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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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flüsterte Mora.
    Agga zog sich respektvoll zurück. Er hörte, wie sie hinter der Tür den armen Lireck ausschimpfte, der vehement abstritt, eine Strebe des Treppengeländers entfernt und auf dem Fußboden zerschlagen zu haben.
    » Schön, dich zu sehen, Tante Mora.« Nival versuchte zu lächeln. Sie war immer noch so schwach, dass ihr Händedruck kaum zu spüren war. » Wann bringst du diesen Haushalt endlich mal in Schwung?«
    » Ich würde die anderen nur stören, wenn ich auch noch mitmischen würde.« Ihre Augen funkelten, ungebrochen. » Aber viel wichtiger ist, wie es dir geht. Mora, die Pastetenbäckerin, ist tot – damit kann ich leben. Doch was ist mit Nival, dem Schreibergesellen? Du brauchst ihn. Du darfst nicht immer nur Jikesch sein, nicht mit dieser Zauberin im Nacken.«
    Er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. » Ich weiß. Ich habe schreckliche Dinge getan.«
    » Schlimmere Dinge als die, dass du gestohlen hast, um dieses Haus zu kaufen und uns alle zu ernähren?«
    » Ja«, bestätigte er, » viel schlimmere.«
    » Ich bin mir nicht sicher, ob ich es hören will.« Mora streckte die Hand aus und legte sie ihm auf die Stirn. » Der Bann wird immer stärker – ich kann es spüren und muss nicht einmal tief hineingehen. Nival, ich habe es dir schon einmal gesagt: Du darfst nicht zurück ins Schloss. Sonst werden Sachen passieren, die niemand mehr rückgängig machen kann. Willst du schuld daran sein, wenn ganz Schenn untergeht? Du darfst Arian nicht umbringen, ganz gleich, wie sehr du ihn hasst.«
    » Das habe ich auch nicht vor«, murmelte er zornig. Es war keine Lüge, er war auf der sicheren Seite, und dennoch musterte Mora ihn mit ihren klugen Augen, und er fühlte sich unbehaglich wie nie.
    » Du darfst es nicht tun«, flüsterte Mora. » Ich verbiete es dir. Ich werde kämpfen – wenn es sein muss, gegen dich.«
    » Du hast ja keine Ahnung!«, fuhr er sie an. » Was weißt du schon von dem, was ich vorhabe?«
    » Es ist auch mein Schmerz«, sagte Mora. » Wie kannst du das vergessen? Deine Mutter war meine Schwester, sie war alles, was ich hatte, meine ganze Familie. Du kanntest sie acht Jahre lang, aber ich habe mein Leben mit ihr verbracht, sie war der wichtigste Mensch für mich, wie ein Teil von mir … Glaubst du, ich wüsste nicht, was du fühlst? Meinst du, ich kenne diese Dunkelheit nicht und den Hass und die Sehnsucht nach Rache? Wie oft habe ich über meinen Pasteten gesessen und mich gefragt, wie es wäre, wenn ich nicht Caness darüberstreue, sondern etwas anderes. Wenn ich einen Zauber auf die Fleischkuchen lege, der jeden, der davon isst, ersticken lässt, langsam und qualvoll? Glaubst du«, ihre heisere Stimme wurde lauter, » du bist der Einzige, der dieser Versuchung widerstehen muss?«
    » Woher weißt du …?«, flüsterte er, und ihm stockte der Atem.
    » Wenn es nicht Arian ist, bleibt nur ein einziger Mensch übrig. Der Mann, der deine Mutter ins Verlies werfen ließ. Der Mann, der die Schergen nach mir ausschickte, die stattdessen meine Schwester mitnahmen – und ihren kleinen Sohn.«
    » Pivellius hat es verdient«, knurrte Nival.
    » Ja, das hat er. Viele Menschen haben den Tod verdient, aber du wirst ihm nicht die Rechnung präsentieren. Du nicht. Das überlässt du den Göttern.«
    » Ich habe nie gedacht, dass du es weißt«, sagte er langsam.
    » Was? Dass du nur aus diesem einen Grund nach Lanhannat zurückgekehrt bist? Dass du nur dafür deine Freiheit geopfert hast und deine eigene Zukunft und alles, was du hättest sein können? Für deine Rache? Warum denn sonst? Was glaubst du, wovon ich geträumt habe, während ich gebacken habe, während ich Luzines Leben gelebt habe, als könnte ich sie so zurückholen, Tag für Tag und Nacht für Nacht, während ich bei jedem Klopfen dachte, die Wächter würden kommen, um auch mich zu holen? Hass wächst sehr schnell in einem Garten voller Angst. Hass wuchert in jeder dunklen Ritze, wie Brennnesseln, die sich nicht herausziehen lassen, so feste Wurzeln und so störrisch …«
    » Hast du gehofft, ich würde es tun?«, fragte er leise. » Da du es nicht konntest? Ich weiß, viele haben darauf gehofft.«
    » Im Gegenteil, ich habe gehofft, dass du stärker bist als ich. Dass du diesen Traum aufgibst, während ich noch darüber gebrütet habe. Du warst so klug und mutig, und nein, Nival, du hast nicht das Herz eines Mörders. Wie könntest du derjenige sein, der das vollbringt, was nicht einmal Bor-Chain gelang –

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