Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
nur nicht zulassen, dass die Ritter einen Drachen angreifen, der die Antworten auf alle meine Fragen hat. Ich …«
Arian schüttelte den Kopf. » Du begreifst nicht einmal, was ich dir da anbiete. Du hast nichts davon verstanden. Ich war bereit, meine Entscheidung zu überdenken, meine Zweifel über Bord zu werfen, alles zu riskieren, um dich trotzdem noch für mich zu gewinnen – und du denkst bloß an diesen verdammten Drachen?«
» Ich kann dir nicht versprechen, dass ich ihn töten werde«, sagte Linn schlicht.
» Dann«, sagte Arian, » haben wir uns nichts mehr zu sagen. Geh! Ich entlasse dich aus der Garde. Du wirst diesen Umhang ablegen. Du kannst deine privaten Besitztümer aus deinem Zimmer holen, und dann will ich dich hier nie wieder sehen.«
Sie hörte seine Worte und war dennoch nicht in der Lage, sie zu begreifen. » Gah Ran hat einen Ritter getötet«, meinte sie. » Das kann ich nicht leugnen, aber hat er nicht das Recht, sich zu verteidigen?«
» Wachen!«
Linn schüttelte die Hände der Wachposten ab, die sie hinausgeleiten wollten. Auf einmal war es unerträglich zu gehen, so brutal hinausgeworfen zu werden. Sie hatte weder Arian noch das Königreich verraten, sie hatte nichts getan – sie hatte sich nur geweigert, einen Drachen, der nicht kämpfte, abzuschlachten. Chamija war die Feindin, nicht sie. Wie unerträglich, der Zauberin das Feld zu überlassen. Das Schloss und den Prinzen und das Schicksal Schenns.
Bitterkeit wuchs in ihrem Herzen, während sie die Stufen hinunterstieg, zu ihrem kleinen Gemach, wo sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammenpackte. Die Drossel hüpfte in ihrem Käfig hin und her. Linn steckte einen Krümel durch die Gitterstäbe, nach dem die Affendrossel gierig pickte. Fragend legte sie den Kopf schief. » Faules Gör«, flötete sie.
» Ich muss weg. Tut mir leid, meine Liebe.«
Die Drossel putzte sich, fauchte nach Drachenart und hielt dann hoffnungsvoll nach dem nächsten Bissen Ausschau.
Linn konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Chamija den Vogel behalten würde, deshalb trug sie den Käfig ans Fenster und öffnete das kleine Türchen.
» Flieg«, sagte sie. » Verschwinde.«
Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie darauf wartete, dass die Drossel die Gelegenheit zur Flucht nutzte. Doch der Vogel blieb verwirrt auf seiner Stange sitzen und flatterte nur mit den Flügeln. Schließlich konnte Linn nicht länger warten. Sie griff in den Käfig, packte das Tier und warf es aus dem Fenster. Laut schimpfend stob der graue Federball davon.
» Es tut mir leid, Vater«, murmelte die junge Drachenjägerin vor sich hin. » So leid, dass ich weder deinen Namen noch meinen bewahren konnte.«
Sie führte gerade Tani aus dem Stall, als Gunya ihr in den Weg trat, ein gehässiges Lächeln auf den Lippen.
» Bestehlt Ihr gerade den König?«, fragte sie.
» Wie bitte?«
» Dieses Ross da«, die Drachenjägerin deutete mit Nachdruck auf den großen Braunen, » ist mit der Ritterwürde verknüpft. Der Hauptmann hat mir mitgeteilt, Ihr verlasst die Garde?«
» Ja«, bestätigte Linn. War es wirklich nötig gewesen, dass Arian das sofort lauthals verkündete?
» Also«, schloss Gunya messerscharf, » ist das nicht länger Euer Reittier. Ihr dürft mir dankbar sein, dass ich Euch gewarnt habe, bevor Ihr einen unverzeihlichen Fehler begeht.«
» Na, vielen Dank«, stieß Linn wütend hervor. Ihr blieb nichts anderes übrig, als das Gepäck wieder abzuschnallen. Was jetzt? Ohne Pferd würde sie nicht weit kommen. Sie schleppte ihren Reisebeutel und die gut verpackten Waffen nach draußen in den Hof – und sah sich Jikesch gegenüber, der gerade eine kleine, tänzelnde Stute zu beruhigen versuchte.
» Hab schon davon gehört«, sagte er. » Hier, nimm die Zügel, sie gehört dir.«
» Wo hast du das Pferd her?«, fragte sie.
» Das ist Apfelblüte. Sie gehörte dem obersten Stallknecht«, antwortete er. » Bis gerade eben.«
» Du hast sie gekauft?«
» Ich habe eine kleine Wette abgeschlossen.«
Linn seufzte. Sie wollte ihm nicht dankbar sein, nicht schon wieder. Es war so viel leichter, Jikesch einfach bloß zu hassen.
» Ich habe gewettet, dass der Prinz dich irgendwann anflehen wird, wieder in die Garde einzutreten«, erklärte er laut. Linn sah mehrere Knechte und Mägde, die aus dem Nutztierstall kamen und neugierig zu ihnen herübersahen. » Dazu gehört selbstverständlich, dass du hoch zu Ross davonreitest und nicht vor aller Augen schwer
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