Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
noch weiter her kam das erhitzte » Hay, hay, hay« der Zuschauer, die sich an Hahnenkämpfen und Schlimmerem ergötzten.
» Wartet hier«, sagte Nival. » Lasst ihn auf keinen Fall abhauen, ich brauche ihn noch. Vorzugsweise wach.«
» Oh Arajas«, flüsterte Rinek, » ich habe versprochen, dass ich Yaro wieder nach Hause bringe.«
Wie hatte es passieren können, dass jemand von seiner Seite verschwand? Vielleicht hätte Mora es gewusst. Nival konnte nur hoffen, dass die Männer, die er suchte, nicht über noch mehr geheime Zauberwaffen verfügten.
Er wandte sich ins Dunkel, tauchte in die Finsternis, in welcher der gewonnen geglaubte Kampf stattgefunden hatte, und verließ sich ganz auf seine Sinne. Wahrscheinlich genügten sie nicht, aber er hatte nichts anderes, das ihm den Weg weisen konnte.
Wenn er nicht so aufmerksam gewesen wäre, hätte er das Geräusch sicherlich überhört, ein ersticktes Ächzen.
Yaro!
Nival schlüpfte zwischen zwei Häusern hindurch in einen mit Gerümpel vollgestopften Hof, und bekam gerade noch mit, wie eine schmale Tür knarrend zuschwang.
Durch die vor Schmutz starrenden Fensterscheiben drang der flackernde Schein einiger Kerzen, doch die Fenster waren zu hoch, um in die dahinter liegenden Zimmer zu spähen.
Die an der Hauswand aufgestapelten Fässer weckten nicht gerade Nivals Vertrauen, aber da sie so passend unter dem Fenstersims standen, nutzte er die Gelegenheit und kletterte hinauf, wobei er sorgsam darauf achtete, nicht in die Mitte zu treten.
Durch die dreckigen Scheiben war kaum etwas zu erkennen, doch die kleinen Flammen beleuchteten immerhin zwei Männer, die Yaro auf einen Stuhl fesselten. Er ließ den Kopf hängen, vielleicht war er bewusstlos. Einer der Entführer riss ihn an den Haaren zurück, und im Kerzenschein blitzte eine Messerklinge auf.
Nival hatte keine Zeit, lange zu überlegen. Die Fensteröffnung war zu schmal, um durchzubrechen – er musste sofort durch die Tür und konnte nur darauf hoffen, dass er nicht zu spät kam. Er sprang vom Fass, wobei es zerbrach, verlor das Gleichgewicht und stürzte gegen die anderen Fässer und Kisten. Mit lautem Krachen und Scheppern fiel der ganze Haufen in sich zusammen. Damit hatte er bestimmt die halbe Nachbarschaft geweckt. Trotzdem stürzten ihm die beiden Kerle nicht entgegen, und die Tür blieb vor ihm geschlossen. Dafür erklang aus dem Inneren des Hauses ein wildes, wortloses Geheul.
In fieberhafter Eile ruckelte er an dem Draht, der ihm das Schloss öffnen sollte, rutschte nochmals ab, dann endlich hörte er den Riegel leise klacken.
Nival versetzte der Tür einen Tritt. Sie schwang auf; vor ihm lag ein langer, dunkler Flur, an dessen Ende ein schwacher Lichtschimmer unter einer Tür durchfiel.
Ohne Rücksicht auf Verluste stürmte er los und warf sich dagegen. Er platzte in den Raum, in dem sich die beiden Kerle über Yaro beugten, dessen schmerzverzerrtes Gesicht unzweifelhaft verriet, dass der Laut von ihm gekommen war – trotz des Knebels, den seine Peiniger ihm in den Mund geschoben hatten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu Nival hinüber und gab ein ersticktes Grunzen von sich.
» Lasst ihn in Ruhe!«, rief Nival, obwohl er wusste, dass Leute wie diese nicht auf wohlmeinende Ratschläge hörten.
» Macht weiter«, sagte eine Stimme aus dem Nichts. » Ich übernehme das.«
Etwas fuhr Nival in den Magen und warf ihn gegen die Wand.
Während er noch nach Luft schnappte, traf ihn der zweite Schlag und schmetterte ihn zu Boden, dann prasselten unzählige Hiebe in rascher Folge auf ihn herab.
Verdammt, dachte er, ich hatte nicht vor, für Yaro zu sterben. Die Wange auf dem rauen Lehmfußboden, sah er die Blutlache vor sich, die sich zu den Füßen des Gefangenen bildete.
» Na, hast du genug?«
In diesem Moment erkannte er die Stimme, die unterdrückte Wut darin. Losgelöst von dem dazugehörigen Gesicht wirkte sie seltsam schwerelos, aber sie gehörte keinem Geist, keinem unbegreifbaren, mächtigen Wesen, sondern dem Panther von Werlis, dem schwarzhäutigen Mann, den er bei nächtlichen Kämpfen ein ums andere Mal auf den Sandboden des Platzes geschickt hatte. Sie hatten einander diese Frage schon öfter gestellt.
Nein, er hatte noch lange nicht genug. Man ging zu Boden bei diesen Hinterhofkämpfen und stand dann wieder auf. So oft, wie es nötig war, um den Kampf zu gewinnen. Noch nie hatte Nival sich von dem alten Piraten den Sieg aus der Hand nehmen lassen.
» Wir sind bisher
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