Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
auch.«
» Ich pass schon auf, dass sich niemand an mich ranschleicht«, knurrte Linn und funkelte ihn an, damit ihm auf keinen Fall entging, wen sie dabei meinte. » Auf deine Ratschläge kann ich verzichten, danke. Geh und bring den König zum Lachen. Der hat es nötiger als ich, nach alldem, was du angerichtet hast.«
» Ist sie böse?«, murmelte er. » Böse auf mich? Eine Krankheit, die sie sich zugezogen hat, denke ich. Ob das wohl vorübergeht? Ob es ansteckend ist, eine Plage, die von einem zum anderen springt wie Flöhe, und am Ende hassen alle mich, so wie du mich hasst?«
Der Narr musterte ihr Gesicht, als suchte er dort nach etwas, das er nicht finden konnte. Dann schüttelte er mit einem Seufzen den Kopf, dass die Glöckchen laut klingelten, und schlich dann davon.
Wenigstens ein Duell hatte sie an diesem Tag gewonnen, doch das Gefühl des Triumphs stellte sich nicht ein.
Für wie dumm hält er mich?, dachte Linn wütend, als sie am Abend ihre Kammer betrat und das blonde Mädchen friedlich schlafend vorfand. Chamijas schmales Bett hatte Platz unter einem niedrigen Balken gefunden, im rechten Winkel zu Linns Schlafstätte neben dem Fenster. Ich werde nicht vergessen, dass sie Tijoanerin ist. Jikesch war derjenige, der die alte Feindschaft unbedingt begraben wollte und uns in diese Schwierigkeiten hineingeritten hat. In der Hoffnung darauf, dass Pivellius seine Meinung über Zauberei ändert! Nun, da haben wir jedenfalls noch eine Menge Arbeit vor uns.
Behutsam schälte sich Linn aus ihrer Tunika. Jede Bewegung schmerzte fast unerträglich. Sie wollte lieber gar nicht wissen, wie viele blaue Flecken sie davongetragen hatte.
» Schöne Kette«, murmelte Chamija verschlafen.
Hastig fuhr Linn mit der Hand zum Ausschnitt ihres Kleides. Normalerweise trug sie die Silberkette mit den drei roten Drachenschuppen, die wie glänzende Rubine aussahen, unter ihrer Kleidung.
» Ein Erbstück von meinem Vater.«
» Magisch?«
» Wieso sollte sie magisch sein?«, fragte Linn vielleicht eine Spur zu heftig.
» Immerhin bist du eine Zauberin. Die meisten Magier haben irgendwelche Amulette oder Ringe oder dergleichen.« Chamija lächelte unsicher. » Bei Treas, schau mich nicht so misstrauisch an, als wollte ich sie dir vom Hals reißen. Ich finde sie bloß hübsch, das ist alles. Normalerweise trage ich viel Schmuck, aber als Schreiberin musste ich bescheiden auftreten.«
Da Chamija selbst als Begleiterin des Botschafters mit Pelz und Prunk aufgefallen war wie ein Pfau, musste Linn wider Willen lächeln.
» Es würde dir sowieso nicht gelingen, mir die Kette abzunehmen. Mit jedem, der das bisher auch nur versuchen wollte, hat es ein böses Ende genommen.«
» Hu, wie gruselig! Da bleibe ich doch lieber bei den Kettchen und Broschen, die noch an meinem Pelz hängen. Stell dir vor, ich habe fast alles zu Hause gelassen, sogar mein Verlobungsgewand mit den Perlen. Woran erkennt man bei euch in Schenn, wenn ihr verlobt seid?«
» Ich hatte einen Ring«, sagte Linn leise. » Er war nur aus Eisen, aber wunderschön. Gefertigt hat ihn Yaro, der Sohn des Schmieds von Brina … Ein kleiner Bachkiesel als Stein.«
» Wie romantisch«, meinte Chamija nachdenklich. » Das ist … schön.«
» Ich habe ihn verloren.« In der Burg eines Drachen, der Eisen hasste … in Ruath, irgendwo im tiefen Süden. Verloren für immer.
» Liebst du ihn sehr, diesen Schmiedsohn?«
» Ja«, antwortete Linn. Sie wehrte den Ansturm der Gedanken ab, die Protest anmeldeten. Du hast in Yaro nie mehr als einen Freund gesehen. Einen wunderbaren Freund, den ältesten und besten, den du je hattest … aber bei ihm hast du niemals das empfunden, was Nival in dir hervorgerufen hat, niemals diese andere Dimension von Gefühlen. In Yaros Nähe bist du immer nur ein Mädchen gewesen, nie eine Frau … » Und du?«, fragte sie, um von ihren eigenen widersprüchlichen Empfindungen abzulenken. » Was ist mit dir und Scharech-Par? Er kam mir etwas … kühl vor.«
» Um nicht zu sagen: gefährlich, arrogant und geheimnistuerisch?«
» Äh …«
» In der Familie, aus der ich stamme, heiratet man nicht aus Liebe und Schwärmerei«, sagte Chamija. » Es geht immer nur um Politik. Der neue König braucht so viel Rückhalt wie nur möglich.«
» Wie ist er auf den Thron gekommen?«, fragte Linn. » Ich habe irgendwo gehört, er sei nicht der Sohn des früheren Königs Rinx?«
» Oh, aber nein«, lachte die Tijoanerin. » Die Krone an den
Weitere Kostenlose Bücher