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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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während sie aß. Sie beeilte sich, denn sie wollte ihn so schnell wie möglich loswerden. Jeder Bissen konnte Arians Tod bedeuten.
    » Ich werde mich selbst behandeln«, sagte sie. » Aber es ist ziemlich wenig Salbe übrig. Hast du noch mehr davon? Kannst du mir morgen etwas mitbringen?«
    » Ja«, antwortete Nival, » zu Hause müsste ich noch etwas haben. Viel ist nicht mehr da, ich habe in letzter Zeit mehr verbraucht, als ich wollte … und Mora ging es auch nicht so gut.«
    Schuldbewusst erinnerte Linn sich daran, dass sie noch gar nicht nach ihrer ehemaligen Hausherrin gefragt hatte.
    » Kommt sie denn zurecht – ohne Bher?«
    » Schlecht, ehrlich gesagt«, meinte er. » Das war ein schwerer Schlag für sie.«
    Linn nickte. » Grüß sie von mir, bitte.«
    » Was dein Schwert angeht …«
    » Darüber reden wir morgen, ja? Ich bin wirklich erschöpft.«
    Nival nickte. Er schien noch mehr sagen zu wollen, brachte aber offenbar nicht den Mut dazu auf.
    » Was deine Freundin Chamija angeht …«, begann er schließlich.
    » Oh nein, nicht das schon wieder!«
    » Was auch immer sie dir sagt, schließ nie einen Handel mit ihr ab. Lass dich auf nichts ein und versprich ihr nichts.«
    » Was sollte ich ihr denn versprechen?« Nival schaute sie so sorgenvoll an, dass sie ihm ganz gewiss nicht verraten würde, dass sie und Chamija sich bereits gegenseitig Stillschweigen zugesichert hatten. Was sollte daran falsch sein?
    » Gute Nacht«, sagte er leise.
    Sobald er fort war, wurde Linn munter. Sie sprang auf, wischte die Reste der königlichen Mahlzeit zur Seite, um Platz auf der Tischplatte zu schaffen, und breitete dort die Utensilien aus, die Nival benutzte, um sich in Jikesch zu verwandeln. Die Tintenfässchen hatte sie nicht kontrolliert, aber die weiße und schwarze Schminke hatte sie vorhin bereits gefunden. Natürlich war sie nicht annähernd so geschickt wie der Narr, aber bei schlechter Beleuchtung mochte es angehen. Die Mütze verbarg ihr Haar. Nun nur noch rasch das Kostüm – sie hätte es vor dem Schminken anziehen sollen, aber zum Glück verwischte die Gesichtsbemalung nicht. Fertig.
    Sie blickte in den Spiegel und erschrak fast vor sich selbst, so sehr ähnelte sie dem echten Narren. Ihre frauliche Figur verbarg sie mit dem Bündel, das sie sich vor die Brust hielt. Darin befanden sich der Salbentopf und eine zusammengerollte Decke, sodass sie es wie einen Säugling tragen konnte.
    Beeil dich, trieb ihre innere Stimme sie an. Schnell, schnell, bevor es zu spät ist!
    Sie stieg in den Schrank, schob die hintere Wand zur Seite und gelangte in einen schmalen, dunklen Gang. Vorsichtig tastete sie sich voran. Die Glöckchen klingelten unaufhörlich; wenn das jemand durch die Wand in seinem Zimmer hörte, würde er sich wundern. Oh verdammt! Sie hatte keine Ahnung, wo sie herauskommen würde und ob sie überhaupt in die richtige Richtung ging. Die Geheimgänge erwiesen sich als ein Labyrinth. Es gab unzählige Verzweigungen, und immer wieder endeten Sackgassen vor den verschiedensten Türen. Manchmal fiel durch winzige Schächte Licht auf den Gang, sonst hätte sie völlig die Orientierung verloren.
    Schließlich war sie nach ihrer eigenen Einschätzung irgendwo im königlichen Flügel. Sie drückte eine Tür auf, die sie nicht in einen Schrank, sondern in einen behaglich eingerichteten Raum führte, in dem sie schon einmal gewesen war. Hier hatte sie ein paar wertvolle Anstecknadeln gestohlen, wie sie sich nun voller Scham erinnerte. An jene Zeit, in der sie als Leibeigene des Drachen Nat Kyah grüne Edelsteine gesammelt hatte, dachte sie nur äußerst ungern zurück.
    Linn schlich durchs Zimmer und schlüpfte hinaus auf den Flur. Hier kannte sie sich wenigstens einigermaßen aus, dank ihrer zahlreichen Diebestouren mit Jikesch. Dort die breite, mit Teppich ausgelegte Treppe hinauf, um die Ecke, an den Wachen vorbei – nur nicht hinschauen, damit ihnen ja nicht das falsche Gesicht auffiel oder sie gar etwas sagen musste. Die Männer standen schweigend da. Machten sie immer solch düstere Mienen? Hieß das etwa, dass sie zu spät kam, dass Arian bereits gestorben war?
    In dieser Richtung ging es zu den königlichen Gemächern. Auf den Gängen eilten trotz der fortgeschrittenen Stunde Diener und Mägde hin und her, standen Fürsten und Ritter beisammen und flüsterten mit gedämpfter Stimme. Linn schnappte ein paar Satzfetzen auf. Anscheinend warteten sie darauf, dass jeden Moment die Nachricht vom Tod des

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