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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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sie sich jedoch in Richtung Tür davonstehlen wollte, rief der König sie zurück.
    » Hiergeblieben, Narr! Entferne nicht das Glück aus diesem Gemach!«
    » Er soll verschwinden«, murrte Arian. » Euer kleiner Spaßvogel treibt mich in den Wahnsinn.«
    » Bete!«, befahl Pivellius. » Bete weiter! Es hilft! Ich werde sämtliche Priester deines Gottes herrufen lassen!«
    » Äh …« Leider gab es keine Priester eines Gottes, den sie sich ausgedacht hatte. Und es wurde immer heller; unmöglich konnten das Kostüm und die Gesichtsbemalung dem Tageslicht standhalten.
    Linn kauerte sich neben den Sessel des Königs und hielt den Kopf gesenkt. Solange sie tat, als würde sie beten, würde man sie hoffentlich in Ruhe lassen und weder Späße noch akrobatische Kunststücke von ihr erwarten.
    Sie fühlte sich ausgelaugt und müde. Ihre eigene Verletzung verlangte nach Ruhe; ihr Durst wurde stärker, aber sie wagte nicht, sich an der Karaffe des Prinzen zu bedienen. Außerdem verspürte sie mittlerweile ein äußerst menschliches Bedürfnis. Was war das für ein König, der einem befahl, im Zimmer zu bleiben?
    Bald leckten die Strahlen der Morgensonne über die Fensterbrüstung. Gold ergoss sich ins Zimmer und brachte sämtliche Verzierungen und Edelsteine zum Glänzen. Der Prinz wurde in seinem Lager von den aufgeregten Ärzten umschwärmt, bis er sie laut schimpfend davonjagte und nach ihnen schlug. Seine Stimme war wieder kräftig und wie gewohnt gereizt. Auch wenn er dem Befehl seines Vaters gehorchte und das Bett nicht verließ, bestand kein Zweifel daran, dass er jeden Heiler, der ihm zu nahe kam, verprügeln würde.
    » Was tun diese Kappengeier hier? Raus hier! Raus!«
    Die Fürsten, die gestern noch flüsternd die angenehmen Begleitumstände einer Trauerfeier erörtert hatten, ergriffen die Flucht.
    Der König fuhr sich durch den struppigen Bart.
    » Geht ruhig, Vater«, sagte Arian. » Ich bin müde und erschöpft, etwas Schlaf wird mir guttun. Euch sicherlich auch.«
    Pivellius zögerte.
    » Ich kann nicht schlafen, wenn mir alle dabei zusehen! Und nehmt Euren lustigen Diener am besten gleich mit.«
    Ja, dachte Linn, die ganz seiner Meinung war. Ich muss hier raus. Jetzt sofort!
    Der König gähnte. » Der Narr bleibt hier. Er soll weiterhin auf dich aufpassen und den Segen der Götter auf dich herabflehen.«
    Nein!
    Linn wäre dem König am liebsten nachgelaufen, aber er schritt aus dem Zimmer, ohne sich umzusehen, ein anderer als am Vortag, kein gebeugter Greis mehr, sondern ein Mann in den besten Jahren, voller Hoffnung. Ein Mann, der erwartete, dass man ihm gehorchte.
    » Na wunderbar«, stöhnte Arian und bedachte die violette Gestalt mit einem finsteren Blick. » Das hat mir noch gefehlt.«
    Linn wagte kaum aufzusehen. Würde er sie nicht sofort erkennen? Doch ihr Durst wurde übermächtig. Nival hatte recht gehabt, sie war noch lange nicht gesund.
    » Dürfte ich«, flüsterte sie und streckte die Hand aus, wobei sie das Gesicht abwandte, » etwas Wasser?«
    Weil sie nicht hinsah, konnte sie nicht ausweichen. Die schwere Karaffe traf sie am Schienbein, und nur mit Mühe konnte sie einen Schmerzensschrei unterdrücken.
    » Bitte schön«, sagte der Prinz liebenswürdig. » Und jetzt lass mich in Ruhe und wage es bloß nicht, mich noch mal anzusprechen.«
    Er kuschelte sich in sein Kissen, während Linn sich fast die Zunge abbiss, um nicht zu schreien.
    Der Vormittag verwandelte den Himmel in ein sanftes Blau. Hilflos saß Linn da und wartete, bis der Prinz eingeschlafen war, dann hinkte sie an die Tür und öffnete sie vorsichtig. Bevor sie auch nur den Kopf hinausstrecken konnte, schubste der Wächter sie zurück.
    » Bete!«, befahl er. » Du sollst bei ihm bleiben, du bist das Glück des Prinzen.«
    Er schob die Tür wieder zu. Stöhnend blieb Linn davor stehen und drängte die Tränen zurück. Was jetzt? Schließlich kroch sie auf den Sessel des Königs, rollte sich zusammen und versuchte einzuschlafen.
    Jemand rüttelte sie an der Schulter. Ertappt fuhr sie hoch und blickte in Nivals finsteres Gesicht. Er bebte vor Wut. Unsanft packte er sie am Arm und zog sie aus dem Sessel hoch. Der Prinz schlief zum Glück und bemerkte nicht, wie der Schreibergehilfe einen mit einer Jagdszene bestickten Wandteppich zurückschlug und mit der Gestalt im Narrenkostüm dahinter verschwand.
    Sie standen in einem dunklen Gang. » Komm«, zischte er, und Linn folgte ihrem Retter durch das Labyrinth zwischen den

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