Die Drachenflotte (German Edition)
dafür bezahlen ließ und damit allen zeigte, dass mit einem zu rechnen war. Und wer war als Opfer besser geeignet als Daniel Knox, der Mann, der ihn in diese ganze Scheiße reingeritten hatte?
Das Anschnallzeichen erlosch. Mit schwingenden Hüften, ganz als befände sie sich auf ihrem persönlichen Laufsteg, stöckelte eine Stewardess den Gang herunter.
«Champagner?», fragte sie.
«Wein», erwiderte er. «Rot.»
Er sah ihr einen Moment beifällig nach, als sie davonging, dann schloss er die Augen und dachte an den Nachmittag am Flughafen von Athen, als Knox ihn und Davit eiskalt der griechischen Polizei ausgeliefert hatte, obwohl er beim Leben seiner Freundin geschworen hatte, sie zum Goldenen Vlies zu führen. Sein Herz krampfte sich ein wenig zusammen bei der Erinnerung. Als er sich vorstellte, wie er sich an dem Kerl rächen und dass er dafür auch noch gut bezahlt werden würde, fühlte er sich aber gleich wieder wunderbar entspannt.
Die Stewardess brachte ihm einen dunklen Roten in einem bauchigen Glas. Er probierte einen Schluck. Der Wein war angenehm trocken und kräftig. Fünfhunderttausend Euro!, dachte er. Konnte man nur hoffen, dass der Typ da draußen wirklich Knox war. Und wenn nicht – Sandro und Ilja konnte er doch erzählen, was er wollte. Die würden ihm alles glauben. Er lachte laut heraus und prostete seinem verschwommenen Spiegelbild im Flugzeugfenster zu.
Ja. Es ging definitiv aufwärts.
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Kapitel 7
I
E s war spät, als Knox endlich ins Bett kam. Aber obwohl er einen aufreibenden Tag hinter sich hatte, fand er keinen Schlaf. In den Jahren seiner Arbeit als Archäologe hatte er gelernt, auch mit unerwarteten Tiefschlägen fertigzuwerden. Von Holms niederschmetterndem Urteil hatte er sich daher zunächst nicht allzu sehr erschüttern lassen. Aber je weiter der Abend fortgeschritten war, desto klarer hatte er gesehen, wie katastrophal es sich auf die finanzielle Lage und das Renommee des Unternehmens auswirken würde, das Miles und sein Bruder Frank, der gegenwärtig in Howe die Stellung hielt, gemeinsam aufgebaut hatten. Die beiden Männer waren gut zu ihm gewesen, sie hatten ihm nach Gailles Tod Arbeit gegeben und das erste Jahr hindurch bedingungslos zu ihm gehalten, obwohl er nichts getan hatte, was solche Loyalität verdient hätte. Es bedrückte ihn, dass sie nun in diese missliche Lage geraten waren, und er wollte helfen.
Madagaskar war kaum ein Schatten vor dem grauen Morgenhimmel, als er aufstand. Er kochte Kaffee, nahm einen Becher mit in den Kontrollraum und begann, die Tauchpläne so zu ändern, wie er und Miles es am Abend zuvor mit den Tauchern besprochen hatten. Er loggte sich ein, während er arbeitete. Der Internetzugang lief über einen lokalen Mobiltelefonanbieter und war daher teuer, langsam und nicht immer zuverlässig, aber der E-Mail-Austausch klappte gut. Sein Posteingang enthielt nichts Besonderes außer einer Nachricht von Braddock beim Landseer Trust.
Lieber Mr. Richardson,
hörte eben Beunruhigendes und möchte Ihnen so schnell wie möglich Bescheid geben. Das Segelboot der Kirkpatricks wurde auf See treibend aufgefunden, und Adam und Emilia werden vermisst. Sorgen Sie sich nicht zu sehr – sie verschwinden oft tagelang in den Wäldern –, aber ich hielt es für das Beste, Sie umgehend zu benachrichtigen, für den Fall, dass Sie Entscheidungen bezüglich Ihrer Flüge etc. erst einmal aufschieben wollen. Ich werde Sie natürlich auf dem Laufenden halten, sollte ich Weiteres hören.
Alles Gute
Braddock Lightman
Er erinnerte sich an Lucias Bemerkung vom vergangenen Nachmittag, dass sie vergeblich versucht hatte, die Kirkpatricks zu erreichen. Kein Wunder. Er versuchte, sich die Nachricht aus dem Kopf zu schlagen, während er an den Plänen arbeitete. Er hatte schon genug um die Ohren. Aber sie drängte sich ihm immer wieder auf. Natürlich verschwanden Menschen in den Wäldern, aber nicht von einem Boot, es sei denn, es war etwas Schlimmes passiert. Ihn überfiel plötzlich eine lebhafte Erinnerung an jenen Nachmittag vor vierzehn Monaten, als Emilia Kirkpatrick so unversehens in sein Leben getreten war und ihn aus der Schwermut herausgerissen hatte, die über ihm hing, seit er ohnmächtig hatte mit ansehen müssen, wie Michail Nergadse Gaille gequält und getötet hatte. Dafür stand er tief in ihrer Schuld. Er konnte die Nachricht nicht einfach ignorieren.
Und noch etwas beunruhigte ihn. Der Beginn ihres Eden-Projekts war nur noch
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