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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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bepackt aus dem Schloss schlurfst.«
    Die Gardisten hatten sich weiter hinten im Hof eingefunden, um ihren demütigenden, pferdelosen Abgang nur ja nicht zu verpassen.
    In der Tat, sie war ihm dankbar.
    » Ich tue mein Bestes«, versprach sie. Keiner der Zuhörer konnte ahnen, dass sie mehr meinte als den Wunsch, seine Wette zu erfüllen. » Ach, Jikesch …« Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, ihn an sich ziehen und ihn nie wieder loslassen … aber sie tat nichts von alldem.
    Ich sehe ihn zum letzten Mal …
    Sein weißes Gesicht. Die schwarzen Augen, die schwarzen Lippen. Ich würde dich küssen, dass es in deinen Zehen kribbelt und dein Bauch warm wird und dir die Haare aus dem Zopf kriechen vor Entzücken … Schon lange flocht sie ihre Haare nicht mehr zum Zopf. So vieles hatte sich geändert, und nun musste sie endgültig gehen.
    Sie schaute ihn an und dachte: Ich kann nicht gehen. Ich kann nicht …
    Etwas raschelte im Stroh, und sie zuckten beide zusammen.
    » Verschwinde«, sagte er munter, » bevor sie dich hinausjagen. Vielleicht holst du Yaro und Rinek noch ein, und ihr kehrt gemeinsam nach Brina zurück.« Er verzog den schwarzen Mund zu einem frechen Grinsen. » Oder willst du kämpfen, Drachenmaid?«
    » Ich weiß nicht, ob ich gegen Chamija kämpfen würde, selbst wenn ich es könnte«, sagte Linn. » Ich weiß überhaupt nichts mehr … Ich hasse sie und hasse sie doch nicht. Vielleicht hat sie recht. Vielleicht stelle ich mich auf die falsche Seite und begehe den größten Fehler meines Lebens. Woher soll ich es wissen? Wer kann mir raten? Ich brauche Antworten, aber ich kann Wahrheit und Lüge nicht unterscheiden. Vielleicht ist sie schuld an allem, aber vielleicht bekämpft sie auch nur meinen wahren Feind. Wem soll ich glauben?«
    Jikesch legte nachdenklich den Kopf schief. » Man kann nur kämpfen, wenn man nicht zweifelt.«
    Linn saß auf; als sie sich nach ihm umschaute, war er verschwunden, als wäre er wie ein Vogel davongeflogen.
    Sie hielt auf das Tor zu. Zu Fuß wäre es noch schlimmer gewesen, aber auch so fühlte es sich an wie Sterben, das Schloss auf diese Weise zu verlassen.

26

    Nival schloss die Tür hinter sich und horchte. Im Haus war es still und dunkel – offenbar hatte niemand die Öllampen angezündet, die den Flur sonst erhellten.
    » Agga? Tante Mora?«
    Er tastete nach der Wand. Dort auf dem Bord stand sonst die Lampe – ja, seine Hand schloss sich um den Glaskolben. Die Zündholzer lagen direkt daneben. Er konnte sie schon unter den tastenden Fingern spüren, da hörte er, dass jemand atmete, kaum ein Gildrek hinter ihm. Einer, nein, vielleicht sogar mehrere. Ein kaum hörbares Scharren eines Fußes, das Knacken eines Gelenks. Jemand lauerte auf ihn, wartete, dass er weiterging. Seine Nackenhärchen stellten sich auf. Er war hier nicht allein.
    Chamija!, war sein erster Gedanke. Eine Falle. Sie hat jemanden hergeschickt. Weil – oh Barradas, sie hat unser Haus entdeckt! Nein! Tante Mora! Die Alten! Nein! Nein!
    Lautlos zog er die Hand zurück und machte sich bereit, dann warf er sich nach vorne, kam mit den Händen auf, schnellte mit den Füßen voran vorwärts, um den Eindringling zu treffen, und ging mit lautem Geschepper und Geklapper zusammen mit irgendetwas zu Boden. Jemand fluchte laut, und gleichzeitig ging das Licht an. Da standen Lireck und Borlin, Stricke in den Händen, und Kasidov hielt die Lampe. Agga mit hocherhobenem Arm, einen Knüppel in der Hand, bereit zum Zuschlagen. Nival starrte auf den Käfig, den er umgerissen hatte, darin, flatternd und schimpfend, Lirecks Affendrossel.
    » Was soll das denn?«, fragte er.
    Die vier zogen den Kreis enger, vorsichtig, und er bemerkte die Angst in Aggas Augen.
    » Seid ihr verrückt? Ich hätte einen von euch töten können!« Nur die Gitterstäbe des Käfigs hatten den kleinen Vogel vor einem plötzlichen Ende bewahrt.
    » Halt still!«, sagte Agga. » Du wirst dich jetzt fesseln lassen, ohne Widerstand zu leisten.«
    Nival bückte sich und stellte den Käfig wieder auf. » Ihr habt der Drossel das beigebracht? Lautes Atmen und Füßescharren? Ihr wart bereit, sie zu opfern?«
    » Beweg dich nicht«, befahl Borlin. » Wir sind zu allem entschlossen.«
    » Wozu soll das gut sein?« Er wusste immer noch nicht, ob er sich ärgern oder lachen sollte. » Das ist mein Haus, und wenn ihr euch nicht wohlfühlt, könnt ihr gerne wieder ausziehen. Ihr seid keine Gefangenen hier. Bei Barradas, was nehmt ihr euch

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