Die Drachenflotte (German Edition)
Knox.
«Ich habe nichts getan», beteuerte Pierre. «Ich schwöre es. Ich habe dich niemals belogen, Becca. Dich doch nicht. Du bist wie eine Tochter für mich.»
«Wie Emilia?», fragte Rebecca. «Erst schwängerst du sie, und dann tötest du sie, damit dein Sohn Eden erbt?»
Pierres Gesicht verzog sich weinerlich. «Wie kannst du so etwas nur von mir denken?»
Knox bedeutete Rebecca, weiter nach links auszuweichen, um es Pierre schwerer zu machen, sie beide im Auge zu behalten. Sie machte einen Schritt zur Seite. «Dann sag mir doch, was passiert ist», wandte sie sich an Pierre.
«Nichts ist passiert», beharrte er.
«Du hast meinem Vater eine E-Mail geschrieben. Du wolltest, dass er dich zu dem Wrack führt.»
«Nein.»
«Dann bist du hier rausgefahren und hast ihn und Emilia getötet und beide über Bord geworfen.»
«Bleibt weg! Ihr sollt wegbleiben.»
«Aber der Leichnam meines Vaters wurde an Land getrieben.»
«Ich war die ganze Woche in Antananarivo. Ich schwöre es.» Er wies zum Land, das hinter ihm lag. Es war nicht gerade eine Riesenchance, aber Knox versuchte es trotzdem. Er warf sich Pierre entgegen, um ihm den Bootshaken zu entreißen, bevor er Schaden damit anrichten konnte. Pierre wehrte sich mit einem Hieb seiner Hand, der Knox’ Scheitel streifte. Von seinem eigenen Schwung vorwärtsgerissen, prallte Knox mit Pierre zusammen, und sie stürzten beide so heftig gegen die Backskisten auf der Steuerbordseite, dass das Holz splitterte. Knox versuchte, seinen Vorteil zu nutzen, aber er war noch benommen von dem Schlag. Pierre stieß ihn von sich herunter, schwang den Bootshaken über seinen Kopf und ließ ihn abwärtssausen. Knox konnte gerade noch wegrollen, und der Bootshaken schlug ins Deck. Hinter Knox riss Rebecca eine Druckluftflasche aus der gesplitterten Backskiste und schlug sie Pierre auf den Kopf. Er brach augenblicklich zusammen und fiel seitwärts zu Boden. Speichel rann aus seinem Mund. Rebecca kniete neben ihm nieder, suchte am Hals nach dem Puls und nickte Knox erleichtert zu, als sie ihn fand.
Knox war immer noch leicht benommen, als er aufstand. In der Backskiste fand er ein aufgerolltes Seil, mit dem er Pierres Hände und Füße fesselte. Er war gerade fertig, als Pierre stöhnend die Augen öffnete. Hilflos zerrte er an seinen Fesseln, dann schaute er wütend zu Knox auf, hob den Kopf und spuckte ihm ins Gesicht. Knox holte sich ein Handtuch aus der Backskiste. Nachdem er sich damit abgewischt hatte, drehte er es zu einem dicken Strick, mit dem er Pierre knebelte. «Spucken Sie ruhig», sagte er. Dann öffnete er die Hauptluke über dem Maschinenraum, schleifte Pierre hinüber und ließ ihn mit den Füßen voraus hinunter. «Da ist er gut aufgehoben, bis wir zurückkommen», sagte er zu Rebecca, als er die Luke verriegelte.
«Sicher?»
«Ich kenne doch meine Knoten», versicherte er. Er legte ihr die Hand auf den Arm. «Aber lassen wir’s für heute gut sein, ja? Wir bringen ihn jetzt rein und kommen gleich morgen früh wieder hier raus.»
Rebecca schüttelte den Kopf. «Sie ist meine Schwester, Daniel. Ich muss sie suchen. Das schulde ich ihr.»
«Ja, ich weiß, aber –»
«Sie brauchen nicht zu tauchen. Wir haben genug Zeug an Bord. Bleiben Sie einfach im Boot, und ich gehe runter.»
Knox seufzte, halb genervt, halb bewundernd. «Na schön», sagte er. «Ich mache einen Tauchgang. Aber nur einen. Dann ist Schluss für heute Abend. Einverstanden?»
«Einverstanden.» Sie strahlte. «Danke.»
[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 46
I
A ls sie die Stelle der GPS-Koordinaten erreichten, ankerten sie. Die See wurde kabbelig, aber sie war noch nicht so stürmisch, dass Knox das Unternehmen hätte abblasen können. Er packte seine Ausrüstung aus und prüfte sie gründlich, bevor er sie anlegte. Das Boot schlingerte so stark, dass er sich setzen musste, um seinen Anzug und die Füßlinge überzuziehen. Er sah auf seine Uhr, merkte sich die Zeit und entwarf einen groben Tauchplan. Nachdem er Taucherlampe und Messer am Handgelenk angeschnallt hatte, setzte er sich auf die Reling, zog die Flossen an und ließ sich rückwärts ins dunkle Wasser fallen, das schäumend aufspritzte. Er hatte so viel Blei mitgenommen, dass es ihn Anstrengung kostete, über Wasser zu bleiben, als er um das Boot herum zum Heck schwamm. Dann ließ er sich, die Hand an der Ankerkette, in die Tiefe ziehen.
Bei all seiner Erfahrung fand er diesen einsamen nächtlichen Tauchgang, noch dazu aus so
Weitere Kostenlose Bücher