Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
sagen, was du wissen musst, und dafür sorgen, dass Scharech-Pars Pläne sich nicht erfüllen.«
Arian lachte nur. » Du bist ja verrückt. Allerdings stört mich das merkwürdigerweise nicht so sehr, wie es vielleicht sollte.« Er küsste sie und warf Jikesch einen strengen Blick zu.
Der Narr huschte zur Tür, das Herz schwer vor Sorge und Angst. Im Gegensatz zu Arian zweifelte er nicht daran, dass Chamija die Wahrheit sagte.
» Heirate mich«, flüsterte sie.
» Unwahrscheinlich«, sagte Arian. » Das wird mein Vater niemals erlauben.«
» Dein Vater ist nicht das Problem.« Sie zwinkerte Jikesch zu.
Er ergriff die Flucht.
» Das muss aufhören«, sagte Mora böse, während sie in der Schüssel rührte. » Bei allen Göttern, ich weiß nicht, warum ich das überhaupt für dich tue. Ich sollte dich fesseln und in den Keller sperren. Ein Entfesselungskünstler bist du nicht, oder?«
» Nein«, sagte Nival. » Leider nicht. Aber ich kenne ein paar Tricks.«
» Was bei dir ein paar Tricks sind, kann ich mir denken!«, schimpfte sie. » Vermutlich willst du damit sagen, dass man dich wie ein Paket einschnüren könnte, und du würdest wenig später davonspazieren und das halbe Haus mitnehmen, ohne dass jemand es merkt. Warum hat mich niemand gewarnt, als ich einen Gaukler in mein Leben ließ, auch wenn er mein Neffe ist? Dein Vater hat meiner Schwester das Herz gestohlen, das hätte mir ein für alle Mal die Augen öffnen sollen.«
» Hab Dank, Tante Mora.« Nival nahm ihr die Schüssel ab und füllte die weiße Masse in einen kleinen Topf um.
» Cassemin hätte mich wenigstens besuchen können«, beschwerte sich die Kranke. » Wenn er bloß alle paar Jahre vorbeikommt, könnte man ein paar nette Worte erwarten und ein Geschenk. Habt ihr Spielleute keine Manieren? Dafür, dass ich seinen Sprössling versorge, mich um ihn kümmere und was weiß ich noch alles …«
» Sie sind nur kurz geblieben«, sagte Nival.
Er würde ihr nichts davon erzählen. Von dem Schrecken jenes Tages. Von Alasan. Von dem Schmerz. Er hat meine Mutter vergessen. Es ist ihm gleich. Während ich sie immer noch vermisse, während ich immer noch ihr Gesicht vor mir sehe, hell in dem dunklen Verlies … Während ich immer noch dort bin, bei ihr, und auf die Schritte der Wachen lausche. Ich renne durch das Labyrinth, die Gänge brennen sich in mein Herz ein, und ich verstecke irgendwo in einem Winkel meinen dunklen Wunsch, die Sehnsucht nach Rache … und du, Vater, nimmst Alasan in die Arme und vergisst uns beide, meine Mutter und mich, dort unten im Verlies.
Nival schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte leise.
» Hat der König dich wieder geschlagen?«, wollte Mora wissen.
Was davon sind meine Gefühle, und was hat Chamija in mir bewirkt, dass ich so schnell zum Mörder geworden bin, dass die Tat über mich gekommen ist wie ein plötzliches Fieber? War ich es? War sie es? Wie soll ich den König retten, wenn sie jede meiner Handlungen bestimmt?
» Was weißt du über Kräuterzauber?«, fragte er. » Über Magie, die nichts von Drachen benötigt?«
Seine Tante blickte ihn überrascht an. » Wir Zauberer können nicht aus uns selbst heraus wirken. Das solltest du wissen.«
» Aber es könnte andere Dinge geben, die die Kraft bündeln. Pflanzen. Eine ganz andere Art von Zaubersprüchen. Früher gab es sie. Kann man damit den Bann irgendwie aufheben?«
» Eine andere Art? Wovon sprichst du überhaupt?«
» Die Art des Zauberns, wie du sie praktizierst, gibt es erst seit Brahans Tagen«, sagte er. » Wusstest du das nicht? Was ist mit der Zauberei, die davor betrieben wurde? Gibt es Überlieferungen, Traditionen, irgendetwas?«
Mora schüttelte den Kopf. » Davon weiß ich nichts. Wie sollte Magie ohne die Drachen möglich sein?«
Er wollte ihren Namen nicht einmal erwähnen. Auch nicht, wenn er Jikeschs Kostüm abgelegt hatte.
» Ich hätte die Tensi fragen sollen«, murmelte er. » Sie sind überall gewesen, sie hätten es gewusst. Vielleicht hätte Alasan es mir sagen können. Doch nun sind sie weg, ich selbst habe sie vertrieben, und ich fürchte, wenn sie mich auch nur von weitem sehen, werden sie mich keineswegs freundlich willkommen heißen.«
Er war Mora dankbar, dass sie nicht nach dem Grund fragte. Anscheinend hatten die Alten sie mit der Nachricht verschont, dass es eine Tote gegeben hatte, am helllichten Tag auf dem Marktplatz. » Die hübsche Messerwerferin, ein Jammer. Aber gut, sie war nur eine Gauklerin, also
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