Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
beinahe zu schön, um wahr zu sein. Nuala hatte auf ihrer Reise nur einen kleinen Teil der Welt bereist und dabei war sie offenbar nicht am Weltenbaum vorbeigekommen. Das fand sie wirklich bedauerlich, denn sie hätte gerne gewusst, wie viel Wahrheit hinter seinen Worten steckte. Doch auf das eigentliche Thema waren sie eh noch nicht gekommen, weshalb sie wieder etwas ernster wurde: „Weißt du, wieso du hier bist?“
„Weil ich auserwählt wurde die Welt zu verändern.“
„Verändern... Wieso sagst du nicht retten?“
„Die Welt würde weiter existieren.“, antwortete er fest, „Sie wäre nicht mehr das, was sie vorher war, aber sie würde noch existieren. Ich bewahre sie also nicht vor dem Untergang oder der Vernichtung... Das, was ich tun soll, ist, dass sie sich so weit ändert, dass ein Leben auf ihr wieder möglich ist.“ So hatte es die Blondine nie betrachtet. Aber er hatte recht... Natürlich wusste er nicht, was genau aus der Welt werden würde, wenn sie nicht eingriffen, aber diese Einöde musste er offenbar auch nicht erblicken, um sich der Dringlichkeit bewusst zu werden. Doch es war auch möglich, dass Legion beiden Auserwählten gezeigt hatte, was werden würde, wenn sie sich nicht aufopferten.
„Was würdest du tun, wenn du diese Macht erhalten würdest?“, erkundigte sich Nuala nun auch bei ihm, „Abgesehen davon, dass du die Welt verändern würdest.“
„Ich würde diese Macht nutzen, um für mehr Stabilität in den Völkern zu sorgen.“, antwortete Wyrnné nach einer kurzen Bedenkzeit, „Ich würde ihnen helfen, ein neues Politiksystem zu entwickeln, damit jeder seinen Platz finden kann. Unabhängig von ihren Rassen und ihren Familienstatus. Dabei würde ich mich als ihr Beschützer integrieren, damit sie kein Leid fürchten müssen. Immerhin brauchen solche Veränderungen viel Zeit.“
„Das stimmt...“
„Erlaubt Ihr mir ebenfalls eine Frage?“
Nuala war erstaunt. Sie hatte tatsächlich nicht daran gedacht, dass die Auserwählten eventuell selbst Fragen haben könnten, die sie quälten. Sie hätte Lilith das vielleicht auch ermöglichen sollen, aber da sie selbst nicht darauf gekommen war, war es nun wohl nicht mehr wichtig. Deshalb nickte die Blondine: „Ja, natürlich. Ich werde versuchen wahrheitsgemäß zu antworten.“
„Ich bitt darum.“, erwiderte der Mann und sie konnte das Lächeln aus dem Klang seiner samtigen Stimme hören, „ Was würdet Ihr tun, wenn Ihr diese Macht hättet? Abgesehen davon, dass Ihr die Welt verändern würdet...“
Geschlagen mit ihren eigenen Waffen musste die Elfe doch etwas lachen. Das war eine wirklich gute Gegenfrage! Es ermöglichte ihm einen Einblick in ihre eigene Vorstellung und wie nah er an seinem Ziel war. Und gleichzeitig würde er merken, ob sie auf einer Wellenlänge waren.
Erst haderte sie, ob sie darauf antworten oder das erstmal verschieben sollte, zuckte dann aber mit den Schultern: „Ich würde versuchen eine Welt zu schaffen, die keine Götter mehr braucht. Eine Welt, in der nicht mehr getötet wird im Namen einer höheren Macht.“ Sie spürte, dass sie errötete, aber dennoch war Nuala der Meinung, dass das nicht unwichtig war. Wenn sich die Lebewesen nicht mehr abhängig von vermeidlichen Göttern machten, konnten sie ihre Entwicklung eigenständig ankurbeln und aus eigenem Interesse handeln. Jede Verkettung in irgendwelche Glaubensfragen und Sünden sorgte nicht nur dafür, dass man sich selbst richtete, sondern man auch bereit war, Andere zu richten. „Außerdem würde ich für Gleichberechtigung streben.“, ergänzte die Blondine dann, „Ich wünsche mir sehr, dass alle im Einklang leben. Egal, ob sie spitze Ohren oder runde haben, ob ihre Haut dunkel oder hell ist, ob ihre Körper symmetrisch oder unsymmetrisch sind... Jeder sollte bei Geburt ein Recht haben, alles zu werden und zu sein, was er sich wünscht. Egal, ob seine Eltern wohlhabend oder arm sind. Das Aufwenden von Kraft und Überzeugung sollte reichen, damit sie aus ihrem Elternhaus austreten und nach den Sternen greifen können. Damit ein Bauer auch ein... Alchimist werden kann.“ Bei ihren letzten Worten dachte sie wehmütig an Cazie, die genau das geschafft hatte. Auf ihre eigene Art und Weise, aber sie hatte es geschafft!
„Das klingt nach einer wundervollen Welt.“, sagte Wyrnné ehrlich und fühlte sich durchaus bewegt, „Könnt Ihr es denn nicht tun? Ihr habt doch ideale Vorstellungen.“
„Leider nicht...“
Der Mann wurde
Weitere Kostenlose Bücher