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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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nächstbesten Nachkommen weiterzureichen ist bei uns nicht üblich. Was, wenn das ein völlig unfähiger Kandidat ist, der doch gleich wieder gestürzt wird? Stabilität während einer Herrschaftsperiode kann nur erreicht werden, wenn der Stärkste und Beste den Thron besteigt.«
    Linn war mit Waschen fertig und kuschelte sich in ihre Decke. Es war lange her, dass sie das Zimmer mit einem anderen Mädchen geteilt hatte. Mit Binia, ihrer kleinen Schwester, hatte sie sich ihr Leben lang nur gestritten; interessante Gespräche vorm Einschlafen hatte es bei ihnen nicht gegeben, seit Binia sich zu alt für Linns Drachengeschichten gefühlt hatte.
    » Ich bin so sehr an unsere Tradition gewöhnt, dass ich alles andere erst einmal seltsam und unpraktisch finde«, sagte Chamija. » Bei uns messen sich die Magier, die aus gutem Hause sind und verheißungsvolle Fähigkeiten mitbringen, bis der Sieger feststeht – und der wird dann der neue König. Was würde es für einen Sinn machen, einen schwächeren Zauberer zu krönen oder jemanden, der über gar keine Magie verfügt? Der würde den Thron bloß sofort wieder verlieren, wenn ein stärkerer Zauberer die Hand danach ausstreckt. Oder wie soll einer Gesetze erlassen, wenn er nicht auch die Macht hat, sie durchzusetzen?«
    » Dein Verlobter ist also der stärkste und fähigste Magier von ganz Tijoa?«, fragte Linn, die ein banges Gefühl beschlich. Zu gut erinnerte sie sich daran, wie Scharech-Par, oder Nexin, wie er sich als vermeintlicher Assistent des Botschafters genannt hatte, die Wachen gelähmt und die Schatzkammer geöffnet hatte – so schnell und nahezu beiläufig, dass es sie umso mehr vor ihm gegraust hatte. Wie es aussah, hatte sie sich noch nicht genug vor ihm gefürchtet, sonst hätte sie Jikesch eingeweiht und ihn dazu gebracht, den König vor diesem unheimlichen Zauberer zu warnen.
    » Natürlich«, sagte Chamija. » Mit Abstand. Die anderen leben schließlich nicht mehr.«
    » Wie bitte? Du meinst, die anderen Zauberer sind alle tot?«
    » Jedenfalls diejenigen, die sich am Kampf um den Thron beteiligt haben. Man muss sich seiner Fähigkeiten schon sehr sicher sein, wenn man sich um die Krone bewirbt.«
    Jetzt schauderte Linn erst recht.
    » Wie kannst du damit leben? So einen skrupellosen Mann zu heiraten?«
    Chamija schwieg lange. Schließlich sagte sie: » Nein, das ist er nicht. Skrupellos, meine ich. Er tut nur, was nötig ist, und nicht mehr. Schließlich hätte er versuchen können, dich zu töten, um den Drachen zu landen und mich nach Hause zu bringen. Dass er es nicht getan hat, zeigt mir, wer er wirklich ist. Bis dahin dachte ich, er würde jeden umbringen, der ihm in die Quere kommt. Du standest ihm nun wirklich buchstäblich im Weg, und er hat dich trotzdem verschont.«
    » Na, vielen Dank«, sagte Linn langsam und erinnerte sich mit Unbehagen an Nexins kühles, spöttisches Lächeln. » Wie bringt er eigentlich diesen blauen Drachen dazu, ihm zu gehorchen?«
    » Keine Ahnung«, gab Chamija gähnend zu. » Er ist ein Zauberer. Können Zauberer nicht alles, was sie wollen?«
    Jikesch rollte über den Boden wie ein übergroßer violett-goldener Ball, schnellte hoch und wirbelte Rad schlagend um den Thron. » Rüstgeld!«, sang er. » Rüstgeld vom Fürstfeld!«
    » Ruhe«, knurrte König Pivellius. » Wo war ich stehengeblieben? Schreibt, Findun: Die neue Besteuerung der Fürsten zur Finanzierung unserer Aufrüstung … Was?«
    Der lange Rock bauschte sich um ihre bemerkenswert hübschen Knöchel, während Chamija mit klappernden Schuhen über die Marmorfliesen stakste. Zögernd streckte der Wächter die Hände nach ihr aus, berührte sie an der Schulter und fuhr erschrocken zurück, als sie ihn empört anfauchte.
    » Majestät! Diese Leute sind unmöglich!«
    » Was tut Ihr hier?«, erkundigte sich der König.
    Der Narr ließ sich auf den Rücken fallen und riss fragend die Augen auf, um seine eigene Verwirrung zu überspielen. Auch er hätte gerne gewusst, was das Mädchen hier zu suchen hatte. » Wollt Ihr zu mir?«, rief er und breitete die Arme aus. » Oh Schöne, zu mir, zu mir!«
    Chamija warf ihm einen kurzen verächtlichen Blick zu, dann gehörte ihre Aufmerksamkeit wieder dem König. Jikesch konnte nicht umhin zu bemerken, dass sich sogar die Wangen seines übellaunigen Herrn, der die Fünfzig weit überschritten hatte, röteten, als die blonde Tijoanerin sich so tief vor ihm verbeugte, dass das weit ausgeschnittene Kleid den Blick auf

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