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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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bewundernd zuschauen.
    Nach dem Frühstück steckte Tyler noch eine Nektarine für Zaza ein und begab sich zurück auf sein Zimmer. Die kleine geflügelte Äffin kam wenigstens einmal am Tag an sein Fenster und nahm gern jede Kleinigkeit, die er ihr gab. Er sah sie inzwischen beinahe als sein Haustier an.
    Er legte die Nektarine auf einer Serviette auf die Kommode, und während er sich auf dem Bett ausstreckte, fragte er sich, was es heute wohl zu tun geben mochte, da alle das verkümmerte Ei betrauerten. Er hoffte, dass Walkwell nicht schon wieder irgendwelche Sklavenarbeiten für ihn hatte. Der alte Mann konnte einen sehr hart rannehmen, und Tylers Angewohnheit, ständig Fragen zu stellen, konnte er überhaupt nicht leiden. Er war ein guter Lehrer in allem, was die Farm betraf, aber ansonsten war mit ihm wenig anzufangen.
    Etwas kratzte Tyler unangenehm im Nacken. Er griff unters Kissen, und seine Finger bekamen etwas Knittriges und Rauhes zu fassen – Papier. Er setzte sich auf und faltete es auseinander. Hatte ihm jemand eine Nachricht geschrieben?
    Nein, erkannte er zu seiner Verwunderung, er hatte dieses vergilbte und regelrecht ausgefranste Stück Papier schon einmal gesehen. Es war der Papierschnipsel aus der Bibliothek,derselbe, den er verloren hatte, als er über die Gestalt im Spiegel erschrocken war. Aber wie kam der hierher?
    Das ohnehin schon arg mitgenommene Stück Papier war dadurch, dass Tyler darauf gelegen hatte, nicht schöner geworden, und er musste es sehr sorgfältig glattstreichen. Er bemühte sich angestrengt, etwas zu entziffern. Es war von Hand mit Tusche beschrieben, die im Lauf der Zeit fast ganz braun geworden war, und die Buchstaben waren eine altmodische Schreibschrift mit eigenartig länglichen Formen. Eine alte Einkaufsliste oder so etwas, vielleicht aus einer der Altpapierkisten, die sie in den Ställen als Nistmaterial für die Basilisken und einige der kleineren Vögel benutzten. Das einzig Interessante daran war, wie es in sein Bett gelangt sein mochte.
    Er wollte den Zettel schon in den Papierkorb werfen, als ihm das Wort Drachen ins Auge sprang.
    Tyler hielt den Zettel hoch, so dass das Morgenlicht auf die verblassten Buchstaben fiel. Viel war nicht mehr zu entziffern, weil die Schrift zum großen Teil verlaufen oder zernagt war, aber er konnte den Satz erkennen:
    … falls Drachen nicht rein fabelhaft sind, werden wir sie vor, nicht während der Ausbreitung ihrer Sagen nach Europa antreffen …
    Fabelhaft? Das sagte man doch bei Modeschauen und solchen Sachen – Du siehst fabelhaft aus, Liebling! Wie konnte ein Drache fabelhaft sein? Er sollte fragen gehen, aber er spürte auf einmal einen Widerwillen dagegen, jemand anders an diesem Papierfetzen teilhaben zu lassen, dem ersten kleinen Hinweis auf das Geheimnis, der ihm allein gehörte. Aber wer hatte ihn dort hingelegt, da er ihn doch definitiv nicht aus der Bibliothek mitgenommen hatte? Lucinda, die dann vergessen hatte, es ihm zu sagen? Eine vom Hauspersonal?
    Zaza. Natürlich, sie musste es gewesen sein. Vielleicht hatte sie gesehen, wie er den Zettel fallen ließ, und sich gedacht, sie müsse ihm etwas wiedergeben, was ihm gehörte. Kamen Affen auf solche Gedanken? Tyler steckte den Kopf zum Schiebefenster hinaus, um nach ihr Ausschau zu halten, aber nichts Lebendiges war zu sehen außer einem einzelnen dicken Schwarzhörnchen, das ihn von dem Ast aus beobachtete, auf dem Zaza oft saß. Die starren Augen des Hörnchens hatten eine merkwürdige Farbe, als ob es krank wäre. Tyler verspürte eine Abneigung gegen das Tier. Er zog den Kopf wieder ein und machte das Fenster zu.
    Als er sich erneut dem Schnipsel zuwandte, fiel ihm ein weiterer lesbarer Abschnitt ins Auge, ein dunklerer Tuschstreifen, der eingefaltet und dadurch geschützt gewesen war:
    … und wenn, wie ich glaube, diese Spalte oder Verwerfung sich als Phänomen der Übernatur erweisen sollte, das heißt der NATUR, WIE SIE NOCH NICHT ERKANNT UND BESCHRIEBEN IST, dann könnte es sein, dass ich es der Menschheit schuldig bin, meine Funde öffentlich zu machen. Dies dürfte das Dilemma sein, von dessen Lösung meine gesamte künftige Laufbahn abhängen wird.
    Was immer das zu bedeuten hatte. Nichts von alledem gab bis jetzt einen Sinn, auch wenn die Worte Spalte und Verwerfung ihm im Gedächtnis haften blieben. Was hatte der Schreiber damit gemeint? Und wer hatte es geschrieben? Octavio, der Mann auf dem Gemälde?
    Die Bibliothek, beschloss er. Da kam der

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