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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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sind geliefert.»
    « Er ist geliefert», verbesserte Knox mit einer Kopfbewegung zu Ricky.
    «Nein. Wir. » Miles funkelte Ricky wütend an. «Er hat uns überhaupt nur angeheuert, weil er seine ganze Glaubwürdigkeit schon verspielt hatte und deshalb unsere brauchte. Frank und ich sind persönlich hierhergeflogen, vergiss das nicht. Wir haben mit dem Fischer geredet, der die erste Kanone gefunden hat. Wir haben selbst die Wrackfundstelle in mehreren Tauchgängen erforscht und mit Sonar vermessen. Ohne unsere Bestätigung hätte er das Geld nie bekommen, nicht einmal von Verbrechern wie der Sun Yee On. Die werden also nicht nur ihm die Schuld geben, wenn sie die Wahrheit erfahren, sondern auch uns. Und glaubt mir, mit diesen Leuten legt man sich besser nicht an.»
    «Verdammt», murmelte Knox.
    Mit einem verzerrten Lächeln stand Ricky auf und ging zum Schrank. Er nahm eine Flasche Whisky und mehrere Gläser heraus. «Tja, sieht ganz so aus, als säßen wir alle im selben Boot», meinte er, während er mit leicht zitternder Hand einschenkte. «Da wär’s vielleicht nicht dumm, wenn wir zusammen überlegen und versuchen, eine Lösung zu finden. Was meinen Sie?»
II
    Rebecca war in ihrem Schlafzimmer beim Packen, als sie plötzlich heftige Magenkrämpfe bekam. Vor Schmerz gekrümmt biss sie sich auf die Finger, um nicht laut zu schreien. Seit ihrem Gespräch mit Pierre versuchte sie, die Erinnerung beiseitezuschieben, aber es war sinnlos. Sie konnte sie nicht länger verdrängen.
    Vor anderthalb Jahren hatte ihre Schwester Emilia sie angerufen und ihr berichtet, sie habe vor, an einem praktischen Lehrgang über Forstpflege in Südengland teilzunehmen. Obwohl sie eher beiläufig darüber sprach, hatten sie beide gewusst, dass es um alles ging. Rebecca war vor vielen Jahren nach einem tiefen Zerwürfnis mit ihrem Vater so verbittert von zu Hause weggegangen, dass sie nie wieder zurückgekehrt war. Seither hatte sie weder ihren Vater noch ihre Schwester wiedergesehen. Emilia hatte unermüdlich auf eine Aussöhnung hingearbeitet, und dies nun war ihr bislang gewagtester Vorstoß. Doch er erfolgte zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Rebecca, die mit ihrem Programm über Nacht Furore gemacht hatte, wurde gerade von einer Talkshow zur anderen herumgereicht, und Fragen nach ihrer madagassischen Kindheit und Jugend, die der Reiz des Exotischen umgab, blieben nicht aus. Doch sich der Wahrheit zu stellen, war zu schmerzhaft, deshalb speiste sie die Fragesteller mit erfundenen Bildern einer idyllischen Kindheit ab. Als Emilia ihr Kommen ankündigte, geriet sie in Panik, sie fürchtete, dann würde die wahre Geschichte ans Licht gezerrt werden. Eine Konfrontation, zu der sie noch gar nicht bereit war. «Ich weiß nicht, ob ich zu der Zeit überhaupt hier bin», hatte sie schnell gesagt. «Es kann sein, dass ich irgendwo drehe.»
    «Natürlich», hatte Emilia steif geantwortet. «Vielleicht ein andermal.»
    Aber dazu war es nicht gekommen. Und würde es nun auch nicht mehr kommen. Erschrocken drängte sie diesen Gedanken zurück und holte tief Luft. Sie würde Emilia und ihren Vater lebend finden. Etwas anderes kam gar nicht in Frage. Sie schloss ihre Koffer, trug sie nach unten und übergab sie dem Taxifahrer. «Dann können wir jetzt fahren?», fragte er.
    «In fünf Minuten», antwortete sie. «Ich muss noch abschließen.»
    «In Ordnung.»
    Sie ging zurück in die Wohnung und wollte gerade eine neue Ansage auf den Anrufbeantworter sprechen, als ihr einfiel, dass sie keine Ahnung hatte, wie lange sie weg sein würde. Sie hatte höchstens zehn Tage für Madagaskar, danach musste sie in die USA, wo sie eine mörderische Werbetour zu absolvieren hatte, um ihrer ersten Serie im amerikanischen Fernsehen zu einem möglichst guten Start zu verhelfen. Sie ließ die Ansage unverändert und ging dann von Zimmer zu Zimmer, um Geräte auszuschalten und sich zu vergewissern, dass sie nichts vergessen hatte. Es kam ihr ewig lang vor. Diese vielen Zimmer, die sie niemals benutzte. Sie hatte das Haus von einem Yuppie-Ehepaar gekauft, das vier kleine Kinder hatte und das fünfte erwartete. Bei der Besichtigung hatte sie das totale Chaos erwartet, Spielsachen überall, ramponierte Möbelstücke und mit Malstiften beschmierte Wände, doch die familiäre Atmosphäre unbekümmerter Freude und Lebendigkeit hatte sie berauscht. Irgendwie hatte sie sich eingebildet, dass sie all das mitgeliefert bekommen würde, wenn sie das Haus kaufte. Aber das

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