matratze hoch und schob es auf die wulstige Untermatratze. Dann ging sie nach unten.
    Sie lugte zur Küche hinein. Sarah und Pema schrubbten gerade die Arbeitsflächen.
    »Komm rein«, sagte die Köchin, als sie Lucinda erblickte. »Trink eine Limonade.« Sie holte einen Krug aus dem Kühlschrank, während Lucinda sich ein Glas besorgte. »Wie ich höre, gehst du auf ein Fest.«
    Lucinda schluckte die Limonade herunter, die sie gerade im Mund hatte. »Echt? Davon weiß ich gar nichts.«
    »Doch, morgen. Ihr seid eingeladen, den Unabhängigkeitstag auf der Nachbarfarm zu feiern, mit den Kindern dort.«
    Eine ganz erfreuliche Aussicht, falls damit die Kinder gemeint waren, die sie im Ort kennengelernt hatten, die Carrillos. Wenigstens waren sie ungefähr in

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