Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
sie empfindest.“
~*~ 20 Stunden vorher ~*~
„Das klingt ganz danach, dass du einen ungewollten Gast in deinem Verstand hast...“, murmelte die Alchimistin und las nebenbei, „Das ist sehr gefährlich.“ Nuala hatte darum gebeten, dass sie einander nicht siezten. Immerhin hatte sie gerade große Geheimnisse ausgesprochen, da kam ihr das Siezen seltsam vor. Alle waren damit einverstanden gewesen. „Ja, ich denke auch. Sie scheint eine Art Dämon zu sein.“ Kurz tauschten Andras und die Elfe Blicke, die weder Jalgat noch Cazie verstanden, aber keiner stellte es in Frage.
„Es gibt ein Mittel, dass den Geist eines Besessenen stärkt.“, begann schließlich die Rothaarige und sah Nuala fest an, „Aber den Eindringling selbst kannst nur du selbst aus deinem Geist verbannen. Es ist ein... gefährliches Mittel.“
„Wie gefährlich?“
„So gefährlich, dass es auch alles schlimmer machen könnte. Es könnte dich töten...“
„Das können wir doch nicht riskieren!“, warf Argrim ein und wirkte sehr besorgt dabei. Aber alle waren resigniert. Jedem war klar; auch dem Zwerg; dass sie keine große Auswahl hatten. Legion fraß die Elfe von innen auf und ihr Ableben war unausweichlich, wenn sich nichts tat.
„Was ist das Risiko?“, wollte die Blondine wissen, „Was genau geschieht, wenn ich den Trank trinke?“
„Das kommt drauf an, wie weit dieser Parasit deinen Verstand bereits eingenommen hat und ob wir alle Zutaten auftreiben können oder improvisieren müssen.“, erklärte die Frau und war dabei ernst und besorgt zugleich, „Wenn du noch stark genug bist, wirst du kurz mit ihr sprechen und sie dann vertreiben können. Wenn du zu schwach bist, dann wirst du in Ohnmacht fallen und einen ähnlichen Traum durchleben, wie zuvor. Die wirst in die Welt der Geister gelangen und dich dieser Frau stellen müssen.“ Es wurde ganz still im Raum. Jeder wusste, dass wenn Nuala an einem solchen Ort starb, es kein Zurück mehr gab. Ihr Körper würde leben, aber ihr Geist wäre für immer im Reich der Toten, in einer Welt, die der Parasit geboren hatte. Der Dämon selbst konnte dann den Körper als Wirt nutzen. „Sie würde dann versuchen, an deinen Träumen und Verlusten zu rütteln und dir ein Gefühl zu geben, dass du dort bleiben möchtest. Vielleicht tötet sie dich auch einfach... Solche Wesen sind sehr schwer einzuschätzen. So oder so, hier könnte dir keiner dabei helfen.“
„Ich bin bereit dazu. Aber dir fehlen die Zutaten?“
„Das ist korrekt...“, stimmte Cazie zu, „Aber viele davon wachsen im Sumpf und in der näheren Umgebung. Aber wir müssen alles schnell auftreiben. Das heißt...“ Langsam blickte sie die beiden Männer an: „Ihr müsst euch beeilen.“
„Wir?“, fragte Andras überrascht und musterte die Rothaarige skeptisch.
„Ja. Ich muss mich um Nuala kümmern und sie vorbereiten. Ich werde euch eine Liste und ein Buch geben, damit ihr die richtigen Kräuter erkennen könnt. Natürlich gebe ich euch auch einen Kräuterbeutel und Nahrung mit.“, erklärte sie vorsichtig, um niemanden aufzuregen, „Das alles darf nicht länger als einen Tag dauern. Ihr müsst euch trennen und alles versuchen, um alles zusammen zu bekommen.“
Es gefiel keinem, doch sie taten, wie ihnen geheißen. Cazie besprach alles mit Nuala und erklärte ihr, wie sie mit dem Parasiten umzugehen hatte. Sie erklärte ihr, dass der Zustand fast wie der Tod selbst sei, falls sie umkippen sollte. Währenddessen sammelten Zwerg und Dämon alle nötigen Zutaten und versuchten noch ein paar Reserven ranzuschaffen. Doch erst nach 18 Stunden befanden sich wieder alle in der kleinen Hütte und die Alchimistin begann sofort, den Trank herzustellen. Nach einer Stunde saß Nuala auf dem Bett und hielt die Phiole in den schlanken Fingern. Sie wirkte leichenblass und verunsichert. Das war nicht so leicht, wie sie gedacht hatte. Sie mochte unsterblich sein, doch das war etwas anderes. Ihre Seele würde einfach nicht zurückkehren und in der Ewigkeit versauern. Das war schlimmer als der Tod.
„Herzchen...“, murmelte der Zwerg und wedelte Andras und Cazie fort, die das respektieren und nach draußen gingen, „Ich weiß, dass du dich schrecklich fürchten musst.“ Vorsichtig nahm er das Fläschchen und stellte es zur Seite, um dann sanft die Hände der Elfe zu ergreifen und ihr fest in die hellen, wunderschönen Augen zu blicken. Es war seltsam, dass die Schönheit dieser Augen ihm erst jetzt auffiel.
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