Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
bereuen!«
» Ich bin’s.«
Sofort ging die Tür einen Spalt breit auf, und das Mädchen spähte durch die Ritze. » Herr Nival? Bei Belim, wie seht Ihr denn aus? Und wer …?«
» Lass uns rein.«
Agga leuchtete ihnen, während sie in den Flur stolperten, und ließ sie in die Stube. Yaro sank in einen Sessel und lehnte den Kopf zurück. Selbst jetzt, erschöpft und verletzt, war er so schön, dass Agga gedämpft fragte: » Wo habt Ihr denn den Götterknaben her? Wer bei Belim ist das?«
» Wir brauchen dringend einen Arzt«, sagte Nival erschöpft. » Ein Zauberer wäre noch besser, morgen darf man mir hiervon nichts anmerken.«
» Was ist hier los?« Mora stand auf der Schwelle, einen dünnen Morgenrock um ihr Nachthemd geschlungen. Mit ihren wachsamen Augen erfasste sie die Situation sofort. » Ihr großen Götter! Zeig her.« Sie erkannte, dass Yaro am ehesten Hilfe benötigte, und eilte zu ihm. Mit flinken Fingern untersuchte sie sein Gesicht und seine Hände, fühlte seinen Puls.
» Er hat einen Schock – daran kann er eher sterben als an den Wunden. Legt ihn ins Bett. Rasch.« Sie begutachtete erst Rinek mit der Krücke und dem Holzbein, dann Nival, der vor Schmerzen krumm dastand, und seufzte.
» Erst Yaro, danach ihr«, bestimmte sie. » Ihr beide seid aus härterem Holz geschnitzt. Agga, hilf ihm. Komm, Junge, das wird schon wieder.«
» Woher weiß sie seinen Namen?«, fragte Rinek verblüfft. » Kennt uns denn jeder hier in der Stadt?«
Mora und Agga halfen dem Verletzten ins Nebenzimmer. » Hol Wasser«, wies die Zauberin das Dienstmädchen an. » Und du, Nival, zieh ihn aus, ich muss ihn untersuchen.«
» Ich kann nicht, meine Hand ist gebrochen.«
Sie seufzte wieder. » Auch das noch. Dann weck die Alten, ich brauche jede Hilfe, die ich bekommen kann. Oh Belim und Bellius, was ist nur mit diesem Jungen passiert? Vor wem hast du die beiden gerettet? Waren es dieselben Typen, die hinter uns her waren?«
» Ich schätze schon«, meinte Nival. » Leider konnte ich niemanden mehr befragen.«
Das musste warten, obwohl die Verzweiflung in seinem Herzen brannte. Die drei alten Männer eilten die Treppe herab, schürten das Feuer, setzten Wasser auf, suchten Essbares in den Schränken. Während alle geschäftig umherrannten, saßen Nival und Rinek beinahe vergessen am Küchentisch. Rinek entdeckte auf dem Bord über ihnen eine verheißungsvoll aussehende Flasche und einen Becher und schenkte Nival ein.
» Ihr seht aus, als hättet Ihr es nötig.«
» Danke.« Er kippte den Inhalt hinunter, dann erst versuchte er vorsichtig, seine Finger zu bewegen.
» Tut das lieber nicht«, warnte Rinek. » Ihr seid aschfahl, nicht, dass Ihr auch noch zusammenklappt.«
Der Branntwein glühte in Nivals Magen wie eine Feuerkugel. Vor Abscheu zog sich alles in ihm zusammen, aber es gelang ihm, die Flüssigkeit bei sich zu behalten.
» Woher …«, begann der Briner.
» Ihr seid nach Lanhannat gekommen, um Linnia zu treffen«, sagte Nival. » Ihr Ruhm dürfte sich im ganzen Land verbreitet haben und bis nach Brina vorgedrungen sein. Ihr wolltet wissen, wie es ihr geht, ob sie noch dieselbe ist, die Euch verlassen hat. In der Amtsstube hat man Euch die Erlaubnis erteilt, im Schloss vorzusprechen. Natürlich, der Verlobte und der Bruder einer so angesehenen Persönlichkeit genießen gewisse Privilegien. Doch die Garde ist zurzeit gar nicht in der Stadt, daher habt Ihr beschlossen, auf Linnia zu warten.« Er begegnete Rineks überraschtem Blick mit einem kühlen Lächeln. » Habe ich nicht gesagt, ich hätte Informationen für Euch? Die Antwort ist: Ja, es geht ihr gut. Sie ist am Ziel ihrer Träume. Sie kämpft gegen die Drachen wie niemand sonst, und die einfachen Leute in der Stadt verehren sie, als wäre sie aus Brahans Geschlecht. Es ist kein Wunder, dass Mora Yaros Namen erraten hat, zumal er in der Begleitung eines Mannes mit nur einem Bein ist. Genauso wenig ist es ein Zufall, dass Ihr ausgerechnet bei Linnias Freunden gelandet seid, denn ich habe gezielt nach Euch gesucht, sobald ich erfuhr, dass Ihr in der Stadt seid, und als ich im Wilden Ochsen neben Euch saß, wusste ich bereits, wer Ihr seid.«
» Linnias Freunde?«, wiederholte Rinek. » Es kommt mir seltsam vor, dass meine Schwester sich in solch düsteren Straßen herumtreiben soll.«
» Wir haben früher woanders gewohnt«, erklärte Nival. » Bevor uns unsere Feinde das Haus über dem Kopf angezündet haben.«
» Tatsächlich? Ihr scheint,
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