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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Brahans Linie zu beenden? Unsere Rache hätte ganz Schenn zerstört.«
    » Ich weiß«, sagte Nival. » Ich dachte tatsächlich, ich wäre längst darüber hinweg, über diese finsteren Pläne. Wie viele Jahre hat es gekostet, das zu werden, was ich wollte? Jemand, der neben dem Thron sitzt und den Zeitpunkt bestimmen kann und die Art des Todes … jemand mit Macht. Und jetzt? Ich überfalle Straßendiebe und öffne die Tür zu meinem eigenen Haus mit einem Dietrich. Der dunkle Wunsch in mir ist so wach und lebendig wie nie zuvor, als hätte Chamija mich einen schwarzen Wurm schlucken lassen, der sich durch meine Eingeweide frisst. Übrigens braut sie äußerst seltsame Tees in der Schlossküche.«
    Mora ließ sich ins Kissen zurücksinken und stöhnte. » Warum bin ich bloß so schwach! Ausgerechnet jetzt!«
    Ausgerechnet jetzt. Ich habe Linnia verraten, dachte er, doch das vermochte er nicht auszusprechen. Schon das zweite Mal. Ich habe sie losgeschickt in die Gefahr, zweimal. Das erste Mal habe ich eine bittere Ernte eingefahren: Linnia in Arians Armen, ein Gift, wirksamer als alles … Werde ich jemals erfahren, ob Chamija mich dazu gezwungen hat oder ob ich den Wunsch dazu in mir getragen habe, ohne es zu wissen? Das Mädchen zu vernichten, das ich selbst nicht haben kann. Ich soll klug und mutig sein? Schön wär’s, und über mein Herz will ich lieber gar nicht erst nachdenken …
    Er legte ihr eine Hand auf die Stirn.
    » Schlaf, Tante Mora. Ich hätte dich nicht so aufregen sollen, das bekommt dir nicht.«
    Als er aus dem Zimmer trat, fühlte er sich wie ein uralter Mann. Er lehnte die Stirn gegen den Holzpfosten in der Wand und versuchte zu atmen, während die Beklemmung ihm alle Luft aus den Lungen zu pressen drohte.
    » Euer Hut«, sagte Agga leise.
    » Danke«, flüsterte er.
    Im Haus roch es nach Ratten und Moder. Fäulnis wehte ihm aus der nur mit einem morschen Brett abgedeckten Kellerluke entgegen. Er presste die Hände auf den Bauch und kämpfte gegen den Brechreiz an.
    » Deine Tante wird schon wieder«, sagte der glatzköpfige Borlin sanft. Neben ihm wirkte Kasidov, als wäre er eben aus dem Bett gefallen, der Haarkranz weiß und wirr.
    Er hielt Nival etwas entgegen.
    » Was ist …?« Da erkannte er seine Maske. Linnia hatte sie ihm gestohlen, hatte sie so lange stolz getragen. Das Mädchen mit der Maske … Doch jetzt trug sie die neue, die ihr der Prinz geschenkt hatte. Den ganzen Winter über hatte Jikesch vermieden, den Schaukämpfen beizuwohnen, da die Drachenjägerin ihm so fremd geworden war mit der grünen Schlangenhaut. » Woher hast du das?«, fragte er heiser.
    » Wir sind ein paar Mal drüben in der Kurzen Gasse gewesen und haben die Trümmer durchsucht«, erklärte Borlin. » Erstaunlich viel gab es da noch zu finden, ein paar Handkarren voll haben wir beladen. Unsere Waffensammlung lagert jetzt hier – falls du also eine Revolution planst, wir sind dabei. Die Maske lag auf der Straße, in einer Pfütze, und wartet seitdem auf dich.«
    » Woher wisst ihr, dass sie mir gehört?«
    Borlin zögerte und hatte auf einmal ein Problem mit seinen Zähnen, an denen er umständlich herumwackelte.
    Kasidov schnaubte unwillig. » Dir? Dem Mädchen gehört die Maske, die ganze Stadt hat sie damit gesehen. Wenn die Drachenjägerin jetzt etwas Besseres hat, soll sie es halten, wie sie will. Doch wir dachten, du möchtest eine kleine Erinnerung an sie.«
    Nival starrte den alten Mann an, aus dessen Mund er noch nie so eine lange Rede gehört hatte. Er schloss die Finger um den Stoff. Und er hatte schon geglaubt, sie wüssten von seinen Hinterhofkämpfen, wo er als der Affe von Lanhannat diese Maske getragen und Gegner mit so fragwürdigen Namen wie » Panther von Werlis« oder » Kralle der Finsternis« zu Kleinholz verarbeitet hatte. Stattdessen nahmen sie nur an, dass er unglücklich verliebt war.
    War er es noch? Sie schienen das zu glauben. Nichts wussten sie davon, wie es war, wenn man miterleben musste, wie die Liebste sich veränderte, sich abwandte, wie sie Menschen die Hand reichte, die nicht einmal würdig waren, dass man sie hasste. Linnia tat sich mit dem Abschaum von Schenn zusammen, mit Brahans edlem Erben, und hatte dafür sogar Mora und die Sicherheit der Zauberer geopfert. Konnte Liebe sterben? Ja, sie konnte. Fast wäre es ihm lieber gewesen, die Alten hätten alle seine Geheimnisse gekannt, bis auf dieses eine.
    Nival bedankte sich nicht. Er setzte sich den Hut auf, der noch

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