Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
wieherte. Von irgendwoher aus dem Nebel kam die Antwort.
» Schnell«, drängte Chamija. » Versprich es, bitte! Wenn Pivellius erfährt, wer ich bin, könnte er das gegen Scharech-Par verwenden und ihn zu weiteren Zugeständnissen zwingen. Du glaubst vielleicht, dein König würde so etwas nicht tun, aber die Mächtigen sind alle gleich. Wenn ihnen eine Geisel in den Schoß fällt, nutzen sie es aus, auch wenn sie beteuern, dass sie sich nur um einen kümmern wollen. Oh bitte, verrate mich nicht!«
Linn war schon damit beschäftigt, das Feuer auszutreten und nasse Blätter über die Glut zu häufen, um alle Spuren von Zauberei zu vertuschen.
» Ja«, sagte sie. » Natürlich. Jetzt beruhige dich und hilf mir lieber. Wie gut, dass wir wenigstens die Eier schon gegessen haben. Wir müssen auf dem Weg warten, dann forschen sie hoffentlich nicht nach, wo wir unser Lager hatten.«
Chamijas Geheimnis war sicher bei ihr – und sie konnte nur hoffen, dass die Braut des zauberkundigen Königs ihrerseits daran dachte, keinesfalls die Magie zu erwähnen.
2
» Ritterin Linnia!«
Prinz Arian höchstpersönlich war mitsamt einer Gruppe kampferprobter Gardisten unterwegs.
» Wer hat Euch die Erlaubnis erteilt, einfach das Schloss zu verlassen? Wie konntet Ihr eigenmächtig losreiten, noch dazu in so unsicheren Zeiten? Ich bin Euer Hauptmann, und Ihr habt mich zu fragen, verdammt noch mal! Wir sind die ganze Nacht geritten, um Euch einzuholen!« Wütend schrie er sie an.
Doch bevor Linn irgendetwas erklären konnte, trat Chamija aus dem Nebel, und dem Prinzen klappte die Kinnlade herunter.
» Fräulein Chamija? Was tut Ihr denn hier?«
Fassungslos ließ er den Blick über die beiden schmutzigen, zerlumpten Mädchen wandern.
» Ich habe sie gerade noch so aus den Fängen des Drachen retten können«, erklärte Linn, bevor die blonde Prinzessin etwas Falsches sagen konnte. » Nachdem mir klar geworden war, dass der Botschafter und seine Begleiter geradewegs in die Gefahrenzone hineinritten, bin ich ihnen so schnell wie möglich gefolgt. Ich war rechtzeitig da, wie Ihr seht, der Drache ist allerdings entkommen. Wichtiger war mir, die Schreiberin des Botschafters in Sicherheit zu bringen.«
» Was ist mit Herrn Charrin?«, wollte der Prinz wissen, schon milder gestimmt.
» Der ist weitergeritten. Chamijas Pferd ist durchgegangen, und der Botschafter konnte nicht warten, bis wir es gefunden haben. Er wollte ihretwegen auch nicht langsamer vorwärtskommen, in der Tat hatte er es sehr eilig, nach Hause zu gelangen.«
» Aber er lässt mich bald nachkommen«, versicherte Chamija.
» Vielleicht war es ihm sogar lieber, Euch hier in Sicherheit zu wissen«, murmelte der Prinz nachdenklich. » Die Reise durch Yan ist extrem gefährlich, noch dazu für eine hilflose Frau.«
Chamija machte wie aufs Stichwort ein äußerst hilfloses, verzagtes Gesicht. » Mir ist so kalt. Bringt Ihr mich denn jetzt zurück ins Schloss? Darf ich hierbleiben, bis die Lage sich beruhigt hat?«
» Gewiss«, sagte Arian mit unergründlicher Miene.
Sie erreichten Lanhannat am Abend. Die Pferde, so müde sie auch waren, gaben bei der Aussicht auf den warmen Stall ihr Bestes und mussten, sobald sie die vertrauten Hügel vor Augen hatten, nicht einmal mehr angetrieben werden.
» Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder hier sein würde«, flüsterte Chamija Linn ins Ohr.
Sie saßen zusammen auf Tani, obwohl der Prinz angeboten hatte, die junge Schreiberin mit auf sein Pferd zu nehmen. Linn hatte den Eindruck, dass er über Chamijas empörte Ablehnung erleichtert war. Nicht nur, dass ihr verdrecktes und nasses Gewand seine Kleidung beschmutzt hätte, sie war, so hübsch sie auch aussah, immerhin eine Tijoanerin, und trotz des Vertrags mussten alle sich schließlich erst daran gewöhnen, Tijoa als Bündnispartner zu betrachten. Die Lanhannater hätten womöglich kein Verständnis dafür gehabt, dass der Prinz, dem das halbe Königreich gehörte, sich so ungebührlich eng mit einer verhassten Ausländerin zusammentat.
Die schlafen schon alle, deswegen hätte er sich jedenfalls keine Sorgen zu machen brauchen, dachte Linn, als sie die Wegkreuzung erreichten und die erschöpften Pferde sich den Hang zum Schloss hinaufkämpften. Die meisten Gardisten stiegen ab und führten ihre Rösser. Linn tat es ihnen gleich; dass Chamija im Sattel sitzen blieb, würde Tani wohl kaum stören. Sie war leicht wie eine Feder und immerhin eine Prinzessin.
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