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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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hierlassen», knurrte Boris.
    «Das wär dir gerade recht, was?»
    «Es war ein Scherz», sagte Boris seufzend. «Schau dir mal dein Gewicht an und dann ihres.»
    «Wir werden schon sehen, wie’s läuft», sagte Davit. «Wir müssen eben langsam fahren und dicht an der Küste bleiben für den Fall, dass was schiefgeht.»
    «Und wenn?»
    Davit zuckte mit den massigen Schultern. «Dann müssen wir uns eben was anderes einfallen lassen.»
II
    Knox watete zur Yvette hinaus und nahm sich ein paar Minuten Zeit, um die Karte der vorgelagerten Riffe zu studieren, die auf dem Korkbrett befestigt war. Nichts, was er bisher gehört hatte, stützte seine Vermutung, dass das Verschwinden von Adam und Emilia mit ihrem bevorstehenden Bergungsprojekt in Zusammenhang stand; aber es sprach auch nichts dagegen. Und anstatt einfach auf gut Glück das Wasser abzusuchen, konnte er auch nach dem Wrack suchen, und wenn nur, um sein schlechtes Gewissen Miles gegenüber zu beruhigen.
    Emilia war sehr verschwiegen gewesen, was den genauen Fundort anging, aber einige kleine Hinweise waren ihr doch entschlüpft. Er wusste beispielsweise, dass das Wrack knapp über dreißig Meter tief lag. Die ganze Bucht vor Eden, nirgends tiefer als fünfundzwanzig Meter, war damit ausgeschlossen, ebenso der Bereich jenseits der Grenze zu den pelagischen Zonen. Sie hatte ihm außerdem erzählt, dass sie und ihr Vater es bei einer Routineinspektion der Korallen entdeckt hatten. Im Rahmen solcher Inspektionen wurden Monat für Monat und Jahr für Jahr bestimmte Abschnitte der Korallen auf Anzeichen von Bleiche oder anderen Krankheiten untersucht. Um den Fundort des Wracks geheim zu halten, hatten sie die Stelle sicher nicht gekennzeichnet, aber da die Karte mehrere Jahre alt zu sein schien, war anzunehmen, dass der Riffabschnitt, den sie an jenem Tag untersucht hatten, auf ihr vermerkt war. Nur welcher Vermerk war der richtige? Die Karte enthielt drei- oder vierhundert solcher Vermerke, und er wusste nicht einmal, welche von ihnen für Korallen standen.
    Er löste die Karte von der Unterlage und suchte auf der Rückseite nach einem Schlüssel. Nichts. Er holte eine Karte nach der anderen aus dem Ständer und prüfte jede von ihnen, erfolglos. In der Tiefe entdeckte er schließlich noch eine Karte, eine alte, die ihm vorher nicht aufgefallen war, weil die Rolle kürzer war als die anderen und nicht bis zum Rand des Ständers emporreichte. Es war die Reproduktion einer alten Weltkarte, allerdings von schlechter Qualität, unscharfe Schwarz-Weiß-Ausdrucke zu einer Collage zusammengeschnitten und auf eine feste Unterlage geklebt. Er nahm sie mit hinaus in die Sonne, um besser sehen zu können, und da merkte er, warum er Mühe hatte, sich darauf zurechtzufinden. Er hielt sie verkehrt herum.
    Man schrieb es heutzutage gern der Arroganz des Westens zu, dass Landkarten von Nord nach Süd ausgerichtet waren und Europa im Mittelpunkt zeigten. Knox hatte für diese Auffassung wenig übrig. Abgesehen von allem anderen wäre es absurd gewesen, von einem Kartenmacher zu erwarten, dass er seine Heimat nicht in den Mittelpunkt setzte. Wenn man den Norden nach oben gesetzt hatte, so hatte das weniger mit Arroganz als mit dem Lauf der Flüsse zu tun. Die Lebensader des alten Ägypten beispielsweise war der Nil gewesen. Er floss von Süden nach Norden. Und da Wasser abwärtsfließt, war folglich der Süden Oberägypten gewesen, der Norden Unterägypten. Claudius Ptolemäus, dessen großes Werk Geographia indirekt die Grundlage moderner Karten bildet, hatte in Alexandria gelebt; er hätte also leicht die ägyptische Auffassung übernehmen können. Er war aber auch Grieche gewesen, und die Griechen hatten den Norden nach oben gesetzt. Nach dem Schisma zwischen Rom und Konstantinopel geriet Ptolemäus in Europa in Vergessenheit, und als die Christen des Mittelalters begannen, ihre eigenen Karten anzufertigen, setzten sie den Osten nach oben und nicht den Norden. Sie sahen in der Welt ein Abbild Christi und in der aufgehenden Sonne sein strahlenumkränztes Haupt. Die Araber wiederum hatten den Süden oben auf ihre Karten gesetzt, und weil sie die großen Seefahrer jener Zeit waren, taten die vielen Kartographen, die sich bei ihnen bedienten, es ebenfalls. Einer von ihnen war ein venezianischer Mönch, Fra Mauro, gewesen, und es war eine Kopie seiner Weltkarte aus dem Jahr 1459, die Knox jetzt in Händen hielt.
    Sie war jedoch nicht nur wegen ihrer Süd-Nord-Ausrichtung bemerkenswert.

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