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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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gäbe es keine Wiederkehr. Und doch hatten Seefahrer dieses Abenteuer gewagt. Eine chinesische Karte, die um 1390 zu Ehren des ersten Ming-Kaisers fertiggestellt worden war, zeigte die Welt in traditioneller Sicht: im Mittelpunkt ein aufgeblähtes China, und zu einer flankierenden Kulisse geschrumpft im Westen Afrika und der europäische Raum am Mittelmeer. Das Bemerkenswerte an der Karte war jedoch, dass die Gestalt Afrikas einschließlich seiner Süd- und Westküsten im Großen und Ganzen richtig erfasst war, obwohl die Chinesen den Kontinent nie selbst erforscht hatten.
    Auf welche Quellen sie sich auch immer stützen konnten, Zheng He und seine Admiräle hatten gewusst, dass es möglich war, das Kap der Guten Hoffnung zu erreichen und sogar zu umrunden. Doch die Fahrt an unbekannten Küsten entlang war eine schleppende und mühsame Angelegenheit gewesen. Wenn man in Sichtweite des Festlands blieb, erhöhte sich das Risiko, auf Grund zu laufen, ungeheuer. Man musste folglich die Geschwindigkeit niedrig halten, immer wieder loten und jeden Nachmittag einen neuen sicheren Hafen finden, weil es Selbstmord gleichkam, nachts so nahe der Küste zu segeln. Wenn eine chinesische Schatzflotte auf diese Weise die ganze Ostküste Afrikas hinuntergekrochen war, hatten die Mannschaften sicherlich die Heimkehr ungeduldig herbeigesehnt und wenig Lust gehabt, auf dem gleichen langsamen Weg zurückzufahren. Es war also durchaus plausibel, dass die Kapitäne einen direkten Kurs nach China gesetzt hatten. Wenn man das Kap und Beijing mit einer Linie verband, so führte sie beinahe in einer Geraden zwischen den hiesigen Riffen hindurch. Da konnten ebenso gut zwei Schiffe wie eines auf den Korallen gestrandet sein.
    Vor ihm tauchten die Mangroven langsam ins steigende Wasser wie eine Dorfgemeinschaft gekrümmter Alter bei der Taufe. Knox kehrte um. An der Yvette und Eden vorbei ging er bis zu Pierres Hütten und darüber hinaus, immer noch auf der Suche. Im Sand wimmelte es von winzigen Fliegen, mit jedem Schritt wirbelte er Schwärme auf, die vor ihm her den Strand entlangstoben. Um ihnen zu entkommen, ging er ans Wasser hinunter, wo kleine Wellen zaghaft seine Fesseln umspielten, bevor sie sich wie devote dienstbare Geister wieder zurückzogen. Seine Füße hinterließen seichte Mulden, die sich schnell mit Wasser füllten und in nichts auflösten. Hier, im durchtränkten Sand, entdeckte er die Porzellanscherbe. Er bückte sich, um sie aufzuheben. Sie war vielleicht zweieinhalb Zentimeter lang, an den Rändern glatt geschliffen, weiß mit einem Hauch von Blau darauf, der gleiche Farbton, wie er ihn auf den Porzellanstücken auf dem Meeresgrund vor Morombe gesehen hatte. Er warf sie hoch und fing sie auf, während er darüber nachdachte, was der Fund bedeuten konnte. Dann steckte er sie ein und ging zurück nach Eden.
II
    Rebeccas Verletzungen waren über Nacht so weit verheilt, dass sie bei der kleinsten Bewegung schmerzhaft spannten. Aber da sie nicht vorhatte, den Morgen mit Gejammer zu vertun, schwang sie mit zusammengebissenen Zähnen die Beine vom Bett und nutzte die Schwerkraft, um auf die Füße zu kommen. Dann humpelte sie ins Arbeitszimmer ihres Vaters, in der Hoffnung, Daniel würde sich moralisch verpflichtet fühlen, das Frühstück zu machen. Aber er war schon weg. Nun, das gab ihr wenigstens die Gelegenheit, den Schreibtisch ihres Vaters systematischer zu durchsuchen.
    In den Schubladen waren alle Unterlagen in verschiedenfarbigen Hängeheftern geordnet, die mit den Namen von Banken, Versicherungsgesellschaften, Finanzbehörden, Börsenmaklern oder Freunden gekennzeichnet waren. Einer der Reiter trug ihren eigenen Namen. Sie zog ein schmales Bündel Briefe heraus und las sie mit wachsender Bestürzung über die Herzlosigkeit ihrer Worte. Sie stieß auf zwei Ansichtskarten aus London, an die sie sich nicht erinnerte. Als sie sie umdrehte, erkannte sie überrascht Emilias Handschrift. Sie hatte ihren Forstpflegelehrgang offenbar doch absolviert.
     
Du bist trotzdem gekommen? Und hast mir nichts davon gesagt?
Du wolltest mich ja nicht sehen.
Nein! Sag das nicht.
Ich habe für dich nicht mehr existiert.
Das ist nicht wahr. Ich habe einen einzigen Fehler gemacht. Wie konntest du –
    «Ist was passiert?» Daniel stand in der Tür. Sie hatte Angst, dass ihre Stimme sie verraten würde, wenn sie jetzt etwas sagte, deshalb schüttelte sie nur den Kopf.
    Er trat ins Zimmer. «Wie geht es Ihnen?»
    «Besser, danke.»
    «Soll

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