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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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und ein T-Shirt, das sich schon zersetzte. Aber sie hatte eine Tarierweste an und war mit einer Druckluftflasche, einem Atemregler und Messgeräten ausgerüstet. Er öffnete die Schließen der Tarierweste, befreite zuerst den einen Arm, dann den anderen, und versuchte es noch einmal. Diesmal spürte er ein leichtes Nachgeben. Er zog und zog, bis er sie endlich befreit hatte. Ihr Körper wollte steigen, obwohl er immer noch mit einem Bleigurt beschwert war. Er hielt sie fest und begann dann einen gemäßigten Aufstieg bis auf vier Meter, wo er dekomprimierte, bevor er auftauchte.
    Während er unten gewesen war, hatte sich der Nachthimmel bewölkt, und die See war rauer geworden. Ein Sturm kündigte sich an. Von einem Wellenberg hochgehoben, sah er die Lichter der Yvette ungefähr hundert Meter entfernt. Einen Arm fest um Emilia geschlungen, schwamm er los. Am Boot angekommen, ließ er sie an der Heckleiter los, warf seine Flossen an Bord und rief nach Rebecca.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 47
I
    D as Warten war die reinste Qual gewesen für Rebecca. Nach einer halben Stunde begann sie sich zu sorgen, dass Daniel etwas passiert sei. Nach einer Stunde war sie sich sicher. Sie lief an Deck hin und her, sah immer wieder nach Pierre, machte sich sinnlos im Cockpit und in der Kajüte zu schaffen, nur um nicht denken zu müssen. Aber natürlich ließen sich die Gedanken nicht einfach stoppen. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie Daniel wegen eines so aussichtslosen Unterfangens in Gefahr gebracht hatte. Niemals würde sie es sich verzeihen, wenn ihm etwas zustieß.
    Als sie seine Stimme hörte, rannte sie mit einem Aufschrei der Erleichterung nach hinten. Sie wollte ihn umarmen, aber als sie sein Gesicht sah, die hilflos ausgebreiteten Hände, wusste sie es sofort. Einen Moment lang glaubte sie, ihre Beine würden nachgeben, doch dann zwang sie sich, stark zu sein. «Wo?», fragte sie.
    «Hören Sie mir bitte zu», sagte Daniel. «Ihre Schwester ist von einem abstürzenden Felsen eingeklemmt worden. Sie hat mehrere Tage dort unten im Wasser gelegen. Man sieht das. Ich glaube, Sie sollten sie nicht so sehen. Sie würde es sicher nicht wollen.»
    «Sie ist meine Schwester», entgegnete Rebecca. «Es ist mir egal, wie sie aussieht. Wo ist sie?»
    «Hier. Sind Sie ganz sicher?»
    «Ja.»
    Sie wartete, während er noch einmal ins Wasser stieg und ein formloses Bündel an sich zog. Als er zur Leiter zurückkam, konnte sie nicht anders, als zu schreien. Sie wandte sich ab. Er zog Emilia allein an Bord und trug sie zur Kajütentreppe. Ihr linker Arm entglitt seinen Händen, und eine Digitalkamera, die sie am Handgelenk trug, schleifte über den Boden. Er musste sich umdrehen, um sie die Treppe hinunterzutragen, trotzdem rutschte er von einer der schmalen Stufen ab und stürzte zusammen mit Emilia auf den Boden. Rebecca schluchzte auf. «Es tut mir leid», sagte Daniel. Seine Stimme verriet, wie schwer ihm das alles fiel. Rebecca wartete an Deck, bis er wieder nach oben kam.
    «Ich bring uns jetzt nach Eden, okay?» Er berührte teilnehmend ihren Ellbogen.
    «Ja. Und danke. Ich weiß, wie schwer das gewesen sein muss.»
    «Ist schon in Ordnung. Es tut mir nur so leid.»
    Sie ging nach unten. Daniel hatte Emilia auf eines der Betten gelegt und mit einem dünnen weißen Leintuch zugedeckt, das schon durchnässt war. Das Blau ihrer Jeans schimmerte durch den Stoff, ebenso die Reste irgendeines fett gedruckten Spruchs auf ihrem T-Shirt. Zum zweiten Mal an diesem Tag hob Rebecca ein Leichentuch von einem geliebten Menschen aus ihrer Familie. Sie betrachtete das bleiche, verwüstete Gesicht ihrer Schwester und wandte sich ab. Sie konnte den Schrecken nur für einen kurzen Augenblick ertragen.
     
Es tut mir so leid, Emilia.
Du hättest nichts tun können.
Ich hätte hier sein müssen.
Niemand hätte etwas tun können.
    Sie zog das Leintuch tiefer, entblößte ihren Oberkörper und die nackten Arme. Ihr fiel plötzlich auf, dass die Handschlaufe der Kamera immer noch fest um Emilias linkes Handgelenk lag, aber die Kamera war nicht mehr da. Sie suchte in der ganzen Kajüte, auf und unter dem Bett, fand sie nirgends. Hatte Daniel sie an sich genommen? Ja, so musste es sein. Aber warum? Wollte er sie vor irgendetwas schützen? War etwas aufgenommen, was sie nicht sehen sollte? Aber warum hatte er dann gewartet, bis Emilia an Bord war? Oder hatte er es einfach erst bemerkt, als er sie hier heruntergebracht und aufs Bett gelegt hatte?
    Der

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