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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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brauchen wir für den Kampf gegen Chamija. Du bist nun mal die einzige Zauberin, die wir haben. Rinek ist noch zu unerfahren, um dich wirksam zu unterstützen. Du darfst dich nicht für mich opfern, Tante Mora, das wissen wir beide.«
    Eine Weile saß er an ihrem Bett und hielt ihre Hand, dann beugte er sich vor und küsste sie auf die Stirn. Sie würden sich vielleicht nie wiedersehen. Wie viele Stunden hatte er noch, wie viele Tage?
    » Was wäre dein Wunsch gewesen, wenn du es zugelassen hättest?«, fragte sie leise.
    » Frag nicht«, entgegnete er. » Frag alles, nur nicht das.«
    Linnia. Seit er sie das erste Mal im Schlosshof gesehen hatte, seit der Narr ihr einen Kuss geraubt hatte, den sie einem Ritter schuldete. Seit seine Welt hell wurde durch sie und dunkler, als er sich jemals hätte vorstellen können, und sein Denken aufhörte, sich nur um den König zu drehen. Er war nie verliebt gewesen, bis er miterlebte, wie ein Mädchen, das bisher kein Schwert in der Hand gehalten hatte, vorwärtsstürmte, gegen die besten Drachenjäger des Königs – nur weil sie daran glaubte, dass alles geschehen könnte, was sie wollte. Ihre Augen waren so wild und zornig wie sein Herz, aber ihre Lippen lockten weich und süß.
    Nur auf den ersten Blick war Liebe ein wunderbarer, ein unschuldiger Wunsch. Denn er hatte die Kraft von Chamijas Bannsprüchen kennengelernt. Sollte er ein Liebender sein, der kämpfte, ganz gleich, was es ihn kostete – oder sie? Würde er ihr Gewalt antun? Würde er am Ende eifersüchtig alle aus dem Weg räumen, die ihr mehr bedeuten könnten als er? Was brachte es, den König zu vergessen und stattdessen anzufangen, Yaro vor sich her zu hetzen wie einen Hirsch, den er mit seinem Zorn und seiner Eifersucht zerfleischte? Wenn er seine Liebe über alles stellte, würde das in einer Katastrophe enden.
    » Was kann denn noch schlimmer sein, als den König zu töten?«, fragte Mora.
    Yaro umzubringen, zum Beispiel.
    » Du weißt nichts von meinem finsteren Herzen«, sagte Nival düster und stand auf. » Vielleicht habe ich weniger Zeit, als du denkst.«
    An der Tür blickte er noch einmal zurück. Seine Tante wirkte so schwach und hilflos, und dabei war sie die einzige Waffe gegen Chamija, die sie hatten.
    Aus der Stube hörte er Stimmen. Agga stritt mit den Alten. Rinek mischte sich ein, versuchte zu vermitteln.
    Nival fuhr herum. Da stand Yaro, am Fuß der Treppe, im Dunkeln. Allein. Ohne Rinek, der ihn beschützen konnte. Die Gelegenheit.
    Nival horchte in sich hinein und fand keine Wünsche, die ihn vorwärtstrieben, nur eine nachtschwarze Traurigkeit.
    » Viel Glück«, sagte Yaro. » Draußen dämmert es schon. Soll ich dich begleiten bis zum Tor?«
    Sie gingen nebeneinander her durch die stillen Straßen. Die Stadt erwachte gerade und schien sich schläfrig die Augen zu reiben. Yaro lachte leise. » Diese Nacht werde ich nie vergessen. Meinen besten Freund zu bekämpfen – das möchte ich nicht wiederholen, wenn es irgendwie geht.«
    » Rinek ist dein bester Freund«, erinnerte ihn Nival, seltsam berührt.
    » Rinek? Den betrachte ich eher als meinen Schwager. Auch wenn er das, zugegeben, noch nicht ist.«
    Unter diesen Umständen hätte Nival sich viel lieber mit der Rolle des zweitbesten Freundes zufriedengegeben. Aber es gelang ihm, sich nicht einmal vorzustellen, Yaro in einer dunklen Gasse niederzuschlagen. Nein, musste er sich eingestehen, er stellte es sich durchaus vor. Doch gleichzeitig wusste er, dass sein Bedauern den Triumph bei weitem überwiegen würde.
    Er atmete auf, als sie das Haus erreichten, in dem er sein Kostüm aufbewahrte.
    » Hier ist mein Versteck, ich muss mich wieder in den Narren verwandeln. Unsere Wege trennen sich jetzt.«
    » Dann freue ich mich auf unser Wiedersehen. Wenn du zurückkommst, mit diesem verrückten alten König im Schlepptau. Ich weiß es, vertrau mir. Niemandem würde ich zutrauen, einen Plan wie diesen auszuführen, außer dir.«
    » Du hast gelauscht?«, fragte Nival erschrocken. » Bei Barradas’ Esel, wie konntest du!«
    » Ich stand zwischendurch einmal an der Tür«, gab Yaro unumwunden zu. » Es dauerte so unerträglich lange, und ich musste doch wissen, ob du Mora gerade erwürgst. Die Götter werden das nicht unbelohnt lassen und dich zurückkommen lassen. Bald sitzen wir wieder alle zusammen in Moras Küche.«
    » Das wird sicher noch ein wenig dauern«, sagte Nival. » Ich werde nicht wieder Nival sein, bis ich den Plan ausgeführt

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