Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
„Aber ich werde bei dir sein... Ich werde die ganze Zeit an deiner Seite sein und darauf achten, dass du sicher nach Hause kommen kannst.“
„Nach Hause...?“, fragte Nuala überrascht und sah sich um. Das war eine alte Hütte, in der sie zuvor noch nie gewesen war. Es war ganz bestimmt nicht ihr Zuhause. Aber in den Augen des Zwerges las sie, dass er das nicht gemeint hatte.
„Nach Hause... in deinen Körper.“, wand sich Jalgat unsicher, „Nach Hause zu... mir.“
Das war fast wie ein Stich mitten ins Herz. Es klang wie ein Liebesgeständnis. So etwas hatte man noch nie zu Nuala gesagt. Man hatte ihren Körper gewollt... Man hatte sie verletzen wollen... Niemand hatte jemals ihr Herz gewollt. Doch eventuell kam es ihr auch nur so vor, weil die Situation so aussichtslos erschien. Da war diese Müdigkeit und diese Schwäche, die sie nicht losließ. Das zeigte, dass sie in das Geisterreich gehen musste. Vielleicht wollte sie sich an die Hoffnung keilen, dass es doch jemanden gab, der sie wollte.
Dennoch fühlte es sich für Beide unbehaglich an. Nuala sah ihn fest an: „Ich komme wieder, du närrischer Zwerg. Meine Reise endet nicht hier. Nicht so... Ich werde wiederkommen und dir deine bescheuerten Zoten aus den Kopf prügeln, damit du sie niemandem mehr erzählst!“ Die Auflockerung half ihnen, auch wenn es weiterhin schwer war. Nuala nahm sich die Phiole und entkorkte diese. Ihre Augen fixierten seine, während sie die Öffnung an ihre Lippen hob und den Inhalt mit einem Schluck in die Kehle schüttete. Es traf sie fast wie ein Schlag mitten in das Gesicht. Schmerzen übermannten die Elfe, die zuckend auf das Bett fiel und schreien wollte. Doch sie hörte keinen Schrei, sie konnte nicht sprechen. Sie hörte nur, wie Argrim schrie und Cazie und Andras zurückkamen. Dann wurde es dunkel um sie...
> Du kehrst also doch zurück zu mir, ja? < , kicherte Legion als Nuala langsam wieder zu sich kam. Um sie herum befanden sich undurchsichtiger Nebel und manchmal glaubte sie, Schreie aus der Ferne zu hören. Als sie nach unten sah, war dort ein Sandweg. Doch wenn sie zur Seite sah, sah sie ins Nichts. Was würde geschehen, wenn sie den Pfad verlor und ins Nichts trat? War sie dann verloren? > Komm’, Nuala, lass’ uns ein bisschen spielen! < Die Elfe sah auf und folgte dann dem Wesen durch die Nebel. Wenn sie siegen wollte, dann musste sie tun, was Legion wollte. Sie musste sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.
„Lebst du immer hier?“, fragte sie nach einer Weile interessiert.
> Nein. Natürlich nicht! < , erwiderte Legion frohlockend, > Meistens lebe ich in deinem Verstand und sehe mir an, was in dir vorgeht. Weißt du, Nuala Fayh Cailean Markrhon, ich habe dich wirklich gerne. Du bist nett und hübsch. <
„Du weißt nicht, was das bedeutet.“
> Weiß ich das nicht oder weißt du es vielleicht nicht? < Plötzlich bewegten sich die Nebel. Nuala kreischte auf und sprang zurück als der Qualm sie umwob. Er fühlte sich kalt an. Irgendwie tödlich. Rasch schnappte sie nach Luft und suchte verzweifelt einen Ausweg, doch wenn sie den Weg verließ, dann würde sie sterben. Plötzlich nahmen die Nebel Gestalt an. Ein großer Mann mit schwarzer Haut, einem narbigen Gesicht und kalten, grauen Augen. Erbarmungslos sah er herunter in ihr Gesicht und da wusste Nuala, dass sie gerade in der Gestalt einer Vierzehnjährigen dastand. Es war eine alte Erinnerung.
„Du willst was?!“, tobte der hünenhafte Mann und schien ihr Gewalt anzudrohen. Er packte eine Vase und donnerte sie neben ihren Kopf. Sofort zersprang sie und schnitt ihr schmerzhaft in den Oberarm. „Du willst eine Gelehrte sein?!“, schrie er weiter, „Bücher lesen?! Den ganzen Tag lang anderen sagen, was sie zu tun haben?!“ Ganz von selbst verbiss sich die Blondine auf ihrer Unterlippe und spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Dem Grauhaarigen war das egal. Er schlug ihr eine Ohrfeige, während er weiter tobte: „Hör’ auf so schwächlich zu gucken! Wehe, wenn du jetzt weinst! Du wirst ganz bestimmt keine verdammte Gelehrte! Du wirst eine Soldatin und dann wird man dich das Herrschen lehren! Falls ich mal nicht mehr bin, wirst DU meinen Platz einnehmen!“
„Aber Vater...“, hörte sie sich sagen, während ihr Mund ganz trocken wurde.
„Hier gibt es kein Aber!“, wetterte er sauer und schlug dem Kind erneut eine Backpfeife, die dabei wehmütig jammerte, „Du bist schwach und weich geworden! Das zeigt mir deutlich, dass deine
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