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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Motor startete. Das Geräusch war hier unten lauter, als sie erwartet hätte. Das Licht wurde heller, das Boot vibrierte und setzte sich in Bewegung. Auf einmal fielen ihr die vielen Ungereimtheiten an Daniels Verhalten ein, die sie seit Tagen beunruhigten: die falsche Geschichte, die er sich so clever ausgedacht und ihr so schamlos aufgetischt hatte. Oder wie er sie davon abhalten wollte, heute Abend noch hier herauszufahren, und dann darauf bestanden hatte, selbst zu tauchen, vielleicht um sich zu vergewissern, dass dort unten in der Tiefe nichts zu finden war, was ihn belasten konnte. Er hatte Pierre angegriffen, ohne ihm die Chance zu einer Erklärung zu lassen, und ihn zum Schweigen gebracht, indem er ihn gefesselt und geknebelt hatte. Ihr fiel ein, was Andriama ihr über die beiden Männer erzählt hatte, die bei einem Treffen mit einem Ausländer getötet worden waren. Einer von ihnen war mit einem Messer verletzt worden, genau wie ihr Vater. Daniel besaß ein Messer. Sie hatte gesehen, wie er es an seinem Arm festgeschnallt hatte, bevor er getaucht war. Und er war nur wenige Kilometer nördlich von hier gewesen, als Adam und Emilia verschwunden waren. Er hatte gewusst, dass hier ein versunkenes Schiff mit kostbarer Ladung lag.
    Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Sie hatte sich von den entsetzlichen Ereignissen dieses Tages infizieren lassen. Daniel hatte ihr vielleicht nicht die ganze Wahrheit über sich gesagt, aber er hatte alles zufriedenstellend erklärt. Außerdem musste man noch lange kein Mörder sein, nur weil man sich ein paar Halbwahrheiten erlaubte. Wenn er Adam und Emilia getötet hätte, hätte er absolut gewissenlos sein müssen, um sich so verhalten zu können, wie er es ihr gegenüber getan hatte. Bei diesem Gedanken stutzte sie. Sie hatte viel über Psychopathie gelesen und wusste, dass Psychopathen gewisse Merkmale gemeinsam waren. So fiel beispielsweise auf, wie überzeugend sie sein konnten, wie liebenswürdig sie waren, dass sie weder Schuldbewusstsein noch Reue kannten und es unglaublich schwierig war, sie zu entlarven, solange sie nicht gefasst und ihre Keller durchsucht worden waren.
    Noch ein Merkmal gab es, das Psychopathen auszeichnete: die Fähigkeit zu grenzenloser Wut, einer Wut, die in ihrer Intensität den Selbsterhaltungstrieb außer Kraft setzte. Tiere hatten ein ausgeprägtes Gespür für diese schwelende Wut. Sie suchten sie zu besänftigen, gingen ihr aus dem Weg. Denn wenn sie erst einmal entzündet war – Ihr Vater war nicht einfach getötet worden. Er war abgeschlachtet worden. Hinter einem so bestialischen Mord stand nicht Habgier. Hinter einer solchen Tat stand grenzenlose Wut, die Wut eines Psychopathen.
    Sie deckte Emilia wieder zu und ging nach oben. Daniel war im Cockpit und steuerte das Boot der Küste entgegen, aber seine Tauchertasche lag auf der Backbordseite. Sie duckte sich, um nicht gesehen zu werden. Möglich, dass Daniel Emilias Kamera einfach über Bord geworfen hatte. Vielleicht aber hatte er das nicht gewagt, weil er fürchten musste, dass sie später von einem Taucher gefunden wurde, und hatte sie in seine Tasche gepackt, um sich ihrer später zu entledigen. Sie begann die Seitenfächer der Tasche zu öffnen. Gleich im zweiten entdeckte sie eine Handfeuerwaffe. Ihr war flau, als sie sie herausnahm und ungläubig in den Händen drehte. Die beiden Männer in Morombe waren Waffenhändler gewesen. Hatte Daniel dieses Ding von ihnen? Eine andere Erklärung fiel ihr nicht ein. Nun, wenigstens hatte sie jetzt etwas, womit sie sich verteidigen konnte. Dann stellte sie fest, dass kein Magazin in der Waffe, sie also nutzlos war. Sie suchte umsonst nach dem Magazin. Dafür aber fand sie die leere Scheide seines Tauchermessers und fragte sich, ob er es hatte verschwinden lassen, weil er einen Abgleich mit den Verletzungen ihres Vaters fürchtete.
    Wenn sie die Schusswaffe schon nicht selbst gebrauchen konnte, so konnte sie sie wenigstens Daniel wegnehmen. Sie versteckte sie in einer der Backskisten und durchsuchte dann sicherheitshalber seine Tasche noch einmal. Ganz unten in einem Seitenfach berührten ihre Finger etwas Kaltes. Sie fischte ein silbernes Kettchen mit einem Anhänger heraus und erinnerte sich an jenen ersten Abend in Eden, als Daniel draußen im strömenden Regen geduscht und sie im grellen Licht eines Blitzes die Kette hatte blinken sehen. Sie blickte zu dem Anhänger hinunter und las.
    Matthew Daniel Richardson
    Zur Beachtung: Seltene

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