Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
beinahe von den Beinen gerissen. Es erfasste sie so sehr, dass sie für einen Moment dachte, dass sie fliegen könne. Schließlich riss es ihr wirklich die Füße weg und sie ging zu Boden. Obwohl ihr Bewusstsein auf Wanderschaft ging, konnte sie wahrnehmen, dass sie weiterhin mit dem Kristall in Verbindung stand und das warme Licht weiterhin die Welten erfasste. Der Prozess lief demnach weiter, während die Lichter vor den Augen der Blondine tanzten. Es dauerte etwas, dann ließ sie es einfach geschehen. Was es auch immer war, es würde erst enden, wenn sie sich all dem voll öffnete.
Das war das richtige Stichwort, denn als sie dann die Augen wieder öffnete, stand sie in einer Umgebung, in der sie nichts erblicken konnte, außer Schwärze und Nebelschwaden. Wenn sie nun darüber nachdachte, konnte sie sich nicht mal entsinnen, wann sie die Augen geschlossen hatte... Das hier war nicht die Geisterwelt, wie sie sie kannte. Es war fast wie eine Welt abseits jeglicher Realität und Gesetze. Als wäre sie in ihrem eigenen Kopf. Sie ging einen Schritt voran und war erstaunt, wie leicht es ihr fiel als würde sie über den Untergrund schweben. Dann griff die Elfe nach dem Nebel, der sich warm und lebendig anfühlte. Das war alles so faszinierend, wie es suspekt war.
Legion kam auf sie zu und trug ein schwarzes Kleid, das sich an ihren Körper schmiegte. Es sah nach Seide aus. Als Nuala an sich selbst herabblickte, erkannte sie, dass sie das gleiche Kleid trug, nur war ihres weiß. Das dämonische Wesen schien sich genauso leichtfüßig bewegen zu können, aber sie wirkte dabei weder überrascht noch verwirrt. > Du hast dich also für die Welt entschieden. < , säuselte sie mit echtem Bedauern und brauchte darauf keine Antwort, > Das ist wirklich tragisch. <
„Du wusstest doch, dass ich mich so entscheiden würde.“
> Ja, das tat ich. <
„Wieso überrascht es dich dann?“
> Ich bin nicht überrascht, Nuala. < , erwiderte Legion gelassen und stellte sich nun neben den Elfe, > Nur traurig, dass wir nicht unsere gemeinsame Welt bekommen. Ich hätte gerne die Ewigkeit nur mit dir an meiner Seite verbracht. Aber das ist eben deine und nicht meine Entscheidung. <
Nuala nickte ernst: „So ist es.“
Der Zusammenschluss zahlreicher Dämonen blieb ruhig und bewegte ihre Hand in einer lockeren, kreisenden Bewegung. Kurz darauf formten sich aus den Nebelschwaden zwei unförmige Gestalten. Nur mit Mühe konnte die Elfe ausmachen, dass es ein Mann und eine Frau waren. Genaueres konnte sie aber nicht erkennen. Legion machte sich nicht die Mühe, sie deutlicher darzustellen, sondern behielt sie genau so.
Wie ein Kind schlich sie um die Gebilde im Nebel und winkte Nuala dann etwas näher heran: > Du musst wählen, wer die Macht empfangen soll, um die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und sie auf dieser Waagschale zu halten. <
„Kann ich es nicht einfach selbst tun?“, fragte die Elfe bedauernd, kam aber dennoch näher. Sie musterte die Nebelfiguren und erkannte, dass die Frau kein Mensch sein konnte. Irgendeine Art von Nichtmensch, die sie nicht kannte. Der Mann schien aber ein Mensch zu sein, der zwar hochgewachsen und kräftig wirkte, aber sonst keine besonderen Merkmale aufwies.
> Irgendwann wirst du es wohl können. < , antwortete ihr Legion, > Aber so, wie es zurzeit ist, kannst du es nicht tun. Ich bedaure... Deshalb wirst du wählen müssen, wer als Medium dient bis du es selbst tun kannst. <
„Also werde am Ende nicht ich die große Heldin sein? Niemand wird wissen, was ich alles getan und was ich alles geopfert habe?“
> Du wirst es wissen. Deine Freunde wissen es. Ist das nicht genug? < , wollte Legion wissen. Doch da Nuala den Mund zu einem Strich zusammenpresste und nicht erfreut schien, war das Antwort genug. All die Opfer, die beschwerliche Reise und die Schmerzen, um einem Anderen den Ruhm zu überlassen, der gar nichts getan hatte.
Die Elfe schnaubte und winkte ab: „Wie soll ich mich entscheiden? Ich kenne sie doch nicht.“
> Du darfst mit ihnen sprechen. < , sagte das dämonische Wesen, > Aber du musst wissen, dass sie dich genauso belügen können. Außerdem wirst du sie nur als Nebelgestalt sehen und umgekehrt bist du auch nur eine Nebelgestalt für sie. Die Informationen, die sie dir geben, müssen ausreichen, damit du eine Entscheidung fällen kannst. Sei dir dabei gewiss, dass du es im Nachhinein noch ändern könntest, doch der Schaden wäre groß. <
„Ich denke, ich verstehe.
Weitere Kostenlose Bücher